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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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geworden.
    »Seltsames Zeug.« Jakob verzog den Mund. »Ich vermute, dass er Wilhelm für den Tod dieses Mädchens verantwortlich macht. Er brüllte etwas, dass er uns allen den Schädel einschlagen wolle. Dem ganzen ›Studentenpack‹, das da immer bei Helene gewesen sei. Ich muss ehrlich sagen, dass ich keine Ahnung habe, wovon er sprach. Er klang jedoch sehr entschlossen.«
    Julius nickte. Hans vom Sonnenwirt … Er versuchte sich an ein Gesicht zu erinnern, aber er fand beim besten Willen keins, das zu der Gestalt passen sollte, die den jungen Grimm halb totgeschlagen hat. Es mochte Zufall sein, dass dieser Kerl sich als Rächer der Ermordeten aufspielte, aber Julius glaubte nicht an Zufälle. »Und du bist sicher, dass er Helene Wittgen meinte?«
    »Da er den Namen laut genug brüllte, dass man es bis Weidenhausen hätte hören können – ja, ich bin sicher.« Jakob klang kühl. »Vielleicht gehen Sie selbst einmal hin und fragen ihn? Vielleicht sorgen Sie bei der Gelegenheit gleich dafür, dass diese Bestie eingesperrt wird.«
    »Ich denke nicht, dass das sinnvoll wäre.« Julius erhob sich. Der Staub auf den Dielenbrettern klebte an seinen bloßen Füßen, als er ein paar Schritte auf und ab ging, soweit es das enge Zimmer zuließ. »Wir sollten den Jungen lieber im Auge behalten. Es kann kein Zufall sein, dass er gerade jetzt Wilhelm auflauert, da Sophie nach Helenes Mörder sucht. Wobei ich nicht glaube, dass ein Wirtsjunge seine Opfer mit Gift beseitigt.«
    »Vielleicht erklären Sie erst einmal, worum es überhaupt geht?«, unterbrach ihn Jakob scharf. »Und wer ist wir ?«
    »Ach, war Sophie noch gar nicht hier?« Julius blieb stehen und rückte seine Brille zurecht. »Sophie und ich suchen nun gemeinsam nach dem Mörder. Sophie steht Wilhelm nahe, ich ging davon aus, dass ihr Bescheid wüsstet.«
    »Ich stehe Fräulein Dierlinger jedenfalls nicht nahe«, erwiderte Jakob säuerlich. »Und nun erklären Sie bitte, was Sie wollen.«
    »Von dir? Gar nichts. Nur von deinem Bruder.« Julius drehte sich zum Bett. Innerlich verfluchte er den jungen Grimm, dass er sich so hatte zurichten lassen. Jeder Tag, der verging, machte es schwerer, den Mörder zu überführen, und eigentlich hatte Julius darauf gesetzt, den jungen Wilhelm zu benutzen, damit er ein Auge auf Sophie hatte. »Warum hast du dich nicht gewehrt?«
    Wilhelm blinzelte, schien erst mit Verzögerung zu verstehen, dass er der Angesprochene war. Bevor er antworten konnte, sprang Jakob für ihn ein. »Wilhelm war letzten Winter sehr krank. Er ist immer noch nicht bei Kräften und sollte sich eigentlich noch schonen.«
    »Ich bin gerannt und war zu erschöpft«, murmelte Wilhelm. »Ehe ich etwas tun konnte, hatte er mich schon erwischt, und dann konnte ich nur noch versuchen, mich irgendwie zu schützen.«
    »Ungünstig. Sophie bräuchte Hilfe, aber ich bringe dich schon wieder auf die Beine. Morgen früh schaue ich nach dir. Bis dahin schreib alles auf, was dir zu Helenes Tod einfällt.« Julius langte nach seinem Mantel und warf ihn über, sah sich nach seinen Socken um, die über einem erschreckend winzigen Ofen hingen.
    »Was haben Sie vor?«
    »Etwas, was wir schon längst hätten tun sollen. Wir tragen zusammen, was wir wissen. Und dann überlegen wir, wie wir die Mörderin dingfest machen können.«
    Wilhelm nickte schwach. »Sie glauben also auch, dass es Katharina Wittgen war? Aber warum sollte Hans Ihnen und mir dann nachstellen?«
    »Das, mein Lieber, gilt es herauszufinden.« Julius betastete missmutig die klammen Strümpfe. »Morgen, wenn ich ein paar Dinge überprüft habe. Jakob, leihen Sie mir bis dahin ein Paar trockene Socken?«
    *
    Julius’ Schritte waren im Treppenhaus verklungen, und noch immer schwieg Jakob. Wilhelm hatte die Augen geschlossen und tat, als sei er eingeschlafen – der feige Versuch, dem Gespräch aus dem Weg zu gehen, obwohl er genau wusste, dass er den Bruder nicht täuschen konnte. Er hatte Jakob von Sophie erzählt, schließlich war ihm nichts anderes übrig geblieben, so oft, wie Sophie ihn abpasste oder ihm Nachrichten schickte. Es hatte ihn mit einem gewissen Stolz erfüllt, auch wenn er Jakob gegenüber getan hatte, als berührten ihn Sophies Annäherungen nicht. Die gemeinsamen Nachforschungen hatte er seinem Bruder bislang verschwiegen – und er musste kein Hellseher sein, um zu erahnen, dass sich Jakobs Begeisterung in Grenzen hielt.
    »Ist sie das wert?«
    Wilhelm öffnete die Augen und drehte fragend

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