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Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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bist ja auch für diese Sache freigestellt worden«, meinte Hammar, dem die Zeit auf den Nägeln brannte. Er brauchte Martin Beck noch für andere Aufgaben, ebenso Melander und Stenström, die wenigstens zeitweise in die Sache eingespannt waren. Außerdem würde es nicht lange dauern, bis die Dritte Abteilung meuterte und das ausgeliehene Mädchen zurückhaben wollte… »Na, dann Hals - und Beinbruch«, sagte er und verabschiedete sich.
    Sonja Hansson hockte auf Martin Becks Besuchersessel. Sie war erkältet und schneuzte sich.
    Martin Beck betrachtete sie mißtrauisch. Wie sie so vor ihm saß, mit Stiefeln, grauem Kostüm und Strumpfhosen…
    »Heute siehst du Roseanna aber nicht sehr ähnlich«, meinte er schließlich.
    »Bitte, dann fahr ich eben nach Hause und ziehe mich um. Aber meinst du nicht, daß es etwas merkwürdig aussehen wird, wenn ich in Sommerkleid und Sonnenbrille bei der Spedition aufkreuze und frage, ob sie meine Kommode transportieren wollen?«
    »Du mußt’s ja wissen. Hauptsache, du hast begriffen, worauf es ankommt.«
    Einen Moment saß er schweigend da.
    »Hoffentlich hab ich selbst es verstanden«, murmelte er.
    Sonja Hansson sah ihn nachdenklich an. »Ich glaube, ich hab’s begriffen«, sagte sie dann. »Ich habe jedes Wort, das über sie geschrieben ist, wieder und wieder gelesen. Den Film hab ich mindestens zehnmal gesehen. Ich hab mir eine bestimmte Garderobe gekauft und stundenlang vorm Spiegel geübt. Leicht ist die Sache nicht für mich wir sind völlig verschiedene Charaktere. Auch ihre Lebensgewohnheiten waren anders als meine. Ich habe bisher nicht so gelebt wie sie und werde es auch niemals tun. Aber ich werde versuchen, den Auftrag auszuführen – so gut ich eben kann.«
    »Mehr kann kein Mensch verlangen«, sagte Martin Beck.
    Sie schien etwas unzugänglich; sie war überhaupt keine Frau, die man leicht einordnen konnte. Von ihrem Privatleben wußte er nur, daß sie eine uneheliche Tochter hatte, die fünf Jahre alt war und bei ihren Eltern auf dem Lande lebte. Sie war wohl nie verheiratet gewesen. Aber er mochte sie gern. Sie war intelligent und aufrichtig und schien ihren Beruf zu lieben. Diese Vorausbedingungen sollten genügen.
    Um vier Uhr nachmittags meldete sie sich wieder.
    »Ich war vorhin da und bin dann gleich nach Hause gegangen. Hoffentlich ist es dir recht.«
    »Nun, er wird wohl kaum gleich angestürzt kommen. Wie ging es denn?«
    »Gut, glaub ich. Die Kommode kommt morgen.«
    »Hast du Eindruck auf ihn gemacht?«
    »Tja… ich glaub schon. Etwas schwer zu sagen, wenn man nicht weiß, wie er sich sonst Frauen gegenüber verhält.«
    »War es sehr unangenehm?«
    »Das kann ich nicht behaupten. Ich finde ihn eigentlich ganz sympathisch. Richtig nett. Bist du sicher, daß er der Richtige ist? Ich hab ja keine Erfahrung im Umgang mit Mördern, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß er Roseanna McGraw ermordet haben soll.«
    »Ja, ich bin sicher. Was sagte er? Hat er deine Telefonnummer?«
    »Ja, ich schrieb Adresse und Telefonnummer auf einen Zettel. Dann sagte ich ihm, daß ich Türtelefon hätte, aber nicht antworten würde, wenn ich nicht jemand erwartete; man müsse sich also vorher telefonisch bei mir anmelden. Im übrigen sagte er nicht viel.«
    »Wart ihr allein im Zimmer?«
    »Ja. Auf der anderen Seite der Glasscheibe saß eine dicke Frau, aber die konnte uns nicht hören.
    Sie telefonierte nämlich, und ich hab kein Wort davon verstanden.«
    »Habt ihr euch noch über etwas anderes als die Kommode unterhalten?«
    »Unterhalten kann man es nicht direkt nennen…
    ich sagte, es sei scheußliches Wetter, und er, da hätte ich recht. Dann sagte ich, es sei schön, daß Weihnachten endlich vorbei sei – das fand er auch.
    Und ich wieder: Für alleinstehende Menschen ist Weihnachten immer etwas deprimierend.«
    »Und er?«
    »Er sei auch alleinstehend, zwar habe er das Fest bei seiner Mutter verbracht, es sei aber trotzdem reichlich trübselig gewesen.«
    »Das hört sich ja vielversprechend an«, meinte Martin Beck. »War das alles?«
    »Ja, ich glaub schon.«
    Einen Moment schwieg sie, dann fügte sie hinzu:
    »Ich bat ihn dann noch, mir Adresse und Telefonnummer der Firma aufzuschreiben, damit ich nicht im Telefonbuch nachzuschlagen brauche. Er gab mir eine Geschäftskarte.«
    »Und dann hast du dich verabschiedet?«
    »Ja. Länger konnte ich wirklich nicht herumsitzen und dummes Zeug reden; aber ich nahm mir Zeit.
    Ich hatte den Mantel

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