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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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alles ist in Ordnung.«
    Er preßte beide Hände mit gespreizten Fingern, an denen einige Brillanten glitzerten, gegen die Brust.
    »Abgenommen!« rief er, und seine Backen wabbelten vor Aufregung. »Niemand hat Robby Lermouth fünftausend Dollar abgenommen! Welch ein schrecklicher Irrtum. Sie müssen völlig falsch orientiert sein, lieber Mister Scott. Ganz im Gegenteil: Ich war es, der Robby aus einer großen Verlegenheit geholfen hat. Er brauchte fünftausend Dollar, und die hab’ ich ihm geliehen. Einen Augenblick, ich kann’s Ihnen schwarz auf weiß zeigen.«
    Er kramte eine Weile in seinem Schreibtisch herum und brachte auch tatsächlich ein Papier zum Vorschein, das er mir herüberreichte. Es war natürlich das Übliche: die Bestätigung, daß Robby Lermouth von ihm fünftausend Dollar leihweise >zur Anschaffung wichtiger Gegenstände< erhalten hatte.
    Ich warf ihm den Schrieb über den Tisch zurück.
    »Zu alt, Steve«, sagte ich. »Viel zu alt und abgedroschen, dieser Trick. Wie viele von Ihren Kunden soll ich aufmarschieren lassen, die bereit sind, zu beschwören, daß Sie ihnen >zur Anschaffung wichtiger Gegenstände< mit einigen Dollar unter die Arme gegriffen haben? Meinen Sie denn, der Staatsanwalt wüßte nicht ganz genau, daß das Ende aller Spielverluste ein solches >Darlehen< von Steve Granger an Mister Soundso ist?«
    Steve lachte unbekümmert auf. Er hatte gelbe, verrauchte Zähne.
    »Der Staatsanwalt!« rief er. »Ach du liebe Güte, Mister Scott — der Staatsanwalt! Natürlich weiß er das, aber was kann er schon dagegen tun? Es ist ja in letzter Zeit vieles verboten worden, aber es ist noch nicht verboten, daß ich guten Bekannten etwas Geld pumpe. Natürlich ist es auch nicht verboten, daß sie es mir bei Gelegenheit zurückzahlen. Ich verlange auch keinerlei Zinsen, so daß ich mit dem Banken- und Sparkassenkodex nicht in Konflikt komme. Nein, Sie müssen sich schon was Besseres ausdenken, um einen alten Fuchs wie mich zu fangen.«
    »Für jeden Fuchs, Steve, gibt’s ein Tellereisen. Sie kennen doch Paul E. Tunner?«
    Er nickte vorsichtig.
    »J... ja — ein gerngesehener Gast bei uns. Was ist mit ihm?«
    »Er ist ein Freund von mir, Steve. Er hat früher, ehe er hier seßhaft wurde, in Varietés als Zauberkünstler gearbeitet.«
    »Na und? Ich hab’ das, glaube ich, schon mal gehört. Aber wir machen hier ja keine sozialen Unterschiede. Uns ist jeder Gast willkommen.«
    »Weiß ich, weiß ich!« winkte ich ab. »Aber Paul hat Ihnen in meinem Auftrag — vor vierzehn Tagen etwa — ein Kartenspiel vertauscht. Er hat Ihnen seine Karten dagelassen und Ihre Karten mitgenommen. Die sind gezinkt, Steve. Meinen Sie nicht, daß Ihre Verluste mehr als fünftausend Dollar ausmachen würden, wenn ich dem Staatsanwalt dieses Kartenspiel auf den Tisch legte?«
    Sein Gesicht hatte sich mehr und mehr gerötet.
    »Das ist ja geradezu Erpressung!« schnaufte er empört.
    »Zahn um Zahn«, sagte ich. »Und Erpressung um Erpressung. Nun rücken Sie das Geld schon ‘raus!«
    »Gut«, sagte er in einem plötzlichen Entschluß. »Aber ich bekomme dafür das Kartenspiel?«
    Ich schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Nein, Steve. Das bleibt bei mir. Sie wissen ganz genau, daß ich keinen Mißbrauch damit treibe. Sie verdienen so viel Geld, und ich verdiene so wenig; irgendein kleines Kapital muß ich ja schließlich auch haben. Sie wissen ganz genau, daß ich es nur dann antasten werde, wenn ich beruflich dazu gezwungen bin. Und es gibt bei uns kein Gesetz, das mich zwingt, Polizeidienste zu leisten.«
    »Gefährlich für Sie, Scott«, brummte er. »Oh, das ist sehr gefährlich für Sie! Haben Sie gar keine Angst, daß Ihnen eines schönen Tages etwas passieren könnte? Machen wir einen Tausch: meine Karten gegen Robbys Dollars, ja?«
    »Haben Sie schon jemals mit mir handeln können, Steve?«
    Er öffnete seufzend die Schreibtischlade und schob mir fünf Päckchen zu je tausend Dollar über den Tisch. Ich steckte sie in die Tasche, ohne das Geld nachzuzählen. Dann trank ich meinen Whisky aus und stand auf.
    »Auf Wiedersehen, Steve«, sagte ich und nickte ihm grinsend zu. »Und ich schwöre bei Gott und allem, was mir heilig ist: weder Paul E. Tunner noch ich haben gezinkte Karten von Ihnen. Ich weiß aber jetzt, daß es bei Ihnen welche gibt. Betrachten Sie diese fünftausend als Lehrgeld dafür, daß man eine Schlacht nicht immer gleich als verloren betrachten soll, wenn’s mal ein bißchen mies aussieht.

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