Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
Vom Netzwerk:
mit zum Revier genommen hatten.
    »Und das Motiv?« fragte ich den Leutnant. »Wie ist es damit? Können Sie mir erklären, aus welchem Grunde ich Olivia erschossen haben sollte?«
    McGorvyn zuckte mit seinen breiten Schultern.
    »Unsere Ermittlungen laufen noch«, sagte er. »Ich kann es Ihnen im Augenblick noch nicht sagen, aber wir werden es schon herausbringen. Seit wann kannten Sie Olivia Anderson?«
    »Seit gestern nachmittag.«
    »Hm«, machte er und kramte in seiner Brieftasche. Er hielt mir meine Visitenkarte hin, auf der ich den Empfang der hundert Dollar quittiert hatte.
    »Ihr Gedächtnis scheint auch gelitten zu haben. Hier steht: 16.7. — das wäre also genau vor einem Monat gewesen.«
    Ich schnalzte ärgerlich mit den Fingern.
    »Zu dumm! Ich habe mir schon so oft vorgenommen, Juni, Juli oder August zu schreiben — und nicht 6., 7. oder 8. Ich habe das wirklich erst gestern nachmittag geschrieben.«
    McGorvyn grinste breit, warf dem Sergeanten einen Blick zu, und dann verzog er sein Gesicht in Richtung zu Eddie hin.
    »Faul«, sagte er. »Ich rate Ihnen, für meine nächsten Fragen intelligentere Ausreden zu finden, sonst macht mir die ganze Sache keinen Spaß. Wo lassen Sie übrigens Ihre Anzüge arbeiten?«
    Ich wußte sofort, daß er Olivias Schneiderrechnung in meiner Tasche gefunden hatte, aber ich konnte mich an den Namen des Schneiders nicht erinnern.
    »Normalerweise«, sagte ich, »lasse ich bei Tognotti in der Franklin Avenue arbeiten — natürlich nur, wenn ich gut bei Kasse bin. Meistens aber kaufe ich meine Anzüge von der Stange. Warum interessiert Sie das? Wollen Sie Zivilist werden? Es wird Ihnen doch wohl nicht zu langweilig bei der Polizei, oder?«
    Er hielt mir die Quittung über den erweiterten Bund und das Aufbügeln unter die Nase:
    »Und das hier?«
    Ich nahm den Zettel und bemühte mich, mir den Namen des Schneiders einzuprägen. Außerdem wunderte ich mich, daß sie dem Wisch überhaupt eine Bedeutung zumaßen. Woher wußten sie, daß ich ihn aus Olivias Wagen mitgenommen hatte? Oder wußten sie es gar nicht und probierten nur herum? Schließlich sagte ich, während ich ihm den Zettel zurückgab:
    »Keine Ahnung. Ich kenne diesen Zettel genausowenig wie die Pistole.«
    »Komisch«, meinte er. »Sehr komisch. Da muß jemand genau die gleichen Fingerabdrücke haben wie Sie. Außerdem war Olivia Anderson gestern auch nicht dort. Aber das ist jetzt gar nicht so wichtig.«
    »Derjenige«, meinte ich, »der mir das Betäubungsmittel in mein Glas geschüttet hat, während ich mit Mrs. Anderson sprach, der wird auch wissen, warum er mir dieses ganze Zeug in die Tasche stopfte, als es mich umhaute und die Polizei kam.«
    McGorvyn schüttelte den Kopf und saugte an den Zähnen, daß es zischte. Dann sagte er grinsend:
    »Man möchte es nicht glauben, wie primitiv Ihre Ausreden sind. Wir haben uns beim Finanzamt erkundigt: Sie haben in letzter Zeit nicht schlecht verdient. Ich kann mir absolut nicht denken, daß Sie so blöd sind, wie Sie jetzt tun. Das Ganze ist doch ziemlich klar: Sie hatten sich mit Miss Anderson verabredet—das ist übrigens das einzige, was von Ihren Angaben bisher stimmt —, Sie sind auch hingefahren, haben sie erschossen, und dann haben Sie dieses lächerliche Theater inszeniert. Oder war’s vielleicht anders?«
    Ich nickte gottergeben.
    »Wenn Sie nur kein Polizist wären, Leutnant, würde ich versuchen, mit Ihnen zu debattieren. Es sind da einige sehr schwache Stellen in Ihrer Theorie, und das wissen Sie genau. Ich habe aber keine Lust dazu. Nehmen Sie mich mit und geben Sie mir die Möglichkeit, mich mit meinem Anwalt zu verständigen.«
    Er steckte das ruhig ein.
    »Sie sagten, Miss Anderson sei Ihre Klientin. Außerdem hat Sie Ihnen hundert Dollar für irgendeine Tätigkeit anbezahlt. Was wollte Sie von Ihnen? Ich habe Sie das gestern schon gefragt, aber vielleicht haben Sie heute mehr Lust, mir das zu beantworten?«
    Wenn mir auch das Wasser im Augenblick noch nicht zu den Nasenlöchern hineinlief, so stand es doch schon beträchtlich hoch. Es hatte keinen Sinn, diese andere Sache nun noch länger zu verheimlichen. Ich erklärte ihm also:
    »Sie kam zu mir und sagte, ihrer Mutter — oder richtiger: ihrer Stiefmutter — seien fünftausend Dollar gestohlen worden. Sie bat mich, herauszubringen, wer der Dieb sei.«
    Er stand wortlos auf. In Eddies Gesicht sah ich höchstes Erstaunen. Ich nickte ihm zu.
    »Ja, Eddie — so ist das. Und sie behauptete

Weitere Kostenlose Bücher