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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ihn an, und Julius sah, wie es erneut hinter seiner Stirn arbeitete. »Ja, das hätten Sie tun sollen«, schnappte er. »Glauben Sie mir, ich werde es an die Deputation weiterleiten. Man wird Sie fortjagen, ehe Sie überhaupt eine Möglichkeit haben werden, zur Prüfung anzutreten. Sie werden hier nicht gebraucht, Laumann.«
    »Das Gefühl habe ich nicht, eher im Gegenteil«, widersprach Julius kühl. »Aber gehen Sie nur zur Deputation, wenn Sie es für richtig halten. Erklären Sie dort auch, dass Sie wie ein neugieriges Kind am Fenster gelauert haben, um mich bei einem Fehltritt zu erwischen.«
    Fichtners Kopf schwoll an, und einen Wimpernschlag lang schien es, als wollte er auf der Stelle zu brüllen beginnen, dass man es noch in Cölbe hören mochte. Doch dann beugte er sich vor, die Hände auf dem Schreibtisch aufgestützt, und senkte die Stimme zu einem grimmigen Flüstern. »Unterschätzen Sie mich nicht, Laumann. Wenn Sie nicht gehen, dann werde ich Sie vernichten. Ich habe Freunde, mächtige Freunde. Ich kann Sie vernichten. Vertreiben. Ich werde Sie aus der Stadt jagen und dafür sorgen, dass Sie niemals wieder eine Anstellung bekommen. Niemals wieder.« Mit einem Ruck richtete er sich auf, drehte sich um und verließ den Raum, ehe Julius etwas erwidern konnte. Die Haustür schlug mit lautem Krachen hinter ihm zu.
    Julius atmete tief durch, knetete die Nasewurzel zwischen den Zeigefingern, während er überlegte, was er tun sollte. Er hing nicht an der Anstellung als Stadtphysikus, wenn es nach ihm ginge, könnte man Fichtner das Amt gerne übertragen, aber es widerstrebte ihm zutiefst, den Drohungen nachzugeben. Einem kläffenden Hund warf man keine Brocken zu, und wenn er sich noch so wild gebärdete. Und wenn Fichtner den Krieg wollte, dann sollte er ihn haben. Allerdings stand zu befürchten, dass er nicht bluffte. Jemand wie Fichtner suchte die Nähe der Mächtigen. Er sollte vorsichtig sein, vielleicht konnte ihm der wütende Doktor am Ende doch mehr schaden, als er ihm zugestehen wollte. Julius seufzte lautlos und erhob sich dann, um die Untersuchungsinstrumente aufzuräumen. So sehr es ihm widerstrebte, er brauchte ebenfalls Verbündete in dieser Stadt, wenn er diesen Krieg nicht verloren geben wollte.

V
    Helenes Beerdigung fand zwei Tage später statt. Als zolle das Wetter dem traurigen Anlass Respekt, hatte sich eine graue Wolkenwand vor den Himmel geschoben. Trostlos ließen die Bäume ihre kahlen Zweige hängen, von denen es unaufhörlich tropfte. Etwas verloren drängten sich die Trauernden unter ihre Schirme und warteten frierend darauf, dass der Pastor zum Ende kam und der Sarg endlich in der Erde verschwand.
    Es waren erstaunlich wenige Trauergäste, die sich auf dem Friedhof am Barfüßertor eingefunden hatten, die Familie und eine Handvoll Bekannter Wittgens, der stumm neben dem ausgehobenen Grab stand, den Hut vor sich in den gefalteten Händen. Längst rann ihm das Wasser durch Haare und Bart in den Kragen, doch sein Blick hing starr an dem dunklen Loch, das neben dem Sarg gähnte.
    »Der arme Doktor«, murmelte Wachtmeister Schmitt, der Julius Zuflucht unter seinem Schirm gewährt hatte. »Es scheint ihn sehr mitzunehmen.«
    »Helene war seine einzige Tochter«, nickte Julius geistesabwesend. Sein Blick hing an Katharina Wittgen, die neben ihrem Mann stand und sich immer wieder umsah, als könnte sie es kaum abwarten, den Friedhof zu verlassen. »Umso mehr wundert es mich, dass er keinen Wert darauf legt herauszufinden, was ihr wirklich zugestoßen ist.«
    Schmitt seufzte vernehmlich und strich sich durch den Schnauzer. »Sie haben Ihren Vater und die Professoren gehört«, sagte er leise. »Lassen Sie es endlich gut sein, der arme Mann hat genug gelitten.«
    »Würde ich gerne, wenn ich glauben könnte, damit recht zu tun«, antwortete Julius langsam.
    Katharina Wittgen trat gerade einen Schritt zurück, verstohlen fast, aber ihr Mann schien es ohnehin nicht zu bemerken. Sie drehte den Kopf und raunte Emilie Breuer etwas zu, die sich daraufhin behutsam neben sie schob.
    »Kennen Sie eigentlich Frau Breuer?« Julius deutete mit dem Kinn zu den beiden hinüber.
    »Emilie Breuer?« Der Wachtmeister stockte kurz, als müsste er nachdenken, was er Julius sagen könnte. »Sie ist Witwe. Eine sehr vermögende Witwe. Die beiden sind gute Freundinnen.«
    Julius nickte langsam. »Ich bin mir inzwischen übrigens sicher, dass Helene Wittgen vergiftet wurde.«
    Schmitts Kopf ruckte herum. »Wie

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