Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
Vom Netzwerk:
zulässt, versteht sich. Sie ist sehr kostbar … und sie ist alles, was ich noch habe.«
    Die Hupe ertönte und Tillys verärgertes Gesicht und ungeduldiges Winken bereitete der Unterhaltung ein Ende.
    Der Constable und der Sergeant saßen auf dem Rücksitz, mit dem Korb in ihrer Mitte. Beide bemühten sich angestrengt, den anderen zu ignorieren. Tilly saß steif und starr, nahm genau den Grad an eisiger Haltung ein, der signalisierte, dass ihre Nähe zum Sergeant erzwungen und unangenehm war. Armitage starrte wie gebannt aus dem Fenster und pfiff verhalten eine Melodie. Joe dachte, er könne gerade eben noch »Ain’t We Got Fun« heraushören.
    »Entzückendes Heim, Westhorpe«, meinte Joe höflich.
    »Ach ja. Ziemlich teuer im Unterhalt«, erwiderte sie kühl. Joe seufzte. Er würde diese Ermittlung nicht von der Zurschaustellung tief verwurzelter Feindseligkeit kompromittieren lassen, aber er entschied sich dagegen, die Intelligenz der beiden zu beleidigen, indem er eine Motivationsrede über die Notwendigkeit hielt, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Nein, beschloss er, es wäre produktiver, eine praktische Methode zu verfolgen, um eine Art von Verschmelzung zu erreichen. Und damit hatte er bereits begonnen, indem er sie beide auf den Rücksitz verbannt hatte, obwohl ihm bewusst war, dass beide erwartet hatten, neben ihm auf dem Beifahrersitz sitzen zu dürfen.
    Joe kämpfte sich durch die sonntäglichen Ausflügler und tuckernden Omnibusse nach Südwesten über den Fluss durch Putney und Kingston und auf die Portsmouth Road. Die ordentlichen Reihenhäuser verloren sich. Einzeln stehende, größere Villen nahmen das Tal ein, und dann wichen auch diese Hecken und Feldern. Kirchturmspitzen ragten über die Wiesen. Rußgeschwärzte Ulmen, die die Straße säumten, wurden durch die makellosen Stämme von Birken ersetzt, die auf den grünen Hügeln und in Gruppen am Rand der Straße wuchsen. Sanfte Hügel erhoben sich vor ihnen, Ausläufer der North Downs. Flusstäler lockten und wanderten reizvoll in eine blaue Ferne.
    Obwohl die Natur immer noch die Oberhand hatte, drang der Mensch auch hier unaufhörlich voran. Schornsteine ragten über sie verbergende Bäume hinaus, und hin und wieder offenbarte ein Blick auf beeindruckende Fassaden, dass hier vor kurzem Häuser gebaut worden waren. Neues Geld bewegte sich aus London heraus ins Jägerland, und die Besitzer wollten das ganze Drum und Dran an Vornehmheit. Die klügeren Angehörigen der Nouveaux riches engagierten talentierte Architekten, die wussten, wie man Materialien vor Ort einsetzte und wie man ein Haus perfekt in die Landschaft integrierte, wie man es mit Gärten umgab, die halfen, seinen Stein-, Ziegel- und Eichenfachwerkbau natürlich in die Landschaft einzugliedern.
    Wenn Joe sicher war, dass er die Gebäude oder einen architektonischen Stil zuordnen konnte, wies er darauf mit einem Kommentar hin, der an seine stummen Mitfahrer gerichtet war. Er verlangsamte gerade auf zehn Meilen pro Stunde, sprach begeistert von den romantischen urtümlichen Schindelhäusern, die man sah, wenn man den Blick nach links wendete, als ein aufgebrachter Seufzer seine Lobrede unterbrach.
    »Bitte, Sie müssen nicht so interessiert tun, Sir!«, bat Tilly.
    »Ah! Zeit für ein Sandwich«, meinte Joe gut gelaunt und bog von der Straße in den Schatten eines kleinen Dickichts. Er stieg aus und setzte sich auf einen umgestürzten Baum. »Ich denke, Sie beide können jetzt aufwarten. Was ist in dem Korb, Westhorpe?«
    »Oh, tut mir leid, Sir. Ich konnte ihn einfach nicht davon abbringen. Der Korb wird das Übliche enthalten … Ingwerbier, eine Thermoskanne mit Kaffee, kaltes Hühnchen, Räucherlachsbrötchen …«
    »Wachteleier?«, fragte Armitage übermäßig heiter in seiner »Blaublüter«-Stimme, die Joe mittlerweile erkannte. »Ich hege ja ungemein die Hoffnung, dass es Wachteleier gibt!«
    »Dafür ist nicht die richtige Jahreszeit«, sagte Tilly und beendete die Unterhaltung.
    Joe grinste. Es gab keine Jahreszeit für Wachteleier, und er fragte sich, welchen Punktestand sich das Paar auf diese Eröffnungsrunde gab.
    Joe beäugte die verführerische Auswahl, die vor ihm auf einer Picknickdecke lag, hungrig, aber zögerlich, womit er anfangen sollte. Armitage kam zu einer Entscheidung. Er griff sich ein winziges Ei mit bläulicher Schale und bot es Tilly an. In einer Stimme, die so kontrolliert war, dass sie nur einen Hauch Betonung barg, fragte er: »Ei vom Kiebitz ,

Weitere Kostenlose Bücher