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Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Rörstrandsgatan entlang, an Birkagatan vorbei. Gleich dahinter überquerte er die Fahrbahn und verschwand in einem Haus. Eine Minute später stand Kollberg vor der Tür und studierte die Namensschilder. Es gab zwei Treppenhäuser in diesem Gebäude, eins; im Haupthaus und eins in dem Haus, das man über den Hof erreichte. Kollberg gratulierte sich selbst zu seinem Glück, als er feststellte, daß Bengtsson zur Straße hin im zweiten Stock wohnte.
    Von einem Haustor auf der anderen Straßenseite sah Kollberg zur zweiten Etage hinauf. Hinter vier Fenstern konnte er weiße Tüllgardinen und einen Wald von Topfblumen erkennen; das sah nicht nach einer Junggesellenwohnung aus. Also konzentrierte er seine Aufmerksamkeit auf die zwei benachbarten Fenster. Eins davon war nur angelehnt, und während er es beobachtete, wurde hinter dem anderen Licht angemacht. Möglicherweise die Küche – Kollberg konnte eine weiße Decke und eine weiße Wand sehen. Zweimal beobachtete er, daß sich jemand darin bewegte, aber die Gestalt war nicht deutlich genug, als daß er Bengtsson erkennen konnte.
    Nach zwanzig Minuten wurde es dunkel in der Küche, und im Nebenzimmer ging eine Lampe an.
    Nach einer Weile trat Bengtsson ans Fenster. Er öffnete es weit, lehnte sich hinaus und holte mehrmals tief Luft. Danach machte er es wieder zu und zog das Rollo herunter. Es war gelblich und ließ das Licht etwas durch; Kollberg sah Bengtssons Silhouette im Zimmer verschwinden. Das Fenster hatte offenbar keine Gardinen, denn an beiden Seiten des Rollos konnte man breite Lichtstreifen sehen.
    Kollberg rief Stenström an. »Jetzt ist er zu Hause.
    Wenn ich bis neun nichts von mir hören lasse, kommst du und übernimmst.«
    Kurz nach neun erschien Stenström. Inzwischen war nichts weiter geschehen, als daß um acht das Licht im Zimmer ausgegangen war. Seitdem zeigte sich ein schwacher, blaukalter Schein in den Ritzen neben dem Rollo.
    Stenström hatte eine Abendzeitung bei sich, und sie stellten fest, daß das Fernsehen einen amerikanischen Film brachte.
    »Den kenn ich«, sagte Kollberg. »Ich hab ihn vor zehn, fünfzehn Jahren gesehen. Toller Film. Alle kommen um – bis auf die Hauptdarstellerin… So, ich mach mich jetzt auf den Weg, vielleicht komm ich noch rechtzeitig heim zum großen Sterben.
    Morgen um sechs lös ich dich ab.«
    Der Morgen war kalt und sternenklar, als Stenström sich neun Stunden später eilig auf den Weg zum St. Eriksplan machte. Seit das Licht um halb elf im Zimmer des zweiten Stocks ausgegangen war, hatte sich nichts weiter ereignet.
    »Beweg dich ein bißchen, sonst frierst du fest«, hatte Stenström beim Abschied gesagt, und als sich um halb acht endlich die Tür öffnete und der Lange erschien, atmete Kollberg auf.
    Bengtsson trug denselben Mantel wie am Vortag, nur hatte er den Hut gegen eine graue Krimmermütze vertauscht. Er lief schnell, und die Atemluft kam wie weißer Rauch aus seinem Mund. Am St. Eiksplan nahm er den Bus nach Hamngatan, und ein paar Minuten nach acht sah Kollberg ihn im Torbogen seiner Firma verschwinden. Zwei Stunden später kam er wieder heraus, ging die wenigen Schritte in die Konditorei im Nachbarhaus, trank Kaffee und aß zwei belegte Brote. Um zwölf ging Bengtsson bis zu der Grillbar, dann einmal rund um den City Palast bis zurück ins Büro. Wenige Minuten nach fünf erschien Bengtsson wieder, schloß die Tür hinter sich ab, fuhr mit dem Bus nach St. Eriksplan, kaufte etwas Brot in einer Bäckerei und ging nach Hause.
    Zwanzig nach sieben trat er wieder aus der Tür; an St. Eriksgatan bog er rechts ab, ging über die Brücke bis Kungsholmsgatan und verschwand hinter einer Tür. Kollberg blieb eine Weile vor der Tür stehen, über der in großen roten Buchstaben das Wort BOWLING stand. Dann schob er die Tür auf und trat ein.
    Die Bowlinghall hatte sieben Bahnen, und hinter einer Ballustrade befand sich ein Selbstbedienungsrestaurant mit kleinen runden Tischen und Stühlen mit Plastiküberzug. Es herrschte ein ziemlicher Lärm – Stimmen, Lachen, rollende Kugeln, umfallende Kegel…
    Bengtsson war nirgends zu entdecken. Dagegen erkannte Kollberg zwei von den drei Männern, die am Vortag in das Cafe gekommen waren und sich dort ein Bier genehmigt hatten. Kollberg zog sich in; die Nähe der Tür zurück, um nicht erkannt zu werden. Nach einer Weile kam der fehlende Dritte mit Bengtsson zusammen an den Tisch. Als eine Bahn frei wurde und die vier anfingen zu kegeln, verließ Kollberg das

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