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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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gleichmäßigen Zügen durch ihr Haar zu ziehen. »Komm herein und setz dich. Ich bin gleich so weit.«
    Emilie blieb in der Tür stehen. »Muss das wirklich sein?«
    »Was?« Katharina drehte sich überrascht um. Ihre rehbrauen Augen blickten unschuldig. »Was meinst du?«
    »Das weißt du ganz genau«, giftete Emilie. »Der Student gerade. Nicht, dass ich es dir nicht gönnen würde, aber … «
    »Bist du etwa neidisch?« Katharina hielt in ihrem Tun inne und erhob sich. Ihr Lächeln wurde warm, fast mitleidig. »Du musst dich nicht grämen, Mili. Dein Wachtmeister kommt sicher wieder zu dir. Er hat sicher zurzeit viel zu tun, mit all den Hühnerdieben und …
    »Darum geht es nicht!« Emilie machte eine abwehrende Bewegung, als Katharina ihre Hand fassen wollte, und trat einen raschen Schritt zur Seite. »Es geht darum, dass Helene keine drei Tage tot ist und du dich schon wieder mit deinem Liebhaber vergnügst!«
    Katharina blieb stehen. »Und?«, fragte sie mit gerunzelter Stirn. »Was ist daran so schlimm?«
    »Du solltest wenigstens so tun, als ob du trauern würdest!« Emilie schüttelte den Kopf, um die Enttäuschung zu vertreiben, die in ihr fraß wie eine hungrige Made, aber es gelang ihr nicht. Wie konnte Katharina an ihren Liebhaber denken, wenn gerade erst ihr Kind umgekommen war, auch wenn es ›nur‹ die Stieftochter war? Emilie spürte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten bei dem Gedanken an ihr eigenes Kind, das sie zu Grabe hatte tragen müssen. Sie wusste, dass es zwischen Katharina und Helene immer wieder zu Spannungen gekommen war, aber sie verstand nicht, wie Katharina das Glück, Mutter sein zu dürfen, so gedankenlos beiseiteschob.
    Als habe Katharina ihre Gedanken gelesen, stand sie plötzlich vor ihr und legte die Arme um Emilie. Ihr haftete noch der Gestank der vergangenen Lust und des fremden Mannes an, aber das versuchte Emilie für den Moment zu verdrängen. Hilflos schluchzend ließ sie sich in die Umarmung fallen.
    »Schsch«, machte Katharina leise und löste sacht die Bänder ihrer Haube. »Es ist alles gut, Mili.«
    Emilie nickte, schluckte, schob dann Katharinas Arme behutsam von sich, um sich wieder aufzurichten. »Ich habe dir das Dokument mitgebracht«, schniefte sie und fuhr sich mit dem Handrücken unter der Nase entlang. »Wir wollten ja besprechen, wie wir es schreiben.«
    Katharina strahlte. »Du bist ein Schatz, Mili!«, sagte sie und gab Emilie einen Kuss auf die Wange. »Ich hole gleich Feder und Tinte.«
    »Nicht so schnell.« Emilie hob die Hand. Ihre Finger zitterten. »Ich habe eine Bedingung.«
    »Bedingung?«
    Emilie nickte langsam. »Ich will, dass du den Studenten nicht mehr siehst. Zumindest bis Helene unter der Erde ist.«
    Sie sah, wie sich Katharinas Augenbrauen zusammenzogen. Die Freundin wandte sich ab, ging zurück zum Spiegeltisch, wo sie eine Moment lang regungslos stehen blieb.
    »Einverstanden«, nickte sie schließlich, als sie sich wieder umdrehte. »Wenn es dir lieber ist, dann soll es so sein.«
    Emilie lächelte erleichtert.
    *
    Greta hatte in der Küche gewartet, bis sich die Haustür wieder schloss und Emilie Breuer gegangen war. Gewöhnlich blieb das Mädchen in der Nähe, wenn ihre Herrschaften Besuch empfingen. Oft wurde laut genug gesprochen, dass sie vor der Tür jedes Wort mithören konnte, und sie achtete darauf, über die Geschehnisse im Haus Bescheid zu wissen. Es waren die großen und kleinen Geheimnisse, die ihre Herrschaften erpressbar machten. Sie machte sich nichts vor, ihre Herrin setzte sie lieber heute als morgen auf die Straße, und vermutlich hätte sie das längst getan, wenn sie nicht in Greta eine unfreiwillige Mitwisserin ihrer Fehltritte hätte. Doktor Wittgen würde sich wahrscheinlich brennend dafür interessieren, was seine Gemahlin trieb, während er selbst auf Reisen war, doch solange Katharina nicht versuchte, sie hinauszuwerfen, würde Greta schweigen. Vorerst und weil Hannes es so wollte.
    Greta wartete noch einen Moment, ob jemand nach ihr rief. Dann huschte sie aus der Küche und die Treppe hinauf. Sie hätte zu gerne belauscht, was die Witwe Breuer mit der jungen Hausherrin zu besprechen gehabt hatte, aber Katharina war inzwischen zu misstrauisch, als dass sie unbemerkt vor der Tür ausharren konnte, wenn die Breuer kam. Zwei Mal schon hatte sie sie beim Lauschen entdeckt und jedes Mal geprügelt. Am liebsten wäre Greta sofort zum Herrn Doktor gelaufen und hätte alles erzählt, die ganzen bösen

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