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Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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vorstellen.«
    »Und warum nicht?«
    »Also… das hätte doch jemand merken müssen.
    Das Schiff war doch voll belegt.«
    »Ich kann mir noch viel weniger vorstellen, daß Sie nichts von dem Mord gehört haben wollen. Es wird mir schwer, das zu glauben. «
     
    »Aber wenn ich es Ihnen doch sage… Ich lese keine Zeitungen, daher kommt’ s wohl.«
    »Die Sache ist im Radio und im Fernsehen gebracht worden. Die Bilder, die Sie da in der Hand haben, sind mehrmals gezeigt worden. Haben Sie denn keinen Fernsehapparat?«
    »Doch, natürlich. Aber die Nachrichten schalte ich nie ein. Am liebsten habe ich Naturprogramme und Spielfilme.«
    Martin Beck sah den Mann etwas streng an. Nach einer Minute fragte er: »Und warum lesen Sie keine Zeitungen?«
    »Die interessieren mich eben nicht. Immer nur Politik und solche Dinge, von denen Sie eben sprechen – Mord und Unglücksfälle und anderes Elend.«
    »Dann lesen Sie also praktisch gar nichts?«
    »Doch, sicher. Über Sport, Fischerei, Freiluftleben… auch mal einen Abenteuerbericht.«
    »Irgendwelche Zeitschriften?«
    »Das Sportblatt, das kaufe ich mir jede Woche.
    Und das Record-Magazin. Und seit ich klein war regelmäßig Lektyr. Manchmal kaufe ich auch amerikanische Anglerzeitschriften.«
    »Ja, unterhalten Sie sich denn nie mit Ihren Kollegen über irgendwelche Tagesereignisse?«
    »Ach, die kennen mich und wissen, daß ich so was nicht mag. Die reden natürlich untereinander, aber da höre ich selten zu. Das stimmt wirklich.«
    Martin Beck schwieg.
    »Sie glauben mir wohl nicht? Ich kann nur wiederholen, daß es die reine Wahrheit ist.«
    »Sind Sie eigentlich religiös?«
    »Nein. Warum?«
    Martin Beck nahm sich eine Zigarette und schob ihm die Packung hin.
    »Nein, danke, ich rauche nicht.«
    »Und wie steht’s mit dem Alkohol?«
    »Bier mag ich ganz gern. Sonnabends trinke ich schon mal ein Glas nach der Arbeit. Aber nichts Hochprozentiges.«
    Martin Beck betrachtete ihn unverwandt. Der Mann machte keinerlei Versuch, seinem Blick auszuweichen.
    »Nun, wir haben Sie ja endlich gefunden; das ist die Hauptsache.«
    »Wodurch eigentlich? Ich meine, woher wußten Sie denn, daß ich an Bord war?«
    »Ach, reiner Zufall. Jemand hat Sie wohl wiedererkannt. Aber nun zurück zur Sache - ght es hier um folgendes: Bisher sind Sie die einzige Person, die wir ermitteln konnten, die mit dieser Frau hier gesprochen hat. Wie haben Sie sie kennengelernt?«
    »Warten Sie mal… ja, jetzt fällt es mir ein. Sie stand zufällig neben mir und fragte mich was.«
    »Und?«
    »Ich gab ihr Auskunft – so gut ich konnte. Mein Englisch ist nicht besonders gut.«
    »Aber Sie lesen doch ab und zu amerikanische Zeitungen?«
    »Eben. Und deshalb nehme ich die Gelegenheit wahr und spreche mit Engländern und Amerikanern.
    Um zu üben. Das geschieht selten. Einmal in der Woche gehe ich ins Kino und sehe mir einen amerikanischen Film an, irgendeinen. Und häufiger schau ich mir im Fernsehen sogar Kriminalfilme an, obwohl der Inhalt mich nicht interessiert, Hauptsache sie sind nicht synchronisiert.«
    »Aha. So kamen Sie also ins Gespräch. Wissen Sie wohl noch, worüber Sie sich unterhalten haben?«
    »Ja…«
    »Überlegen Sie mal. Es kann wichtig sein.«
    »Also… sie erzählte einiges über sich selbst.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ach, wo sie wohnte. Den Namen der Stadt hab ich aber vergessen.«
    »Kann es New York gewesen sein?«
    »Nein, New York war es nicht… Tut mir leid, ich kann es wirklich nicht mehr sagen.«
    »Erwähnte sie sonst noch was?«
    »Ja, daß sie Bibliothekarin sei. Daran kann ich mich genau erinnern und daß sie am Nordkap und in Lappland gewesen war und die Mitternachtssonne gesehen hatte. Sie hat auch eine ganze Menge gefragt.«
    »Waren Sie viel mit ihr zusammen?«
    »Nein, das kann ich nicht behaupten. Auf so einem Schiff begegnet man sich natürlich öfter, dann haben wir ein paar Worte gewechselt.«
    »Und wann war das ungefähr?«
    Der Mann antwortete nicht gleich.
    »Das muß am ersten Tag gewesen sein. Ja, richtig… zwischen Berg und Ljungsbro sind wir dann eine Zeit an Land gegangen, während das Schiff durch die Schleuse fuhr.«
    »Sie kennen sich anscheinend gut auf dem Kanal aus, was?«
    »O ja. Ich versuche es jeden Sommer so einzurichten, daß ich ein Stück mit dem Schiff mitfahren kann. Von diesen alten Booten gibt es nicht mehr viele, und es ist eine angenehme Reise.«
    »Wie oft haben Sie das schon gemacht?«
    »So genau kann ich das nicht mehr sagen…

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