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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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leisen Seufzer. Auch wenn ihr Körper zur Frau gereift war, ihr Geist war sprunghaft und von kindlicher Neugierde erfüllt, die nach den Wolken haschte. Julius’ Hand legte sich an die verschlossene Kammertür, sein Blick glitt zu dem im Schloss steckenden Schlüssel. Wenn er ihn drehte, band er sich eine Verantwortung ans Bein, die er noch nicht überblicken konnte. Ein sprunghaftes Kind, das einen Mord witterte. Sein Vater würde ihm ewig grämen, wenn er Sophie half.
    Julius atmete tief durch und legte die Finger um den Schlüssel. Er ließ sich erstaunlich leicht drehen, knarzte nur leise, ehe das Schloss aufschnappte. Die Tür klemmte ein wenig, als er sie aufschob. Verwirrt blickte er sich um und tat einen Schritt in die Kammer hinein, die Sophie und Lisbeth sich teilten. Das Fenster war geschlossen, jemand hatte sogar ein dickes Brett davor genagelt, und die Betten waren zerwühlt. Doch es war niemand hier.
    Julius machte einen weiteren Schritt, als er plötzlich über sich ein Geräusch hörte. Sein Kopf schnellte herum, doch im gleichen Moment traf ihn etwas an der Brust, sodass er keuchend zurücktaumelte. Ohne nachzudenken warf er sich nach vorne und bekam gerade noch Sophies Hemd zu fassen, ehe sie die Tür hinter sich zuziehen konnte. Sie schrie auf wie ein wildes Tier und hieb mit der Faust nach ihm, doch er ließ nicht los. Irgendwie bekam er ihr Handgelenk zu fassen, riss sie zurück, sodass sie beide das Gleichgewicht verloren. Er japste, als er mit der Schulter auf die Holzdielen aufschlug. Teufelnocheins, was war in sie gefahren?, fuhr es ihm durch den Kopf, während er sie mit einem Ruck an sich heranzog und ihren anderen Arm packte, mit dem sie wild nach ihm schlug. Er war nie besonders stark gewesen, aber sich von einem Mädchen überrumpeln und verprügeln lassen sollte nicht einmal ihm passieren.
    »Sophie!«, brüllte er sie an und zuckte mit dem Kopf zur Seite, als sie nach ihm spuckte. »Hör auf damit, verdammt!«
    »Lass mich los!« Sie zerrte an seinem Griff. »Lass mich sofort los!«
    »Nicht, ehe du dich beruhigst.« Julius ließ einen Arm fahren und nutzte den Moment, in dem sie versuchte, sich wegzurollen, um ihr den anderen mit dem Schwung der Bewegung auf den Rücken zu drehen. Schmerzerfüllt keuchte sie auf, hielt aber endlich still.
    »Wo hast du das gelernt?«, presste sie schnaufend hervor.
    »Geisteskranke.« Er verstärkte den Druck ein wenig, sodass sie leise wimmerte. »Manche bekommt man nur so zu Ruhe.«
    »Ich bin nicht geisteskrank.«
    »Da bin ich mir gerade nicht so sicher. Kann ich dich jetzt loslassen, ohne dass du mir die Nase brichst?«
    Sophie brummelte etwas Unfreundliches, fügte dann aber noch ein gemurmeltes »Bitte« hinzu.
    Julius zögerte, ehe er langsam den Griff lockerte und sie schließlich wegstieß wie einen jungen Hund, der zu übermütig geworden war. Rasch stand er auf und trat vor die Tür, die Arme verschränkt. Einen Moment lang befürchtete er tatsächlich, Sophie könnte aufspringen und ihn einfach beiseite stoßen, aber der jungen Frau schien der Sinn nach Rauferei vergangen zu sein. Missmutig setzte sie sich auf und rieb sich die Schulter. »Du hättest mir fast den Arm ausgerenkt«, maulte sie.
    »Notwendigerweise«, nickte er kühl. »Was sollte das gerade?«
    Sophies Kopf ruckte herum. Ihre Augen funkelten angriffslustig, trotz der Tränen, die ihren Blick verschleierten. »Ich lasse mich hier nicht einsperren wie ein dummes Vieh! Eher bringe ich mich um!«
    »Das gerade eben sah eher so aus, als wolltest du mich umbringen. Steh auf. Und wisch dir verdammt noch mal die Tränen aus dem Gesicht, sonst überlege ich es mir noch einmal und gehe wieder.«
    »Was machst du überhaupt hier?« Sophie fauchte, aber ihre Stimme zitterte dabei. Zu seiner Überraschung kam sie seiner Aufforderung ohne Widerspruch nach und zog sich schwankend hoch. »Schickt Mutter dich, um mir etwas zu sagen, was sie sich nicht selbst zu sagen traut?«
    »Möglich.«
    »Also was? Kloster oder Kassel?«
    »Marburg.«
    »Mar-?« Sophie hob den Kopf, ihre Augenbrauen zogen sich unwillig zusammen. »Hör auf, mich zu verspotten.«
    »Du solltest mich kennen und wissen, dass ich keine Freude aus Spott auf Kosten anderer ziehe.«
    »Also doch.« Sophie seufzte und ließ den Kopf hängen. Sie sah jünger aus als sonst, hager, wie sie da in sich zusammengekauert auf der Bettkante hockte, hin- und hergerissen von Misstrauen und Angst. »Also hat sie vor, mich hier

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