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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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»Meinen Sie nicht, dass Sie voreilig urteilen? Ich muss gestehen, dass mich das Verhalten des jungen Laumann irritiert, aber ich bin nach wie vor davon überzeugt, einen guten Mediziner für Marburg gewonnen zu haben.«
    »Ein guter Mediziner nützt uns nichts, wenn er nicht bereit ist, sich an geltende Verordnungen zu halten«, widersprach Michaelis säuerlich. »Wir holen uns Ärger in die Stadt, dem wir nicht Herr werden.«
    »Na, so weit wird es schon nicht kommen. Junge Leute neigen dazu, unvernünftig zu handeln, wenn man ihnen die Gelegenheit lässt. Ich bin sicher, unser geschätzter Herr Stadtrat weist seinen Sohn in die notwendigen Schranken, sodass so etwas nicht noch einmal geschehen wird.«
    Laumann nickte, als Baldinger ihn fragend ansah. Er war erleichtert, dass ihm Michaelis’ Machtwort die Verantwortung abnahm, selbst gegen das Anliegen seines Sohnes zu reden. »Ich werde mit meinem Sohn sprechen.«
    »Es bleibt trotzdem noch die Tatsache, dass Doktor Laumann noch nicht geprüft wurde«, warf Fichtner erneut ein. »Ich kann keinem Arzt zuarbeiten, dessen Qualifikation nicht abgesichert wurde.«
    »Um Laumanns Qualifikation machen Sie sich keine Gedanken«, lächelte Baldinger mild. »Ich habe Schreiben seine akademischen Lehrer aus Köln, die mir seine Eignung einhellig versichern. Wenn es Sie beruhigt, schlage ich vor, dass wir ihn gleich morgen vor die Deputation rufen?«
    Michaelis verzog den Mund. »Sie halten an ihm fest, und wenn es die Heilige Elisabeth selbst wäre, die Sie einen selbstgefälligen Narren schalt?«
    »Ich verliere ungern einen guten Arzt. Morgen Nachmittag um vier Uhr?«
    »Morgen Nachmittag.« Michaelis winkte resignierend ab. »Seien Sie froh, dass es Fichtner war, der ihn im Anatomischen Theater angetroffen hat, und nicht ich. Sonst säße der junge Laumann längst in einer Postkutsche zurück nach Paris. Reden Sie mit Ihrem Sohn!«, wandte er sich an Laumann. »Und sorgen Sie dafür, dass er sich von nun an zurückhält. In seinem eigenen Interesse.«

III
    Das Haus erwachte gerade erst, als Sophie am nächsten Morgen aus ihrer Kammer schlich. Töpfe klapperten in der Küche, begleitet von dem gut gelaunten Summen der Magd, die ein Frühstück vorbereitete. Draußen hackte jemand Holz mit gleichmäßigen, schweren Schlägen. Scheite fielen polternd auf den gepflasterten Hof.
    Sophie huschte die Treppe hinab, eine Hand in den Mantel geballt, in der anderen trug sie die Schuhe, die auf den hölzernen Stufen zu viel Lärm machten. Ihre Mutter ruhte morgens oft lang, aber sie hatte einen leichten Schlaf und Sophie wollte ihr nach dem gestrigen Abend noch nicht über den Weg laufen.
    Nachdem Savigny gegangen war, hatte ihre Mutter sie zu sich in die Stube gerufen, allerdings nicht, um über die tote Helene zu sprechen, sondern um ihr eine Rüge ihres Onkels Laumann zu übermitteln, wie befremdlich er Sophies Verhalten empfinde. Es hatte Sophie verletzt, dass ihre Mutter die Worte des Onkels weitergab; es konnte nur bedeuten, dass sie dessen Ansicht teilte, obwohl sie es besser wissen musste. Ein Wort ergab das andere, und am Ende war Sophie heulend vor Wut und Enttäuschung in ihre Kammer geflohen und hatte sich unter der Decke vergraben, um Lisbeths wohlmeinende Vermittlungsversuche nicht hören zu müssen.
    Natürlich war sie bei dem Streit nicht dazu gekommen, ihrer Mutter von Julius’ Rückkehr zu erzählen, sodass sie sie auch nicht um Erlaubnis gebeten hatte, ihn zu besuchen. Eine Weile hatte sie darüber nachgedacht, bei Mutter zu klopfen und zu fragen, aber die immer noch schwelende Wut hatte sie davon abgehalten. Sollte ihre Mutter sich doch bestätigt sehen, wenn Sophie sich in aller Frühe aus dem Haus schlich! Sie selbst wusste es besser, und selbst Savigny sah nichts Verwerfliches darin, wenn sie sich mit den Grimms traf. Das tat nur der halsstarrige Onkel, der in jedem Studenten einen Lumpensack und Nichtsnutz mit gefährlichen Ideen im Kopf sah.
    Sophie spürte, wie der Zorn wieder in ihr hochkam, während sie sich auf das Bänkchen neben der Tür setzte und ihre Schuhe überstreifte. Wenn sie die Wahl hätte, würde sie fortgehen, vielleicht nach Mainz oder über den Rhein, wo man die Ideen von Gleichheit und Freiheit nicht als gefährlichen Brandsatz betrachtete.
    In der Küche stürzte etwas scheppernd zu Boden, ein erschrockener Fluch folgte. Sophie sprang auf und riss den Mantel von der Bank. Hastig schob sie den Riegel beiseite und huschte hinaus. Wenn

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