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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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schönen Abend. Wir sehen uns in den nächsten Tagen?«
    Hermann zögerte, nickte dann. »Pass auf dich auf, Struwwel.«
    »Du auch, Großer.« Julius rang sich ein schwaches Grinsen ab und öffnete die Tür. Kalte Nachtluft drang ihm entgegen. »Bis bald.«
    *
    Wie jeden Abend war der Schankraum der ›Sonne‹ gut besucht. Tabakqualm waberte in dichten Schwaden unter der Decke entlang, es roch nach Bier, altem Holz und der deftigen Wurst, für die die Wirtsfrau bekannt und geliebt war.
    Wilhelm blieb im Eingang stehen und reckte den Hals, bis er zwischen den abendlichen Zechern im hinteren Teil der verwinkelten Stube die Gesuchten entdeckte. Entschuldigungen murmelnd bahnte er sich einen Weg zwischen den Tischen hindurch und ließ sich mit einem erleichterten Seufzer auf den Stuhl fallen, den man ihm freigehalten hatte.
    »Mensch, Wilhelm, du bist spät dran heute!«, grinste Paul Wigand, sein engster Freund aus Kasseler Tagen, und schob ihm unaufgefordert einen Becher Bier zu. »Warst du wieder bei der hübschen Dierlinger?«
    »Was heißt hier wieder ?« Wilhelm versetzte Paul einen Stoß mit dem Ellbogen, um davon abzulenken, dass ihm das Blut in die Wangen stieg. Es war eine seltsame Geschichte mit dem Mädchen, das ihm anfangs nachgelaufen war wie ein verstoßenes Hündchen, bis er wider Erwarten doch Gefallen an ihrer Gesellschaft gefunden hatte. Er wusste selbst nicht, was er für sie empfand – Freundschaft oder doch mehr? Bislang hatte er seine Studien vorgeschoben, sich nicht mit dem Gedanken zu befassen, doch das konnte er so nicht ewig weiterführen.
    »Ich habe noch gelesen«, erklärte er, nachdem er einen kräftigen Schluck von dem Bier genommen hatte. »Jakob hat einen Stapel Bücher aus Kriegers Leihbibliothek geholt, die er morgen zurückbringen will. Er wollte mich nicht gehen lassen, ehe ich mir nicht mindestens zwei davon angesehen habe.«
    »Er hätte mitkommen sollen, anstatt dich aufzuhalten«, lachte ein anderer Student, Johannes Mühlheimer, der erst vor wenigen Wochen nach Marburg gekommen war, um an der medizinischen Fakultät zu studieren. »Habt ihr eigentlich schon gehört? Der Wolf hat ein neues Opfer gefunden.«
    »Dieses Mädchen?«, fragte Paul neugierig nach. »Das man an der Lahn gefunden hat?«
    »Nein, irgendein Knabe, der Pilze gesammelt hat.« Johannes lehnte sich zurück, offensichtlich zufrieden mit der Aufmerksamkeit, die ihm schlagartig zuteilwurde. Er nippte an seinem Bier. »Ich weiß es, weil die Eltern den Bengel zu Doktor Hirschner gebracht haben und ich dabei war, als er ihn untersucht hat. Bisswunden, ziemlich tiefe. Es muss ein gigantisches Monstrum gewesen sein, sagte Doktor Hirschner.«
    »Dann war es wohl das gleiche, das auch das Mädchen erwischt hat«, nickte Caspar, ein dicklicher junger Mann aus Fritzlar, der mit Wilhelm Jura studierte. Er schüttelte sich. »Grausig, dass es immer noch dort draußen herumläuft.«
    »Glaubt ihr wirklich daran, dass es ein Wolf ist?«, hakte Wilhelm nach. »Es ist noch nicht einmal Winter. Warum sollte ein Wolf so nah an der Stadt jagen, und dazu noch alleine?«
    »Was soll es denn sonst sein? Ein Eichhörnchen wäre wohl kaum in der Lage, das Mädchen so zuzurichten. Dabei war die Helene immer so hübsch.«
    »Doktor Laumann meint, dass die Bissspuren von kleineren Tieren stammen. Nach ihrem Tod, als sie am Ufer lag.«
    »Wer ist denn Doktor Laumann?«, fragte Caspar und zog an seiner Pfeife. »Noch nie gehört.«
    »Der neue Adjunkt des Stadtphysikus. Er ist erst gestern zurückgekommen. Nach allem, was ich von Sophie weiß, war er lange in Paris.«
    »Paris!« Johannes pfiff aus. »Und da gibt es genug Wölfe, dass er sich damit auskennt?«
    »Warst du schon einmal in Paris, um das beurteilen zu können?«, gab Wilhelm spitz zurück. Johannes liebte es zu provozieren, und wenn man ihm Gelegenheit zum Zupacken gab, verbiss er sich mit der Hartnäckigkeit eines Dachshundes. An manchen Tagen fand Wilhelm Gefallen am Austausch bösartiger Spitzen, die den Geist ebenso forderten wie die Zunge. Sophies Anteilnahme an Helenes Tod machte diese Geschichte jedoch in gewisser Weise auch zu seiner und ihn damit angreifbar.
    »Letztendlich ist es einerlei, woran das arme Ding gestorben ist«, lenkte er daher ein und hob den Becher in Johannes’ Richtung, der das Zuprosten mit einem gleichmütigen Zucken seines Mundwinkels erwiderte.
    »Du hast recht, interessanter ist vielmehr, was sie dazu gebracht hat, allein hinaus an die Lahn

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