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Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Lastwagen mit der Firmenbeschriftung verließ den Hof. Nach Kollbergs Uhr war es 11 Uhr 57.
    Zwei Minuten später öffnete sich die Tür zum Büro, und ein großer Mann mit dunkelgrünem Mantel und schwarzem Hut trat auf die Straße. Kollberg legte das Geld für seine Tasse Kaffee auf den Tisch, stand auf und nahm seinen Hut, ohne den Mann aus den Augen zu lassen. Der überquerte gerade die Straße und ging an dem Cafe vorbei. Als Kollberg ins Freie trat, sah er ihn gerade um die Ecke Norrlandsgatan biegen. Er folgte ihm unauffällig – weit brauchte er nicht zu gehen. Ungefähr 20 Meter hinter der Ecke liegt eine Grillbar; dort ging der Mann hinein.
    Eine lange Schlange stand vor der Theke, und der Mann stellte sich geduldig an. Als er an die Reihe kam, nahm er ein Tablett, stellte eine kleine Flasche Milch, Brot und Butter darauf, bestellte etwas an der Schalterklappe, bezahlte und setzte sich mit dem Rücken zu Kollberg an einen freien Tisch.
    »Eine Lachsforelle!« rief das Mädchen an der Kasse. Der Mann stand auf und nahm seinen Teller entgegen. Er aß langsam und bedächtig und sah nur auf, wenn er sein Glas Milch zum Mund führte.
    Kollberg hatte sich eine Tasse Kaffee geholt und sich so gesetzt, daß er den Mann im Auge behalten konnte. Allmählich war auch er überzeugt, den Unbekannten von dem Filmstreifen vor sich zu haben.
    Nach dem Essen wischte sich der Mann sorgfältig den Mund ab, nahm Hut und Mantel und ging, ohne noch eine Zigarette geraucht oder eine Tasse Kaffee getrunken zu haben. Kollberg ging ihm bis Hamngatan nach und von dort quer über die Straße zu Kungsträdgärden, dem Königsgarten. Der Mann schritt kräftig aus, Kollberg immer 20 Meter hinter ihm. Weiter ging’s durch die Ostallee. Bei Molins Springbrunnen, dessen Bassin zur Hälfte mit schmutziggrauem Schneematsch gefüllt war, wandte er sich nach rechts, am Brunnen vorbei und weiter die Westallee hinauf. Kollberg folgte ihm, vorbei an Victoria und Blanchs Cafe, über die Straße zur NK, Hamngatan hinunter bis Smalandsgatan; dort ging er schräg über die Straße und verschwand in seinem Hoftor.
    Du liebe Güte, das kann ja heiter werden, dachte Kollberg.
    Er sah auf seine Armbanduhr. Lunch und Spaziergang hatten genau eine Dreiviertelstunde gedauert.
    Der Nachmittag verlief ereignislos. Ein Laster kam unbeladen zurück. Menschen kamen und gingen, der Möbelwagen fuhr fort und kehrte auch bald wieder zurück, wobei er beinahe im Tor mit einem Laster zusammengeprallt wäre.
    Fünf vor fünf kam der eine Lastwagenfahrer in Begleitung einer dicken grauhaarigen Frau aus dem Tor. Um fünf erschien der zweite. Der dritte war noch unterwegs. Kurz darauf verließen drei weitere Leute das Büro, überquerten die Straße und traten in das Cafe, wo Kollberg wieder Posten bezogen hatte. Alle bestellten sich lauthals ein Bier und tranken schweigend ihre Gläser aus.
    Fünf nach fünf erschien der Lange. Er blieb vor der Tür stehen, holte sein Schlüsselbund heraus und schloß ab. Nachdem er die Schlüssel wieder weggesteckt hatte, vergewisserte er sich, daß die Tür auch ordentlich verschlossen war, und trat auf die Straße.
    Während Kollberg seinen Mantel anzog, hörte er einen der Speditionsangestellten sagen:
    »Folke geht nach Hause.«
    Ein anderer meinte: »So was ist nun Junggeselle und rennt immer gleich nach Hause. Der weiß gar nicht, wie gut er’s hat. Ihr hättet mal meine Olle hören sollen, als ich gestern ‘n bißchen später kam. Und alles wegen ein paar kleiner Bierchen. Es ist schon ein Elend…«
    Mehr hörte Kollberg nicht. Der Lange, dessen Namen nun also feststand – Folke Bengtsson -, war verschwunden. Auf Norrlandsgatan bekam er ihn wieder zu Gesicht. Der Mann ging durch das Gedränge in Richtung Hamngatan und blieb an der Bushaltestelle gegenüber der NK stehen.
    Als Kollberg ankam, hatten sich bereits vier Personen hinter Bengtsson angestellt; er konnte nur hoffen, daß der Bus nicht zu voll war und er auch noch mitkam. Bengtsson starrte die ganze Zeit über geradeaus und schien sich die Weihnachtsdekoration von NK anzusehen. Als der Bus kam, sprang er auf das Trittbrett, und auch Kollberg hatte Glück; er konnte sich noch gerade zwischen die Türen zwängen, ehe sie sich schlössen.
    Bei St. Eriksplan stieg der Mann aus. Geduldig wartete er mit anderen Fußgängern an den Verkehrsampeln und gelangte schließlich auf die andere Marktseite. In Rörstrandsgatan trat er in einen Selbstbedienungsladen.
    Weiter ging es

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