Die Tote im Götakanal
steigen diese Leute ein?
Zeuge: Wo das Schiff gerade liegt oder durchgeschleust wird.
Ahlberg: Welches ist die am häufigsten gewählte Strecke der Deckspassagiere?
Zeuge: Eigentlich jeder Teil. Meistens fahren Radfahrer oder Wanderer von Motala oder Vadstena aus mit, um über Vättern zu kommen.
Ahlberg: Und sonst?
Zeuge: Tja, was soll ich sagen. Früher haben wir Ausflügler von Stockholm nach Oxelösund und von Linköping nach Vänersborg mitgenommen. Aber das hat aufgehört.
Ahlberg: Warum?
Zeuge: Es wurde zu eng. Die Kabinenpassagiere haben ja einen nicht gerade niedrigen Preis bezahlt.
Es ist nicht unsere Absicht, daß sie sich von vielen Weibsbildern und ihren Gören, die mit ihren Thermoskannen und Stullenpaketen ständig hin und her rennen, belästigt fühlen.
Ahlberg: Spricht etwas dagegen, daß ein Deckspassagier in Söderköping eingestiegen sein kann?
Zeuge: Warum? Er kann überall eingestiegen sein. Bei einer der fünfundsechzig Schleusen oder an den Orten, die wir fahrplanmäßig anlaufen.
Ahlberg: Wie viele Deckspassagiere können Sie an Bord nehmen?
Zeuge: Auf einmal? Na, nicht mehr als zehn. Aber meistens sind es nur zwei oder drei.
Ahlberg: Was sind das für Leute? Hauptsächlich Schweden?
Zeuge: Keine Spur. Auch viele Ausländer. Es kann ja jeder mitfahren. Vielleicht sind es meistens solche, die so alte Schiffe mögen und die sich die Mühe machen, auf den Fahrplan zu achten.
Ahlberg: Diese Leute werden nicht in der Passagierliste geführt?
Zeuge: Nein.
Ahlberg: Haben Deckspassagiere Gelegenheit, an Bord zu essen?
Zeuge: Natürlich. Aber nicht zusammen mit den anderen Passagieren, sondern hinterher, wenn die fertig sind. Es gibt feste Preise für die einzelnen Mahlzeiten, à la carte, sozusagen.
Ahlberg: Sie haben bei einer früheren Vernehmung ausgesagt, daß Sie sich nicht an die Frau hier auf den Bildern erinnern können – den Mann hier glauben Sie aber wiederzuerkennen. Gehört es nicht zu Ihren Aufgaben als Steuermann, sich um die Passagiere zu kümmern?
Zeuge: Wenn die Gäste an Bord kommen, nehme ich die Fahrscheine entgegen und begrüße sie. Danach werden sie in Ruhe gelassen. Es ist nicht unsere Absicht, bei diesen Reisen dauernd irgendwelche Touristeninformationen über den Lautsprecher zu verbreiten, so was bekommen die woanders schon genug.
Ahlberg: Trotzdem finde ich es seltsam, daß Sie diese Frau nicht wiedererkennen. Sie waren doch fast volle drei Tage mit ihr zusammen an Bord.
Zeuge: Wie stellen Sie sich das eigentlich vor?
Wir befördern pro Saison an die zweitausend Passagiere. In zehn Jahren sind das zwanzigtausend.
Wie soll man sich da an einzelne Gesichter erinnern? Und während ich arbeite, halte ich mich ja auf der Brücke auf. Wir sind nur zwei Männer, die sich bei der Wache ablösen können, das sind also zwölf Arbeitsstunden pro Tag.
Ahlberg: Aber dies war immerhin eine besondere Reise, auf der allerhand passiert ist…
Zeuge: Ich hatte an dem Tag zwölf Stunden Brückenwache. Und außerdem war meine Frau bei mir.
Ahlberg: Ihre Frau? Die ist aber auch nicht auf der Passagierliste aufgeführt.
Zeuge: Warum auch? Wir von der Schiffsführung haben das Recht, ab und zu mal Angehörige mitzunehmen.
Ahlberg: Wir haben bisher angenommen, daß sich auf dieser Reise sechsundachtzig Personen an Bord befunden haben. Das stimmt also nicht. Mit Deckspassagieren und Angehörigen können es praktisch an die hundert gewesen sein?
Zeuge: Gut möglich.
Ahlberg: Nun zu dem Mann mit dem Moped.
Wann ging er an Land?
Zeuge: Da ich nicht einmal sicher bin, ihn überhaupt jemals gesehen zu haben, wie soll ich da wissen, wann er an Land ging? Ein Teil der Fahrgäste, die es eilig hatten, weil sie ihre Flugzeuge und Züge erreichen wollten, gingen gleich nachts um drei von Bord, als wir in Lilla Bommen anlegten.
Die anderen schliefen aus und gingen erst im Laufe des Vormittags an Land.
Ahlberg: Wo kam Ihre Frau an Bord?
Zeuge: Hier in Motala, wir wohnen ja hier.
Ahlberg: In Motala? Mitten in der Nacht?
Zeuge: Nein, auf der Reise hinauf nach Stockholm fünf Tage früher. Dann ging sie bei der nächsten Reise hinauf wieder von Bord, genau am 8. Juli, vier Uhr nachmittags. Sind Sie jetzt zufrieden?
Ahlberg: Wir haben Ihnen mitgeteilt, wie unserer Meinung nach der Mord vor sich gegangen sein könnte. Was sagen Sie dazu?
Zeuge: Ich glaube nicht, daß es so passiert sein kann, wie Sie sich das vorstellen.
Ahlberg: Und warum nicht?
Zeuge: Jemand hätte es
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