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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Dämmerlicht als tückisches Labyrinth erwies. Julius fluchte, als er endlich das Haus in der Wendelgasse erreichte, in dem die Grimms Unterkunft bezogen hatten. Oben angekommen, ließ er sich grußlos auf einen Stuhl fallen, um Stiefel und Strümpfe auszuziehen.
    »Habt ihr einen Ofen?«, fragte er Jakob, der ihn mit verschränkten Armen musterte.
    »Wenn Sie etwas meinen, wo man Holz hineinwirft, dann ja. Wenn Sie etwas suchen, was Wärme spendet, muss ich Sie enttäuschen.«
    »Es reicht, wenn es meine Strümpfe trocknet«, gab Julius zurück, drückte Jakob den tropfenden Stoff in die Hand und ging ohne eine Antwort abzuwarten hinüber zum Bett.
    Wilhelm hatte die Augen geschlossen, aber sein Atem verriet, dass er nur döste.
    »Du kannst dich regen«, bemerkte Julius, während er seine Tasche auf dem klapprigen Tischchen neben dem Bett abgestellte. »Der Tod wollte dich noch nicht.«
    Wilhelm öffnete ein Auge, blinzelte zu ihm hoch. »Hab ich das Ihnen zu verdanken?«, fragte er matt.
    »Eher deinem Bruder. Jakob.« Julius winkte den älteren Grimm heran. »Hilf mir, ihn aufzusetzen.«
    »Das schaffe ich schon alleine«, wehrte Wilhelm ab und versuchte, sich hochzustemmen. Mit einem erschrockenen Keuchen sackte er wieder zurück.
    »Lässt du uns nun machen?«, erkundigte sich Julius trocken und bedeutete Jakob, wo er anfassen sollte, um Wilhelm aufzurichten. Dem jungen Studenten war deutlich anzusehen, dass ihm die Bewegung schwer fiel, aber er beschwerte sich mit keinem Wort.
    »Die Schmerzen werden bald nachlassen«, erklärte Julius, während er die Verbände löste, die nahezu Wilhelms gesamten Oberkörper umspannten. »Wenn du Glück hast, ist nichts gebrochen.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«, fragte Jakob skeptisch. Er hatte wieder die Arme verschränkt und verfolgte jeden von Julius’ Handgriffen kritisch. »Er kann sich kaum bewegen.«
    »Ärzte können so etwas riechen. Noch nie davon gehört?« Julius hasste es, wenn sich Patienten einmischten, und noch mehr hasste er es, wenn sie seine Diagnosen infrage stellten. Mit beiden Händen griff er nach Wilhelms Schulter. »Das wird jetzt ein bisschen wehtun«, warnte er und begann, das Gelenk zu bewegen. Der junge Student schrie erschrocken auf und wollte sich losreißen.
    »Halt still!«, fuhr ihn Julius an und bewegte das Gelenk in die andere Richtung, was Wilhelm zu einem schmerzerfüllten Wimmern brachte.
    »Was bei allen Teufeln tun Sie da?«, herrschte Jakob ihn an. Mit einem Schritt stand er neben Julius, bereit, ihn von seinem Bruder wegzureißen. »Sie tun ihm weh!«
    »Ich weiß.« Noch einmal ruckte Julius an dem Gelenk, dann ließ er den Arm fahren. Wilhelm sank mit einem erschöpften Keuchen zurück auf das Kissen.
    »Ich habe das Gelenk überprüft«, erklärte Julius. »Gott muss noch etwas mit ihm vorhaben, sonst hätte er ihm nicht einen so tüchtigen Schutzengel zur Seite gestellt. Soweit ich es beurteilen kann, ist alles heil geblieben.«
    »Soweit Sie es beurteilen können?«
    »Ich kann nicht in ihn hineinsehen. Setz ihn noch einmal auf, ich muss einen Verband anlegen.«
    Jakobs Gesicht verriet, dass ihm noch eine Reihe Fragen auf der Zunge brannten, aber er kam der Aufforderung nach. Julius wand einen straffen Verband um Wilhelms Brustkorb. Wilhelms Gesicht hatte nichts abbekommen, aber sein Oberkörper sah schlimm aus. Ein Wunder, wenn keine Rippe gebrochen war, aber da konnte er außer einem Verband nichts tun, also war es müßig, die Grimms deswegen zu beunruhigen. Wichtiger waren die Schultern und die Oberarme, und da schien tatsächlich alles heil geblieben zu sein.
    »Ich lasse euch etwas von dem Schmerzmittel hier«, sagte er schließlich, nachdem alles verbunden war und Wilhelm schwer atmend wieder lag. »Zwei Löffel, mehr darf er auf einmal nicht bekommen. Ansonsten sollte er Ruhe halten. Es ist nicht bedrohlich, wird aber noch einige Zeit wehtun.« Julius schüttelte den Kopf, während er seine Tasche einräumte. »Wie ist das eigentlich geschehen?«
    »Wilhelm war selbstlos. Er hat den Schläger fortgetrieben, der eigentlich auf Sie wartete«, antwortete Jakob mit unterschwelligem Sarkasmus. »Ich kam erst dazu, als er Wilhelm schon halb totgeprügelt hatte.«
    »Es war Hans«, ließ sich Wilhelm vernehmen. Er blinzelte zu ihnen hoch. »Der Sonnen-Hans.«
    »Er schien vollkommen irre geworden zu sein. Er hat mich wüst beschimpft, ehe er weggerannt ist.«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Julius, hellhörig

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