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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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Armitage.
    »Vesta«, wiederholte Westhorpe leise. Joe fiel auf, dass sie ihren Polizeihut abnahm, bevor sie mit dem Mädchen sprach, um ihr nicht noch mehr Angst zu machen. »Hallo, Vesta. Ich bin von der Polizei, und diese Herren sind Detectives. Bei uns bist du sicher. Vesta, fühlst du dich stark genug, um diese Person als den Mann zu identifizieren, der dich eben angegriffen hat? Keine Angst, es ist nur eine Formalität«, fügte sie hinzu, »und er kann dir jetzt nichts mehr tun.«
    Ein tränenüberströmtes Gesicht lugte von Armitages Tweedjacke und durch dicke Ponyfransen auf den Verhafteten herunter. Ein kleiner, anklagender Finger wies auf ihn.
    Ihr Aufschrei ließ Joe zusammenfahren. »Das is’ er! Das is’ der Hurensohn, dieser Haufen Scheiße! Ich weiß, er is’ es! Er is’ der Cousin von meinem Dad, Herbert. Wart nur, bis ich das meiner Mama sage! Die macht Hackfleisch aus dir. Sie schneidet dir die Eier ab und verfüttert sie an unsere Katze. Und wo ist mein anderer Schuh?«
    Joe und Armitage tauschten lange Blicke aus.
    »Darf ich vorschlagen, dass wir diese beiden in dem Schoß des Inspektors abladen, der das Pech hat, da drüben im Revier an diesem herrlichen Vormittag Dienst schieben zu müssen?«, schlug Joe vor.

7. KAPITEL
    Zwei Stunden später lenkte Joe sein Morris-Oxford-Cabriolet die Upper Brook Street entlang und hielt Ausschau nach Tillys Elternhaus. Mit einem peinlichen Knirschen des Getriebes entdeckte er es und wurde langsamer. Armitage zuckte zusammen. Joe war sich nicht sicher, ob die Gereiztheit des Sergeants auf den Fahrstil seines Chefs zurückzuführen war oder auf das aristokratische Aussehen des prachtvollen, georgianischen Hauses, vor dem sie soeben zum Stehen gekommen waren.
    »Sieht so aus, als wären wir am Ziel«, sagte Joe und zog die Handbremse an. »Springen Sie raus und setzen Sie sich nach hinten, Bill. Ich gehe zur Tür und lasse sie wissen, dass wir da sind.«
    »Ich glaube, man hat Sie bereits gehört, Sir.«
    Die Haustür öffnete sich, und Tilly Westhorpe trat mit einem älteren Mann heraus. Die silberhaarige, aufrechte Gestalt von sichtlich militärischem Gebaren schien gerade einen Streit mit der in Uniform gekleideten Tilly zu verlieren. Sie hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und lief eifrig die kurze Strecke zum Wagen. Joe öffnete den hinteren Wagenschlag und half Tilly über das Trittbrett auf den Rücksitz.
    Das war kein gesellschaftlicher Anlass, und die Etikette war diesbezüglich nicht ganz klar, aber - zum Teufel, was waren gute Manieren anderes als ein Ausdruck der Rücksichtnahme auf andere? Einem Impuls folgend drehte Joe sich um und ging zum Haus, nahm den Hut ab, nickte kurz mit einem entwaffnenden Lächeln. »Sir, ich kann nicht mit der Tochter eines Mannes davonfahren, ohne mich vorzustellen. Commander Joseph Sandilands. Wir haben heute Morgen telefoniert. Sir Nevil hat mich angewiesen, Mathildas besondere Fertigkeiten in einem besonders bedauerlichen Fall …«
    »Machen Sie sich keine Gedanken, Sandilands«, kam die rasche Erwiderung. »Kein Grund, sich zu erklären. Ich habe bereits mit Nevil darüber gesprochen. Frederick Westhorpe, guten Tag.«
    Sie schüttelten sich die Hände.
    »Tilly hat mir sehr viel von Ihnen erzählt, Commander.« Die klugen, blauen Augen funkelten einen Moment lang humorvoll. »Das Mädchen scheint Ihnen widerwillig Respekt zu zollen. Und glauben Sie mir, das ist höchst ungewöhnlich für sie.« Als er Joes Überraschung bemerkte, fügte er hinzu: »Verraten Sie ihr um Himmels willen nicht, dass ich das gesagt habe! Kann nicht behaupten, dass ich billige, was Tilly macht, aber sie meint, es sei ›wertvoll, gesellschaftlich wünschenswert und persönlich erfüllend‹. Lassen Sie uns beten, dass es sich nur um eine ihrer vorübergehenden Leidenschaften handelt. So sind die jungen Frauen heutzutage! Weigern sich, auf ihre lebenserfahrenen Altvorderen zu hören. Wird Tilly auf Sie hören?«
    Joe grinste. »Wohl kaum, Sir. Ich fürchte, ich muss sie regelmäßig zusammenstauchen.«
    Er trat zur Seite, um einen Diener mit einem Picknickkorb passieren zu lassen.
    »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen?« Westhorpe nickte mit dem Kopf in Richtung Korb. »Ich versuche, mich um sie zu kümmern. Dachte, Sie wären vielleicht froh über einen kleinen Imbiss, wenn Sie in die Wildnis von Surrey fahren.« Ein Schatten huschte über die plumpen Gesichtszüge. »Achten Sie gut auf sie, Sandilands. Soweit sie es

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