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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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jahrelang am Hofe gelebt hatte, aber das leichte Wippen seiner Schuhspitze verriet seine Anspannung. »Der Verlust trifft meine Frau und mich hart. Noch härter trifft uns jedoch das Vorhaben, ihren Leichnam zu obduzieren.«
    Laumann nickte, obwohl er noch nicht ganz verstand, worauf Wittgen hinauswollte. Mit dem Daumen strich er über den goldenen Deckel seine Taschenuhr, spürte das leise Ticken des Uhrwerks. »Ich kann nachvollziehen, dass es ein schwerer Schlag für Sie ist«, sagte er. »Aber ich kenne den Fall nicht, sodass ich Ihnen nichts raten kann. Es ist wohl besser, Sie wenden sich damit an die Polizey oder an die ausführenden Ärzte.«
    »Das würde ich gerne tun. Wenn man mir nicht zugetragen hätte, dass die Obduktion von ihrem Sohn beantragt wird.« Das Wippen hatte aufgehört. Laumann spürte Wittgens Blick auf sich ruhen. »Ich werde nicht dulden, dass man meine Tochter … aufschneidet wie ein beliebiges Stück Vieh. Unterbinden Sie das. Sorgen Sie dafür, dass mein Kind anständig und würdevoll bestattet werden kann.«
    »Eine Obduktion steht dem nicht entgegen«, begann Laumann langsam, während er blitzschnell überlegte, was er tun sollte. Es war also tatsächlich Julius, der noch nicht einmal einen Tag in der Stadt weilte und bereits wieder für Schwierigkeiten sorgte. Im Grunde verstand Laumann Wittgens Anliegen, keinem Vater fiel es leicht zuzulassen, dass man den Leib des eigenen Kindes aufschnitt. Aber er konnte Julius nicht in den Rücken fallen, nachdem er ihn erst nach Marburg zurückgeholt hatte. Ein säuerlicher Klumpen formte sich in seinem Magen bei dem Gedanken daran, dass er inzwischen zu viele Hebel für seinen Sohn in Bewegung gesetzt hatte, um ihn nun fallen zu lassen, ohne dabei das Gesicht zu verlieren. Jetzt blieb nur, den Schaden in Grenzen zu halten.
    Laumann fluchte stumm, während er den Deckel seiner Uhr hochklappte und einen Blick auf das Ziffernblatt warf. »So leid es mir auch tut, ich kann nichts tun«, sagte er und ließ den Deckel wieder zuschnappen. Vorsichtig verstaute er die Uhr in der Westentasche und erhob sich. »Entschuldigen Sie mich nun. Ich werde erwartet und sollte eigentlich schon längst auf dem Weg sein.«
    Wittgen machte keine Anstalten aufzustehen, auch nicht, als Laumann an ihm vorbei zur Tür trat.
    »Ich hörte, Sie haben an den Kurfürsten geschrieben«, sagte er schließlich, als Laumann bereits die Klinke in der Hand hielt. Seine Stimme klang überraschend ruhig, gelassen, als habe er eine Bemerkung über das Wetter gemacht. »Es ging um den Wolf, nicht wahr?«
    Laumann ließ die Klinke wieder fahren und drehte sich um. »Woher wissen Sie davon?«
    »Das tut nichts zur Sache.« Wittgen winkte ab. »Viel wichtiger ist, dass Ihnen die Sache sehr am Herzen liegt. Sie fürchten dieses Untier?«
    »Eher das, was es hervorruft.« Laumann widerstand dem Versuch, zum Schreibtisch zurückzukehren. So sah er Wittgens Gesicht zwar nicht, aber er gab sich nicht die Blöße, wie ein gemaßregelter Schuljunge an seinen Platz zurückbestellt worden zu sein. »Warum interessiert Sie das?«
    »Weil Sie sich mein Entgegenkommen mit einem Entgegenkommen Ihrerseits erkaufen können.« Laumann meinte, ihn lächeln zu hören. »Sie erhoffen sich eine Jagd auf Ihre Bestie, damit Marburgs Bürger wieder besser schlafen können. Ich wünsche mir lediglich, dass meine Tochter würdevoll und unversehrt bestattet wird. Sprechen Sie mit Ihrem Sohn und machen Sie Ihren Einfluss geltend. Dann werde ich dafür sorgen, dass man in Kassel wohlwollend über Ihren Hilferuf nachdenkt.«
    Laumann schwieg, atmete tief durch. »Und wenn ich es nicht tue?«, fragte er, obwohl er die Antwort ahnte. Eine Antwort, die Wittgen gerade dadurch gab, dass er nichts sagte, sondern stumm aufstand und an Laumann vorbei zur Tür trat.
    »Sie sind selbst ein Vater«, sagte der Regierungsadvokat leise und ohne Laumann anzusehen. »Versuchen Sie zu verstehen, warum ich diesen Weg gehen muss, um wenigstens die sterblichen Überreste meiner Tochter zu schützen.«
    Es war bereits dunkel, als sich Theodor Laumann schließlich auf den Weg zum Anatomischen Institut machte. Nachdem Wittgen gegangen war, hatte er noch eine Weile nachgedacht, was er nun tun sollte. Doch so sehr er auch hin und her überlegte, die Antwort blieb die gleiche. Zumindest kannte er nun den Grund für die überraschende Zusammenkunft, als er das Theater erreichte. Der Gestank nach Tod und altem Blut hing in der Luft und setzte

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