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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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in Ruhe an, Joe! Mir macht das nichts aus. Und ja, ich habe sie mir angesehen.«
    Taktvoll ging sie zum Feuer, schürte es und legte ein paar Holzscheite auf, während er sich an den Tisch setzte und die Akte öffnete. Der Inhalt war mager. Keine Notizen. Keine bedruckten Seiten. Mit Büroklammern an leere Seiten geheftet fanden sich nur fünf Fotografien, neun mal dreizehn, von verschiedenen Frauen. Er sah sich die Gesichter an, versuchte, den Kontext auszublenden. Alle jung, alle schön, alle nackt und alle in den Armen von offenbar ein und demselben Mann. Er zweifelte nicht daran, dass es sich bei dem Mann um Donovan handelte. Fünf von acht Frauen des Bienenstocks? Aber wer waren sie? Joe betrachtete die ähnlichen Haarschnitte und das Make-up, wie man es bei all den jungen Frauen von heute sah. Er hatte das Gefühl, ein paar von ihnen zu kennen. Sein Verstand zögerte, kam fast ins Stottern, brachte keinen vertrauten Namen hervor. Mit plötzlichem Schauder fiel ihm wieder ein, dass Tilly sich dieser traurigen Gruppe anschließen wollte. Und Joanna? Was wäre gewesen, wenn sie in jener Nacht im Ritz auf das Signal von Dame Beatrice reagiert hätte? Hatte die Absicht bestanden, sie zu rekrutieren?
    Er drehte die Fotos um, fand aber keine Hinweise auf die Identität der Frauen. Der Schauplatz erwies sich als nicht so schwierig zu erraten. Der seidene Diwan und eine Ecke eines Modigliani-Gemäldes, das sorglos in eine Aufnahme hineinragte, erzählten genug.
    Dorcas zog einen Stuhl heran und setzte sich neben ihn. »Die Frage lautet nur, warum? Warum besaß Tante Bea diese primitiven Fotos? Soll ich Ihnen sagen, was ich mir denke?«
    Joe murmelte einen schwachen Protest, aber sie fuhr fort. »Sammelte sie diese Fotos? Manche Menschen tun das, wissen Sie. Nun, ich halte das nicht für die ganze Antwort. Denn, sehen Sie, sie sind nicht ganz so primitiv. Nicht so primitiv wie die, die Jackys Onkel aus Mesopotamien mitbrachte. Jedenfalls halte ich sie für ziemlich künstlerisch. Vielleicht ›Venus und Mars‹? Ich habe schon Schlimmeres auf Leinwänden in Frankreich gesehen. Schauen Sie, die Gesichter stehen im Mittelpunkt. Man soll die Frauen identifizieren können. Der Mann wendet der Kamera den Rücken zu. Man kann ihn nicht zweifelsfrei erkennen. Außer …!« Sie rannte zur Anrichte und zog aus einer der Schubladen ein Vergrößerungsglas. »Schauen Sie … hier. Auf seinem linken Arm klebt ein Pflaster. Auf allen Fotos! Ich nehme nicht an, dass alle Aufnahmen vom selben Tag stammen, oder?«
    Joe schluckte und stimmte zu, dass die logistischen Hindernisse für ein solches Unterfangen unüberwindlich wären.
    »Dann wurden sie wahrscheinlich im Laufe eines längeren Zeitraumes geschossen, und wenn es eine … es kann keine Wunde gewesen sein, oder? Die wäre verheilt. Also versteckt er etwas vor der Kamera. Im Dorf wohnt ein Mann, der bei der Handelsmarine war, und der hat eine Tätowierung an derselben Stelle. Es ist ein Anker mit einem Herzen und …«
    »Ja, Dorcas, ich bin sicher, du hast Recht.«
    »Sie hat sie erpresst, glauben Sie nicht auch?«
    »Ich fürchte, das ist die wahrscheinlichste Erklärung.«
    »Aber warum die Mühe? Sie hatte doch jede Menge Geld.«
    »Ich glaube, Beatrice wollte auch noch etwas anderes von ihnen.«
    »Aber wer sind diese armen, dummen Mädchen? Sie müssen entsetzliche Angst haben - zu wissen, dass ihre Fotos irgendwo sind und die Person, die sie hatte, tot ist.«
    »Ich könnte eine Nummer wählen und einen Mann anrufen, der mir eine Liste von acht möglichen Kandidatinnen gibt, aber ich habe das Gefühl, diese Information steht mir nicht länger offen - und auch niemand anderem. Ich muss einen anderen Weg finden, sie zu identifizieren.«
    »Wir könnten die Fotos einfach verbrennen, aber denken Sie nicht, Joe, dass …?«
    »Ja, das denke ich auch. Die Negative.«
    »Ich wette, verdammt noch mal, dass Audrey sie hatte.«
    »Nicht fluchen, Dorcas.«
    »Aber ich wette, sie hatte sie!«
    »Und ich wette, sie ist nach London gefahren, um sie an jemand zu verkaufen. Sie wird Geld gebraucht haben. Man hat ihre Handtasche nicht gefunden. Da waren die Negative wahrscheinlich drin. Und jetzt liegt die Handtasche auf dem Grund der Themse, und die Negative sind ruiniert. Gut so! Aber diese Frauen müssen gefunden werden, und man muss ihnen diskret versichern, dass nun alles in Ordnung ist.«
    Dorcas sammelte die Fotos ein. »Ich werfe sie ins Feuer.«
    »Nein, tu das nicht! Mir ist

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