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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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sie ihren letzten Atemzug getan hatte, einen trotzigen Ausdruck im Gesicht. Und wenn er, der schlachterprobte Überlebende viel schlimmerer Gemetzel, schon von der Atmosphäre beeinflusst wurde, wie groß musste dann erst der Druck auf diese junge, unerfahrenere Frau sein?
    Schuldbewusst legte Joe die Zange aus der Hand und klopfte ihr auf die Schulter. »Ich denke, für heute reicht es, Tilly. Und ja, Ihr Szenario liegt durchaus im Bereich des Möglichen.«
    Ihr war offenbar - anders als ihm - nicht aufgefallen, dass der erste Schlag ausgeführt wurde, während der Angreifer mit dem Rücken zur Tür stand. Dame Beatrice sah ihn an, mit dem Rücken zum Fenster. Hatten sie sich wirklich umkreist, wie Gegner in der grotesken Parodie eines Gladiatorenkampfes? Ein Kampf, der mit dem Tod eines der beiden Teilnehmer endete?
    »Sir? Geht es Ihnen gut, Sir?«
    Tillys Übererregung verstimmte ihn allmählich. Er wurde an den schrecklichen, kleinen Spaniel seiner Schwester erinnert: mit funkelnden Augen, zitternd in seinem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und immer zwischen seinen Beinen, egal wohin er ging. »Danke, Tilly. Es ist ziemlich spät, selbst für eine so moderne, junge Frau aus Mayfair. Ich will, dass Sie jetzt im Taxi nach Hause fahren und Ihren wohlverdienten Schlaf nachholen. Sie haben mir heute Abend unter Umständen, die für Sie persönlich sehr bedrückend gewesen sein müssen, wertvolle Hilfe geleistet. Ich werde das nicht vergessen, und glauben Sie mir, ich bin Ihnen sehr dankbar.«
    Ihr Gesichtsausdruck war kalt und wachsam geworden. »Und, Sir?«, lieferte sie ihm das Stichwort, als ihm, peinlich berührt, die höflichen Phrasen ausgingen.
    »Und ich möchte, dass Sie einen Tag frei nehmen, um sich von dieser Strapaze zu erholen, bevor Sie Ihre üblichen Pflichten wieder aufnehmen. Ich bin, wie gesagt, äußerst dankbar und werde Sir Nevil informieren, dass Sie heute einen wertvollen Beitrag zu der Ermittlung geleistet haben.«
    Das blaue Starren hielt ihm die Worte im Hals zurück, und ihre Antwort war zugleich sanft und merkwürdig bedrohlich: »Meine üblichen Pflichten, wie Sie sie nennen, führen mich diese Woche in den Hyde Park, wo ich zum Wohle der öffentlichen Ordnung auf Patrouille gehe. Sollten Sie wünschen, dass ich meine Aufmerksamkeit erneut Dame Beatrice widme, finden Sie mich dort zwischen Morgen- und Abenddämmerung im Umgang mit Krakeelern, Ausreißern, Betrunkenen und Prostituierten.«
    »Danke, Westhorpe«, sagte Joe, schon wieder aus dem Gleichgewicht geworfen durch die Offenheit der jungen Frau. »Ich hoffe, es wird nicht nötig sein, Sie Ihrer wertvollen Arbeit zu entreißen.«
    Als sie sich mit kurzem Nicken umdrehte und gehen wollte, rief er ihr hinterher: »Nur noch eine Sache, bevor Sie gehen … Sie wollten mir noch sagen, warum Sie hochkamen, um Dame Beatrice zu sprechen …«
    Sie hielt inne, mit der Hand auf dem Türknauf. »Ich wollte mich ihrer Hilfe bei einem Plan von mir versichern«, deutete sie geheimnisvoll an. »Ich wollte sie um Rat bitten, wie ich mich der Marine anschließen könnte. Ich hoffte, Marinehelferin zu werden, Sir«, sagte sie mit einem Lächeln der Befriedigung, als sie seine Überraschung sah.

4. KAPITEL
    »Marinehelferin? Sie, Westhorpe?« Joe konnte sein Erstaunen nicht verbergen. »Ihnen ist doch aber sicher bewusst … die Marinehelferinnen wurden nach dem Krieg aufgelöst.«
    »Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass es die Marinehelferinnen offiziell nicht mehr als eine der Hilfstruppen Seiner Majestät gibt«, erwiderte sie mit scharfer Stimme. »Möglicherweise wissen Sie nicht, dass dieser Verband auf informelle Weise weiterexistiert? Dame Beatrice sammelte eine Elite um sich, eine hilfreiche Gruppe von Frauen wie mich, eine Gruppe, deren Fähigkeiten im Falle eines künftigen Krieges von Nutzen sein werden. Die Streitkräfte scheinen zu wissen, wie man sich seiner Rekruten auf intelligente Weise bedient. Gute Nacht, Sir. Soll ich Ihnen - Armstrong, heißt er doch, oder? - hochschicken?«
    »Armitage. Ja, danke, Tilly. Tun Sie das bitte.«
    Sie ging, und Joes Gedanken folgten ihr. Er fühlte sich unwohl mit seiner Entscheidung, sich der Dienste von Armitage auf Kosten von Tilly zu bedienen, und probte schon einmal, wie er das Sir Nevil erklären wollte. Es bestand keine Verpflichtung, sich zu rechtfertigen - schließlich wäre es höchst vorschriftswidrig gewesen (und noch dazu ein Präzedenzfall), einen weiblichen Constable so einzusetzen, wie

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