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Die Tote im Keller - Roman

Die Tote im Keller - Roman

Titel: Die Tote im Keller - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Informationen, die sie besaß. Da die eine Seite unter de Viera bereits alles wusste, konnte die andere Seite die Informationen genauso gut auch erhalten.

    »Dann brauche ich aber mein Notebook«, meinte Irene resigniert.
    »Wenn Sie die Freundlichkeit besäßen, meinem Fahrer Ihre Schlüsselkarte auszuhändigen, dann holt er den Computer aus Ihrem Zimmer«, sagte Günter Schmidt höflich.
    Irene blieb wie angewurzelt stehen und wollte schon protestieren, besann sich dann aber eines Besseren, als sie den Ausdruck in seinen Augen bemerkte. Das war keinesfalls ein höfliches Angebot, sondern die unmissverständliche Anweisung, ihm ihren Zimmerschlüssel auszuhändigen.
    Mit einer demonstrativ theatralischen Geste zog sie die Schlüsselkarte aus der Tasche und gab sie dem uniformierten Mann. Ohne eine Miene zu verziehen, nahm er sie und verschwand Richtung Fahrstuhl. Wenig später überreichte er Irene ihre Schlüsselkarte und den Laptop.
    Eigentlich hätte sich Irene nicht darüber wundern müssen, dass vor dem Hotelentree bereits die schwarze Limousine wartete. Selbst die Fenster mit Ausnahme der immerhin dunkel getönten Windschutzscheibe waren schwarz. Man konnte nicht sehen, wer sich in dem Fahrzeug befand. Mit einem großen Gefühl des Unbehagens stieg sie ein. Der Geruch von kaltem Zigarettenrauch und Parfüm vermischte sich mit dem der weißen Lederpolster. Diese Geruchskombination und ihr Hunger verursachten Irene Übelkeit. Sie war froh, dass sie nur quer über die Avenue fahren würden, sonst hätte sie sich sicher übergeben müssen.
    Das Casino Royal de Tenerife funkelte wie ein prachtvoller Palast und überstrahlte alle anderen Bauwerke in seiner Nähe. In der kunstvollen Beleuchtung wirkte die Fassade wie ein Barockdenkmal und nicht wie das gigantische Stilsammelsurium, um das es sich eigentlich handelte. Die Statuen schienen aus Marmor und Bronze zu sein, es konnte sich aber auch um Abgüsse aus Plastik handeln, das war bei dem künstlichen Licht schwer zu entscheiden. Der rauschende Wasserfall veranlasste viele Passanten dazu, stehenzubleiben und die aufwändige Fassade zu betrachten.

    Auf der breiten Freitreppe bewegte sich ein steter Strom festlich gekleideter Gäste nach oben. Sie gingen an zwei Türstehern in Smoking und versteinerter Miene vorbei, die den Eingang flankierten. Es handelte sich nicht um ein Etablissement, das man in Shorts und T-Shirt aufsuchte, wie Irene sie trug.
    Auch Günter Schmidt war dies aufgefallen. Er meinte:
    »Ich schlage vor, dass wir den Hintereingang benutzen.«
    Sie gingen auf die eine Schmalseite des Gebäudes zu. Irene war bislang die große Neonreklame, die die ganze Wand einnahm und rot und gelb blinkte, noch nicht aufgefallen, da dieser Teil des Casino Royal de Tenerife außerhalb der Sicht ihres Hotels lag. In Rot war dort zu lesen, dass sich hier der Club Red Light District de Tenerife befand. Darunter stand in Gelb »Striptease« und »Sexshow«. Irene wusste, dass die kleine Russin hier hätte arbeiten sollen. Ein kleineres blaues Neonschild verriet, dass das Etablissement von sechs Uhr abends bis sechs Uhr morgens geöffnet hatte. Die Gäste bekamen vermutlich in den vorderen Räumen eine aufwändige Bühnenshow geboten, und hinten mussten junge Frauen in irgendwelchen Kabuffs stundenlang am Tag sexuelle Dienste leisten.
    Widerwillig ließ sie sich eine schmucklose Treppe hinaufgeleiten. Günter Schmidt tippte ein paar Zahlen in ein Codeschloss. Die Tür wurde geöffnet, und ein stämmiger Wachmann ließ sie ein. In einem Ohr trug er einen Ohrstöpsel, von dem aus ein Spiralkabel in seinem Jackett verschwand. Offenbar herrschte bei der Saarfraktion höchste Alarmbereitschaft.
    Sie gingen weiter die Treppe hoch, bis sie an eine glatte Eichentür gelangten. Irene erkannte sofort, dass es sich dabei um eine Sicherheitstür handelte. Und auch an dieser befand sich ein Codeschloss. Günter Schmidt gab die Zahlenkombination ein, und das Schloss summte. Er öffnete und bedeutete Irene mit einem Zeichen einzutreten. Hinter der Tür stand ein weiterer Wächter. In dem Zimmer war es sehr warm und stickig. Irene fiel auf, dass es keine Fenster gab.
    Die Einrichtung skandinavischer Art bestand aus hellem Birkenholz und weißem Leder. Der dicke Teppichboden war hellblau.
Die Wände waren wie in Spanien üblich weiß verputzt. An einer Wand hing das Porträt einer blonden Frau. Auf den ersten Blick glaubte Irene, es sei die Schauspielerin Grace Kelly, die Fürstin von

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