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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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Vögel...«
    »Vögel!« Joe schüttelte den Kopf und grinste. »So spricht ein wahrer Stadtmensch. Man hört eine Amsel. Und das ist eine Spottdrossel und das ein …« Abrupt schwand Joes Vergnügen an seiner Umgebung. »Und … da ruft jemand um Hilfe. Hören Sie? Haben Sie das gehört? Ich bin sicher, ich habe …«
    »Da drüben - hinter dem Gebüsch.«
    Beide rannten sie in Richtung der Hilferufe. Eine weibliche Stimme jammerte, und eine zweite Frauenstimme, wenn auch lauter und entschiedener, rief um Hilfe und gab ihnen die Richtung vor.
    Joe hängte Armitage ab. Er entdeckte einen schwergewichtigen Mann, der vom Gebüsch auf den Hauptweg zulief, der zum Parkausgang führte. Er hatte ein krebsrotes Gesicht und kam nur langsam voran, behindert durch einen beträchtlichen Bierbauch und dadurch, dass er den Gürtel seiner Hose, die offen zu stehen schien, zu schließen versuchte. Mit gesenktem Kopf war er zu beschäftigt, die Gestalt abzuhängen, die ihm hinterherjagte, als dass er Joe bemerkt hätte, der auf Abfangkurs ging. Tilly Westhorpe, mit dem Gesicht einer Rachegöttin, mit pumpenden Ellbogen und fliegenden Absätzen, rannte mit der Geschwindigkeit eines Rennpferdes und kam ihrer Beute rasch näher.
    Gott! Was würde sie tun, wenn sie diesen Fettklops erwischte?, fragte sich Joe. Sechs Schritte später fand er es heraus. Mit einem Triumphschrei warf sie sich auf die Knöchel des Mannes und brachte ihn mit lautem Donnern zu Boden. Bevor er sich auf die Beine kämpfen konnte, hatte sie ihre siebenundfünfzig Kilo schwere Gestalt bereits fest auf seinen Kopf platziert. Sie zog eine Pfeife aus ihrer Brusttasche und wollte gerade hineinblasen, als sie die Ankunft der Kavallerie bemerkte. Sie schien erfreut, Joe zu sehen.
    Er ließ sich ohne viel Aufhebens auf die strampelnden Beine des Mannes fallen. »Guten Morgen, Westhorpe. Wollen Sie mir bitte erklären, auf wem Sie hier sitzen? Wer ist Ihr Freund?«
    »Feind wohl eher!«, keuchte sie. »Ich bin schon seit Wochen hinter ihm her, Sir. Ein Vergewaltiger der schlimmsten Sorte. Normalerweise überfällt er Frauen nach Einbruch der Dunkelheit, jene, die dumm oder verzweifelt genug sind, um sich nachts hierher zu wagen, aber der Strom an Idiotinnen ist in letzter Zeit versiegt, und darum hat er sich auf Angriffe bei Tageslicht verlegt.«
    Üble Flüche waren durch mehrere Schichten Serge-Rock zu hören. Westhorpe hüpfte schwungvoll und schlug den Kopf des Mannes dadurch zu Boden. »Nicht fluchen!«, sagte sie. »Es ist eine Dame anwesend!«
    »Äh, ich denke, Sie können jetzt aufstehen, Westhorpe. Wir wollen diesem verkommenen Subjekt doch keinen weiteren Schauder der Erregung verschaffen, oder? Zu viel Aufregung für einen Tag.«
    Armitage traf ein, nahm die merkwürdige Szene in sich auf, und sein Unterkiefer sank herab.
    »Ah, Sergeant! Bitte Ihre Handschellen«, bat Tilly. »Und wenn es Ihnen nichts ausmacht - es liegt ein armes Mädchen in den Büschen da drüben, das unsere Aufmerksamkeit benötigt. Ist schon gut«, fügte sie hinzu, als sie sah, wie Armitage erbleichte. »Ich denke, ich habe ihn gestört, bevor es zum Schlimmsten kam. Commander, vielleicht könnten Sie sich hier die Ehre geben? Weibliche Constables dürfen keine Verhaftungen vornehmen.«
    Mit dem Knie im Rücken des Mannes legte Joe ihm Handschellen an. Er teilte ihm mit, dass er von einem Commander von Scotland Yard verhaftet worden war und zum Hyde-Park-Revier gebracht würde, wo man ihn formell anklagte. Die Ankunft von zwei Detectives in Zivil am Tatort schien ihm den Wind aus den Segeln genommen zu haben und er fing mit jämmerlichen Von-Mann-zu-Mann-Entschuldigungen an. »… nur ein wenig Spaß … nur ein bisschen Blödsinn … Sie wissen doch, wie das ist, Sir … aber wer weiß, was diese blöden Kühe hinterher behaupten...« Sein Jammern mündete in einem Aufheulen, als die scharfe Kante eines Polizeistiefels auf sein Schienbein niederfuhr.
    »Westhorpe!«
    »Tut mir leid, Sir, aber Sie schienen dem nicht nachkommen zu wollen.«
    Armitage schloss sich ihnen wieder an. In seinen Armen trug er ein schluchzendes Bündel Mensch. Magere, weiße Ärmchen klammerten sich um seinen Hals. Beine wie weiße Stöckchen ragten aus einem kurzen, schwarzen Rock hervor und endeten in roten Socken. Ein schwarzer Lacklederschuh baumelte an einem Zeh. Joe sah die Sorge in Westhorpes Gesicht, bevor sie sich zusammenriss und das Opfer ansah.
    »Sie sagt, sie heißt Vesta, Miss«, erklärte

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