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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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Weg zurück nach London fahren, Bill.«
    Sogar Armitage schien zufrieden in den Händen von Westhorpe, die zügig fuhr und sich ohne zu stocken durch die Gänge arbeitete. Als sie eine freie Strecke erreichte, trat sie aufs Gas und versuchte, die siebzig Meilen pro Stunde zu schaffen, zu denen der ansonsten unspektakuläre Wagen laut Joe fähig war.
    »Äh … wir wollen nicht zu früh dort eintreffen, Tilly«, war alles, was Joe sich als Kommentar erlaubte.
    Zu seiner Überraschung beugte sich Armitage vor und fing mit Westhorpe ein Gespräch an. Kein sehr erhebendes Gespräch, nach Joes Einschätzung, aber die beiden schienen es unterhaltsam zu finden. »Was für ein Auto fahren Sie, Constable?«
    »Ach, nur ein kleines. Einen Zweisitzer. Einen Bullnose-MG. In Rot.«
    »Sehr nett!«
    »Na ja, hinter dem hübschen Äußeren findet man so ziemlich dasselbe Chassis und denselben Motor wie in diesem Oxford.«
    »Aha! Ich dachte mir doch gleich, dass Sie mit ziemlich viel Selbstvertrauen hinter das Lenkrad gestiegen sind.«
    »Ist leicht zu fahren, aber etwas mehr Spritzigkeit könnte er schon vertragen.«
    »Ich finde eigentlich, er ist spritzig genug … Goldmedaille im Rennen London - Land’s End, nicht wahr?«
    »Das stimmt. Ich kann aus dem Stand in zwanzig Sekunden auf sechzig Meilen die Stunde kommen, also haben Sie vermutlich Recht. Und Sie, Sergeant? Was fahren Sie?«
    »Alles, was ich in die Finger bekommen kann! Ich habe kein eigenes Auto, das ist mit dem Gehalt eines Sergeants nicht möglich, aber ich habe Hochgeschwindigkeitsfahren trainiert und sechs Monate beim Überfallkommando gedient.«
    »Dann haben Sie Bankräuber geschnappt?« Tilly war beeindruckt.
    »Ja. War aber nicht so aufregend, wie es klingt«, meinte Armitage bescheiden. »Zu viele Stunden verdeckte Überwachung, mit einer Einheit schwitzender Polizisten, geparkt vor einer Bank, darauf wartend, dass etwas passiert. Und dann stellten wir in den meisten Fällen fest, dass die Schurken schnellere Autos hatten als wir …« Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Wo heute so viele Ganoven motorisiert sind, sollte jemand, der sich in der Hierarchie weiter oben befindet« - er sah nach hinten zu Joe, um sicherzustellen, dass er das auch hörte -, »in den sauren Apfel beißen und etwas Spritzigeres besorgen, als die alten Crossley-RFC-Streifenwagen. Vielleicht bewerbe ich mich erneut, wenn sie mit Bentleys ausgestattet werden.«
    »Das lässt sich schon eher hören! Es heißt, das neue Modell soll es auf über einhundert Meilen die Stunde bringen.«
    Tja, es war ein Anfang. Joe stöhnte vor Langeweile, schloss die Augen und schlief ein.
     
    Westhorpe fuhr langsamer, als sie sich ihrem Ziel näherten. In unterschiedlicher Ausprägung von Würdigung und Neid betrachteten die drei das Haus, das ungefähr eine Viertelmeile von der Straße entfernt ins Sichtfeld kam. Es war ansprechend, es war unprätentiös. Und es war schief, da die Holzbalken, die vor über fünfhundert Jahren eingesetzt worden waren, sich in das weiche Herz des Landes eingefügt hatten. Aufgrund der Tatsache, dass man das Haus jahrelang getreulich ockerfarben getüncht hatte, war die Silhouette bis zu einem Punkt verschwommen, wo das Haus der Erde zu gehören schien. Die facettenreichen Bleifenster mit den Eichenholzrahmen spiegelten die Strahlen der Nachmittagssonne funkelnd wider.
    In der Ferne bildeten zwei riesige Birnbäume von unschätzbarem Alter und mit weißen Blüten wie Schiffe mit vollen Segeln den Hintergrund für das Haus und lugten über die bemoosten Wellen des Schindeldaches mit seinen aufragenden Schornsteinen. Ein Haus wie dieses zu besitzen, hätte Joe als Segen empfunden.
    Über eine schmale Kutschauffahrt, die zwischen zwei imposanten Torpfeilern verlief, näherte man sich dem Haus. Westhorpe sah sie zuerst.« Schauen Sie, Sir! Ich glaube, da bildet sich gerade ein Begrüßungskomitee. Oder bereiten sie sich darauf vor, die Grenzen zu verteidigen? Offenbar betrauern sie die arme Verblichene nicht besonders.«
    Joe entdeckte zwei kleine Gestalten - bloße Kinder -, die am Fuß der Steinpfeiler herumgelungert hatten und jetzt flink nach oben kletterten. Joe erriet, was die beiden planten. Jedes Landhaus-Hochglanzmagazin zeigte derzeit Fotografien von aufgeweckten, jungen Dingern, die auf Pfeilern posierten und vorgaben, Steinlöwen oder ägyptische Gottheiten zu sein.
    Joe lächelte. »Nähern Sie sich langsam, Westhorpe, und bleiben Sie vor der Pforte stehen.

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