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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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Orlando besonders verabscheut. Als ich ihm die Geschichte erzählte, dachte ich schon, er kriegt einen Schlaganfall - so sehr hat er gelacht! Ließ mich die ganze Geschichte gleich noch mal erzählen!«
    Joe lächelte höflich. »Schade, dass er nicht dort war!«, sagte er.
    »Ah, da kommt Yallop«, rief Dorcas erleichtert. »Er holt mich zum Reitunterricht. Es war sehr nett, Sie wiederzusehen, Mr. Briggs. Und ich werde Ihre Nachricht auf jeden Fall weiterleiten.«
    Barney stieg wieder auf sein Pferd, nickte in die Runde und galoppierte in flottem Tempo die Auffahrt hinunter.
    Angesichts des finsteren Blicks, den Yallop unter beeindruckenden schwarzen Augenbrauen dem sich entfernenden Rücken von Barney zuwarf, erfreute er sich in diesem Haus offenbar allgemeiner Unbeliebtheit. Joes Augen wanderten amüsiert von Yallop zu Dorcas und wieder zurück, als sie Seite an Seite standen, beide im Profil, das Kinn erhoben, der Gesichtsausdruck missbilligend. Wachhunde im Dienst.
    Und dann hoffte Joe abrupt, dass er nicht hörbar nach Luft geschnappt hatte. Körperlich angeschlagen von der Plötzlichkeit seiner Erkenntnis musste er tatsächlich eine Hand ausstrecken, um sich am Türstock festzuhalten. Er bemühte sich, diesen verrückten Gedanken zu unterdrücken.
    Als der unwillkommene Besucher aus dem Tor geritten war, drehte sich Yallop zu Joe. Was immer er hatte sagen wollen, blieb ungesagt, weggewischt von der frisch gewonnenen Erkenntnis, die Joe nicht ganz von seinem Gesicht hatte entfernen können.
    Einen Augenblick lang sahen sich die beiden Männer fest an, Joe fragend, Yallop kalkulierend, dann lächelte Yallop bedächtig, nickte und legte Dorcas großväterlich den Arm um die Schultern.
    Joe schluckte seine Emotionen hinunter. Er wusste, dass es keine Worte gab, um alles zu sagen. Er konnte nur die freie Hand des Stallknechts nehmen und sie männlich drücken.

23. KAPITEL
    »Joe, für einen Mann, dessen unappetitlicher Beruf ihn von dem Morast des Seven Dials Club zur Cocktailbar im Savoy führt, kannst du unglaublich naiv sein!«, sagte Lydia, als sie seinen Bericht der Ereignisse des Tages hörte. »Jetzt wissen wir, von wem Beatrice ihr unmoralisches Wesen hat!«
    »Lydia! Alicia Joliffe ist eine sechzigjährige Witwe, die aussieht, als sei sie teuer von René Lalique in Glas gegossen!«
    »Das heißt nicht, dass sie immer schon eine Heilige war. Es wäre nicht das erste, es wäre auch nicht das tausendste Mal, dass so etwas geschieht! Und das zwanzigste Jahrhundert besitzt kein Patent auf die Leidenschaft. Du sagst, dass dieser Yallop ein gut aussehender Bursche ist?«
    »O ja, zweifellos. Als er noch jung war, muss er erstaunlich gut gebaut gewesen sein«, meinte Joe. »Aber er kam mir nicht wie die Art Mann vor, die …«
    »Alle Männer sind von der Art, die …!«, erklärte Lydia knapp. »Besonders, wenn sie jung und empfänglich sind und von einer attraktiven Arbeitgeberin verführt, verlockt, befehligt werden … wer weiß?«
    »Sie ist ganz sicher eine Frau, die davon ausgeht, immer alles zu bekommen, was sie will … alles und jeden.«
    »Aber dann musste sie die Rechnung für ihre Schwelgerei begleichen? Ein Fehltritt, den sie bedauerte? Die Gefahr, überführt zu werden, die sie immerzu quälte? Das könnte der Grund für die fragwürdige Einstellung von Mrs. Joliffe zu ihrem Sohn sein. Aber bist du dir wirklich sicher, Joe? Ich meine, hast du nicht gesagt, Joliffe habe Orlando das Haus vermacht? Dann kann der alte Augustus nichts geahnt haben. Wie sieht Orlando denn aus?«
    »In erster Linie ähnelt er seiner Mutter. Ist aber klein und drahtig. Er sieht überhaupt nicht wie Yallop aus. Ganz und gar nicht. Nein, ich muss mich geirrt haben. Und ich habe mich zum Narren gemacht, habe geglotzt und dem Kerl gefühlvoll die Hand geschüttelt. Er hält mich als Onkel für Dorcas bestimmt für ungeeignet. Wahrscheinlich legt er in diesem Moment schon die Reitgerte zurecht.«
    »Ach, ich weiß nicht recht … so etwas kann eine Generation überspringen. Denk nur an die Nase von Großonkel Jack!« Lydia lächelte, und Joe rieb sich nachdenklich die eigene Nase. »Glaubst du, dass Dorcas es weiß?«
    »Nein, ganz sicher nicht. Sie mag den alten Burschen sehr, das merkt man. Zwischen den beiden besteht ein Band, aber ich glaube nicht, dass ihr klar ist, wie genau dieses Band aussieht. Sie schreibt ihr dunkles Aussehen - wie alle - ihrer schnellfüßigen Zigeunermutter zu.«
    »Letzten Endes läuft es doch

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