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Die Tote im Keller - Roman

Die Tote im Keller - Roman

Titel: Die Tote im Keller - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ein paar Sekunden Abstand. Der Wachmann bewegte sich nicht. Erst als das Signal wiederholt wurde, öffnete er die Tür. Die Typen waren wirklich nervös. Das grenzte ja schon an Paranoia. Wachen vor und im Gebäude. Codeschlösser an allen Türen. Wer würde in diese Festung schon eindringen können?
    Ein Kellner.
    Er schoss dem Wachmann an der Tür zwischen die Augen. Trotz des Schocks, den sie verspürte, als das Dröhnen des Revolvers das Zimmer erfüllte, sah Irene noch, wie Nicholas Saars schlaksige Gestalt nach hinten geschleudert wurde. In diesem Augenblick spürte sie einen schweren Schlag gegen die Schulter. Sie warf sich zu Boden und rollte sich seitlich unter den Couchtisch ab. Sie dankte ihrem Glücksstern, dass es kein Glastisch war. Ihre Vernunft sagte ihr, dass es der Mörder nicht auf sie, sondern auf die Saar-Bande abgesehen hatte. Aber die Stimme der Vernunft wurde immer schwächer, je länger sie wehrlos unter dem Tisch lag. Die Angst pumpte Adrenalin durch ihre Adern, während das Geräusch der Schüsse gegen ihr Trommelfell peitschte.
    Von ihrer Position unter dem Couchtisch aus sah sie die reglose Gestalt Nicholas Saars. Auf seinem blendend weißen Hemd
breitete sich ein dunkler Blutfleck aus. Dann zuckte seine Schwester zusammen und vollführte eine halbe Drehung, ehe sie neben ihm zu Boden ging. Schüsse hallten durch den Raum, und man sah nur noch Pulverdampf und Staub.
    Die Wände schlugen über ihr zusammen, und alles drehte sich immer schneller. Ihr Gesichtsfeld verengte sich zu einem Tunnel, als blicke sie verkehrtherum in ein Fernglas. Am Ende des Tunnels sah sie die reglosen Gestalten der Geschwister Saar.
    Dann wurde alles schwarz.

J emand sprach. Oder flüsterte.
    »Señora Huss? Señora Huss?«
    Dann folgte eine längere Rede, von der sie kein Wort verstand. Sie hatte den dringenden Wunsch, nicht aufwachen zu müssen. Es würde doch nur Ärger geben. Sie beschloss, die Augen nicht zu öffnen. Es war das Sicherste, in der Dunkelheit zu verweilen.
    Sie hörte rasche Schritte, die sich entfernten. Vorsichtig machte sie die Augen einen Spalt auf. Ein Schneefeld. Erstaunt blinzelte sie ein paarmal. Das Schneefeld war immer noch da, bis ihr benebeltes Hirn realisierte, dass sie an eine weiße Decke starrte. Und dass sie in einem Bett lag.
    Sie hatte Schmerzen in der linken Hand. Langsam hob sie sie an. Es dauerte eine Weile, bis sie scharf sah. Eine große Nadel. Sie war an ihrem Handrücken festgeklebt. Das war es, was wehtat. Ihre Hand fühlte sich kalt und geschwollen an. Neben ihrem Bett stand ein Infusionsständer mit einer halbvollen Plastiktüte, gefüllt mit einer durchsichtigen Flüssigkeit. Zwischen der Plastiktüte und der Nadel in ihrer Hand befand sich ein Schlauch. Sie hing am Tropf.
    Also musste sie sich in einem Krankenhaus befinden.
    »Señora Huss? Cómo está usted?«
    Offenbar schlief und träumte sie immer noch. Einen Alptraum. Denn sie kannte diese Stimme. Sie gehörte Polizeichef Miguel de Viera.
    Plötzlich wurden die Schleier vor ihrem Bewusstsein brutal
beiseitegerissen, und Bilder tauchten auf: die Stunden im Präsidium, die Männer in ihrem Hotel, die Wachmänner, die Codeschlösser, der fensterlose Raum. Die Schüsse. Sie erinnerte sich an Schüsse und Pulverdampf.
    In ihrem Gesichtsfeld tauchte plötzlich das rötlich-gedunsene Gesicht de Vieras auf. Neben ihm stand eine Frau, die etwas zu ihm sagte. Offensichtlich versuchte er zu protestieren, sie schob ihn jedoch milde, aber energisch weg. Eine gute Frau. Schmeiß ihn raus, dachte Irene und dämmerte wieder ein.
     
    »Polizeichef de Viera würde gerne wissen, ob Sie ein paar Fragen beantworten können?«
    Josephine Baxter war herbeizitiert worden, um dem Polizeichef bei der Befragung Irenes zu assistieren. Die Dolmetscherin trug ein helles, senfgelbes Kostüm, das ihrer ohnehin farblosen Erscheinung nicht gerade schmeichelte. Unter der Kostümjacke hatte sie einen hellen, graugrünen Pullover an, der die Katastrophe vollkommen machte. Sie sah aus wie die personifizierte Seekrankheit.
    »Ja. Kein Problem«, antwortete Irene.
    Sie saß mit hochgestelltem Kopfteil und ein paar Kissen im Rücken im Bett. Die Morgensonne schien durch die Lamellen der Jalousie. Neben ihr auf dem Nachttisch stand ein Frühstückstablett. Sie hatte zwei Brote gegessen und zwei Tassen Kaffee getrunken. Die Infusionsnadel war entfernt worden, und langsam fühlte sie sich wieder wie ein Mensch. Ihre Hand schmerzte aber immer noch an

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