Die Tote im Keller - Roman
Untersuchungshaft wegen dringenden Mordverdachts verlängert wurde. Sein Anwalt
Joar Svanér erschien und forderte, dass man seinen Mandanten sofort freilasse. Aber als man ihm mitteilte, dass die DNA des Indianers auf der Jacke des ermordeten Mädchens gefunden worden war, da erkannte selbst Svanér den Ernst der Situation. Er verlangte, sich mit seinem Mandanten unter vier Augen besprechen zu dürfen. Kurz darauf teilte der Anwalt mit, dass Anders Pettersson jetzt bereit sei, mit den Kriminalbeamten zu reden.
Irene und Fredrik saßen bereits im Verhörzimmer. Wie beim letzten Mal brachten zwei Gefängniswärter den Indianer herein. Dieses Mal hatte er aber auch noch den Bandidos-Anwalt Joar Svanér in seiner Eskorte.
Irene hatte immer gefunden, dass er eher aussah wie ein überalterter Diskotänzer als ein Anwalt. Er hatte sein halblanges Haar dunkelbraun gefärbt und mit reichlich Pomade zurückgekämmt. An diesem Tag trug er ein schwarzes Ledersakko und ein preiselbeerrotes Hemd ohne Schlips. Eine funkelnde Silberschnalle zierte seinen breiten schwarzen Gürtel. Angesichts der Größe der Schnalle drängte sich die Frage auf, ob sie die eleganten schwarzen Hosen nicht eher herabzog als oben hielt. Obwohl enge Hosen angesagt waren, waren Svanérs Hosenbeine leicht ausgestellt. Cowboystiefel mit hohen Absätzen machten das Bild vollkommen. Das Schuhwerk war bei dem strömenden Regen genauso unpraktisch wie der braune Wildledermantel, den er über dem Arm trug. Den Mantel hängte er über eine Stuhllehne im Verhörzimmer. Man hätte Joar Svanér für exzentrisch und dumm halten können, wäre da nicht sein Blick hinter den gelb getönten Brillengläsern gewesen.
Irene hatte einmal ein Programm über den Nutzen von Aasfressern im Fernsehen gesehen. Ein großer Geier hatte den Todeskampf einer Ziege beobachtet. Mit seinen hellgrauen Augen hatte er das sterbende Tier angestarrt. Manchmal hatte er bedrohlich mit seinen Flügeln geschlagen, um andere kleinere Vögel und andere Geier zu vertreiben. Dazwischen hatte er vollkommen reglos verharrt und die ihm zugedachte Mahlzeit betrachtet. Einzig seine gefühlskalten Augen hatten sich gelegentlich
bewegt, wenn er einen sich nähernden Gegner fixierte. Irene konnte sich an diesen Blick gut erinnern. Er nahm alles wahr, ihm entging nichts. Er zeigte keinerlei Gefühle.
Genau so einen Blick hatte der Anwalt Joar Svanér.
»Mein Mandant will die Wahrheit über seine Verbindung zu dem Mordopfer erzählen«, verkündete Svanér ohne weitere Erklärungen.
»Gut. Fangen Sie an«, meinte Irene und nickte dem Indianer zu.
Erwirkte mitgenommen und hatte keinen Versuch unternommen, das zu verbergen. Sein teures Markenhemd stank nach Schweiß, und seine verbeulten Jeans waren schmutzig. Die Stoppeln an seinem Kinn waren jetzt etwas länger als die am Kopf. Seine Augen waren blutunterlaufen und sein Gesicht aufgedunsen. Kurz gesagt, sah er aus wie ein physisches und psychisches Wrack. Das ließ sich sicher darauf zurückführen, dass er in der letzten Zeit Unmengen an Drogen konsumiert hatte. Aber hauptsächlich beruhte es wohl darauf, dass seine Taten ihn endlich eingeholt hatten. Mit größter Wahrscheinlichkeit hatte er vor allem befürchtet, seine Verbindung zu Heinz Becker und dessen schmutzigen Geschäften könne bekannt werden.
Für Drogenhandel wurden schwere Strafen verhängt, aber seit der Menschenhandel in letzter Zeit in den Brennpunkt der Medien geraten war, hatten die juristischen Instanzen sich dieser Problematik intensiver angenommen als früher. Dennoch wurden Drogenvergehen immer noch härter geahndet als der Handel mit Menschen. Und mit Drogen hatte der Indianer überwiegend zu tun gehabt. Er wusste, dass es fatal sein würde, wenn man ihm etwas nachwies: Dann hatte er mit einer langen Gefängnisstrafe zu rechnen.
»Ich … ich hatte … wie zum Teufel soll man das ausdrücken … Kontakt mit dem Mädchen.«
Der Indianer verstummte und starrte auf die Tischplatte. Schweißtropfen liefen ihm über das Gesicht, obwohl es im Zimmer nicht sonderlich warm war. Zwar hatte er gestanden, gegen das Gesetz verstoßen zu haben, das den Kauf sexueller Dienste
unter Strafe stellte, aber das würde ihm keine Gefängnisstrafe einbringen. Trotzdem war ihm anzumerken, dass er nervös und ihm die Situation unangenehm war.
»Fangen Sie von vorne an. Wie kamen Sie in Kontakt mit Heinz Becker?«, fragte Irene.
Der Indianer dachte lange nach und antwortete dann:
»Ich rief
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