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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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zerschnitten hatte. »Ich habe mir nicht gewünscht, hierher zurückzukehren«, gestand er. »Sie wissen ebenso gut wie ich, dass es besser wäre, den Rhein und zwei Dutzend Grenzbäume zwischen meinem Vater und mir zu wissen. Es tut mir leid, wenn die Schwierigkeiten mit meinem Vater unser Verhältnis getrübt haben sollten. Es stand sicher nicht in meiner Absicht.«
    Lotte lachte leise. »Wenn ich eins an dir geschätzt habe, dann war das deine Ehrlichkeit. Übrigens eines der wenigen Dinge, die du mit meinem verstorbenen Mann teilst.«
    »Ich nehme das einmal als Kompliment.«
    »Das kannst du auch.« Lotte war wieder ernst, als sie ihn ansah. »Warum bist du hier? Doch nicht, um mir einen Höflichkeitsbesuch abzustatten?«
    »Mir wird nachgesagt, dass Höflichkeit nicht zu meinen herausragenden Tugenden zählt«, antwortete Julius und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, eine intuitive Geste, die er sofort wieder zurücknahm, als er sie bemerkte. Rasch legte er eine Hand auf die Stuhllehne. »Ich hatte heute einen Patienten mit einer Bissverletzung«, erklärte er sachlich. »Der Mann schwört Stein und Bein, dass es ein Wolf war.«
    »Und jetzt bist du hier, um uns vor dem Wolf zu warnen.«
    »Sagen wir besser, vor dem, was da draußen herumläuft. Ich habe es bislang für ein Ammenmärchen gehalten, und ich fürchte, dass ich Sophie mit meiner Skepsis zu unvorsichtig gemacht habe. Was immer es ist, ich bin mir ziemlich sicher, dass es kein Wolf ist. Aber es ist gefährlich und wagt sich ziemlich nah an die Stadt heran. Vielleicht sollte man zurzeit besser keine Landpartien unternehmen.«
    Lotte nickte. »Ich danke dir für die Warnung«, sagte sie ernst, zögerte dann kurz, ehe sie hinzufügte: »Hat das irgendetwas mit der Toten zu tun?«
    »Helene Wittgen? Nein.« Julius schüttelte den Kopf. »Die Fraßspuren stammen eindeutig von kleineren Tieren. Helene Wittgen wurde vergiftet.«
    »Also glaubst du das auch?«, hakte Lotte nach. In ihrer Stimme schwang Unsicherheit mit. »Bist du dir sicher?«
    »Ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, wenn ich eine Obduktion durchgeführt hätte. Da mir das versagt wurde, wäre ich bereit, einen Finger zu riskieren. Nein, eher zwei oder drei.«
    Lotte nickte langsam, mehr zu sich selbst. »Hast du Beweise?«
    »Nichts Zwingendes. Aber ich arbeite daran.« Julius hob freudlos die Mundwinkel. »Ansonsten scheint es niemanden in der Stadt zu interessieren, was mit dem Mädchen wirklich geschehen ist. Irgendjemand hat etwas zu verbergen, aber ich durchblicke noch nicht, wer wen für seine Zwecke einsetzt. Mein Vater hat mir nahegelegt, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Doktor Wittgen wünscht keine weiteren Nachforschungen, angeblich, um die Totenruhe seiner Tochter zu wahren. Die Medicinal-Deputation und Doktor Fichtner tragen mir nach, dass ich mich der Leiche bemächtigt habe. Und der Rest der Stadt glaubt an die Mär vom Bösen Wolf.«
    »Ich könnte dir vielleicht helfen. Ich bin nicht Professor Dierlinger, aber man hört mir zu, wenn ich etwas zu sagen habe.« Lotte erhob sich langsam, kam aber nicht auf ihn zu. »Dafür müsstest du im Gegenzug jedoch auch etwas für mich tun.«
    Julius runzelte die Stirn. »Eine Erpressung?«
    »Ein Handel«, schmunzelte Lotte. »Schließlich habe ich nichts, womit ich dich unter Druck setzen könnte.«
    »Also ein aus der Not geborener Handel«, brummte Julius, während er in Gedanken überschlug, was er von ihrem Vorschlag halten sollte. Vielleicht boten ihre Kontakte tatsächlich Möglichkeiten, die ihm bislang verwehrt waren. Eine attraktive Idee, grundsätzlich. Die Frage war, was es ihn kosten sollte. »Was erwartet Ihr von mir?«
    »Es geht um Sophie.«
    Julius seufzte innerlich. Er hätte es sich denken können.
    »Ihrem Vater gefiel es, ihr Freiheiten zu gewähren und sie wie einen Sohn zu unterrichten. Sie hat einen wachen Geist – und den unbedingten Willen, einem Unrecht auf den Grund zu gehen. Ein Vermächtnis ihres Vater.« Sie verzog den Mund. »Sie behauptet steif und fest, dass das Wittgenmädchen ermordet wurde. Ich habe gezweifelt, ob ich ihr Glauben schenken sollte oder ob es eine ihrer Fantastereien ist. Wie es scheint, hat sie recht. Mein verstorbener Gatte würde sich im Grabe herumdrehen, wenn er wüsste, dass ich seine Tochter einsperre, um zu verhindern, dass sie die Wahrheit herausfindet.«
    »Sie haben sie … eingesperrt?« Julius riss die Brauen hoch.
    »Sie sitzt in ihrem Zimmer und hat

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