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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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überlegte eine Weile, dann sagte ich:
    »Eigentlich wäre es an Robby, diese Suppe auszulöffeln. Lydia ist so stolz auf ihren Sohn, daß es ihr gar nicht schaden würde, wenn ihr dieses Herzblättchen mal ein wenig Kummer machte. Vielleicht bleibt uns auch nichts anderes übrig. Ich würde dann halt mal mit Robby sprechen. Ich könnte es ihm sicherlich beibringen, daß er es auf sich nimmt. Aber wir haben noch eine kleine andere Chance — kommen Sie!«
    Ich nahm sie am Arm, und wir gingen wieder zurück.
    »Was wollen Sie denn tun?« fragte sie.
    »Das werden Sie schon sehen. Zunächst mal fahren wir nach Santa Monica. Wissen Sie zufällig, wo Robby das Geld schuldig war?«
    »Ja. Er zeigte mir die Quittung. Es ist ein Lokal, das >Der blaue Traum< heißt, und der Besitzer...«
    »...heißt Steve Granger. Ich weiß«, sagte ich. »Ich kenne ihn. Unsere Chancen sind ein wenig gestiegen.«
    Als wir in meinem Wagen saßen, legte sie ihren Kopf an meine Schulter.
    »Sie sind wunderbar, Randy, wirklich wunderbar.« Ich beugte mich ein wenig zu ihr hinüber und gab ihr einen Kuß in ihr zerwühltes Haar.
    »Ja, ja«, brummte ich. »Der gute Onkel Randy.«
    Dann drückte ich auf den Anlasser und jagte los.
    Es war kurz vor sechs Uhr, als wir den »Blauen Traum« betraten.
    Man kann über Träume verschiedener Ansicht sein, aber wenn’s nach mir gegangen wäre, hätte diese Kneipe der »Blaue Alptraum« geheißen.
    Der Boden war blaues Linoleum, die Möbel waren aus blauem Stahlrohr, mit blauem Stoff bezogen, die Wände waren blau gestrichen, die Decke und die Lampen waren ebenfalls blau.
    Wir setzten uns, und der Kaffee, den wir bestellten, wurde in blauem Geschirr serviert. Es versteht sich von selbst, daß der Kellner blau gekleidet war.
    Ich hielt ihn am Ärmel fest und sagte:
    »Ist Steve Granger da?«
    »Bedaure sehr, mein Herr. Der Chef ist vorhin weggegangen.«
    »Dann geh mal zu ihm, mein Sohn, und sage ihm, Randy Scott wäre hier und möchte sich mit ihm unterhalten.«
    »Er ist aber...«
    »Hör auf, bevor du an einer Lüge erstickst«, unterbrach ich ihn. »Steve Granger ist in den letzten fünf Jahren keinen Schritt mehr zu Fuß gegangen, und hinter dem Haus steht sein weißer Bentley. Los, sag ihm Bescheid.«
    Er verschwand achselzuckend und kam schon nach wenigen Augenblicken zurück.
    »Mister Granger läßt bitten.«
    Ich folgte ihm durch das Lokal. Wir stiegen eine Treppe hoch und kamen in Grangers Büro. Auch hier war alles blau, und ich nahm mir vor, bei Gelegenheit einen Psychiater zu fragen, auf welchen Seelendefekt eine derartige Manie für Blau schließen lasse.
    Steve Granger kam mir mit ausgestreckten Händen entgegen.
    »Mister Scott! Was verschafft mir das Vergnügen, Sie wieder mal bei mir begrüßen zu dürfen? Entschuldigen Sie, daß Laxter Sie nicht sofort zu mir gebracht hat. Dieser Gipskopf ist neu und kannte Sie noch nicht. Sehen Sie—so lange waren Sie schon nicht mehr hier.«
    Ich setzte mich in den blauen Clubsessel und schaute Steve an.
    »Komisch«, sagte ich. »Von Rechts wegen müßten Sie doch auch blaue Augen haben.«
    Er lachte auf.
    »Ich habe schon immer für Blau geschwärmt. Als Farbe und als Zustand. Was wollen Sie trinken?«
    »Whisky, bitte. Pur, aber mit Eis.«
    Steve holte eine Flasche »Three Roses« aus dem eingebauten Kühlschrank. Ich hörte die Eiswürfel in den Gläsern klirren.
    Steve war ein großer, schwergebauter Mann mit langen, weißen Haaren. Er wirkte sehr gepflegt, etwa wie der Direktor einer kleinen Provinzbank, der seine Freizeit redlich zwischen seiner Familie und dem Sammeln von Schmetterlingen aufteilt.
    Steve Grangers Familie allerdings bestand aus einer Reihe von recht beachtlichen Mädchen, die er teils zum eigenen Bedarf, teils für seine Gäste an der Strippe hatte, und statt Schmetterlingen sammelte er Dollars.
    »Na, mein Lieber!« dröhnte sein jovialer Baß, während er die Gläser auf den Schreibtisch stellte. »Was haben wir denn für Sorgen? Muß der alte Steve mal wieder aus der Patsche helfen? Na, nehmen wir zuerst mal einen Schluck darauf.«
    Wir tranken, und dann sagte ich:
    »Nein — diesmal ist es Randy Scott, der dem alten Steve aus der Patsche helfen muß.«
    Seine kleinen, fettgepolsterten Äuglein musterten mich überrascht.
    »Mich aus der Patsche ziehen? Da bin ich aber neugierig.«
    »Ach Gott, es ist weiter keine große Sache. Spucken Sie die fünftausend Dollar wieder aus, die Sie Robby Lermouth abgenommen haben, und

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