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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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langsam davontrieben.
    »Robby brauchte Geld. Er hatte Spielschulden, drunten in Santa Monica. Sie sagten dort, sie würden einen Skandal inszenieren, wenn er nicht bezahlte. Er hat mir versprochen, nie mehr zu spielen, wenn ich das Geld irgendwie auftreiben würde. Ich hab’s ihm zugesagt und bin zu einem Bekannten gegangen, aber der wollte oder konnte nicht.«
    »Schade«, brummte ich. »Verdammt schade, daß ihr mir das nicht früher gesagt habt. Ich hätte schon für einen Skandal gesorgt, aber auf der anderen Seite. Und was war dann weiter?«
    »Robby war verzweifelt. Er sagte, er würde sich erschießen!«
    Sie blickte mich an, und ein kleines, armseliges Lächeln huschte über ihr Gesichtchen.
    »Ich glaube nicht, daß er sich wirklich umgebracht hätte«, erzählte sie weiter, »dazu ist er wohl zu feige. Aber ich wollte den Skandal vermeiden. Da sah ich, daß Ma Geld von der Bank geholt hatte. Ich nahm es und gab es Robby.«
    Ich starrte sie an, und dann lachte ich. Ich lachte so schallend wie schon lange nicht mehr.
    »Sie!« prustete ich. »Sie haben die fünftausend Eier geklaut?«
    »Ja«, sagte sie. »Aber ich finde das jetzt absolut nicht mehr so komisch. Ich konnte ja nicht ahnen, daß Ma einen solchen Wirbel darum machen würde.«
    »Wirbel ist gut!« sagte ich. »Ich finde, sie hat das sogar recht diskret gemacht. Ich an ihrer Stelle hätte sofort die Kriminalpolizei geholt, und dann wäre der Wirbel noch viel größer geworden.«
    »Ja, Sie vielleicht«, meinte sie. »Aber Ma hat wegen solcher Kleinigkeiten noch nie ein derartiges Theater gemacht. Sie verliert ja andauernd irgend etwas, und vor allem kann sie sich nie daran erinnern, wo sie es gelassen hat. Sie trommelte bisher nur immer das ganze Haus zusammen und machte ein großes Lamento. Zwei Tage später hat sie schon wieder alles vergessen.
    Neulich hat sie eine Brosche verloren, die das Vierfache wert war, und kein Hahn kräht heute mehr danach. Vor vierzehn Tagen...«
    »Und Ihr Vater?« unterbrach ich sie. »Macht der da einfach mit?«
    »Paps ist ein Philosoph«, klärte sie mich lächelnd auf. »Er steht auf dem Standpunkt, daß jeder Ärger das Leben verkürzt. Er sagt immer, er hätte Geld genug, um sich damit jeden Ärger vom Halse zu halten. Nirgends könne er sein Geld besser anlegen. Außerdem dachte ich mir, daß ich ja schließlich selber rund zwei Millionen auf der Bank liegen habe. Da Paps über dieses Geld verfügen kann, hätte er eben schlimmstenfalls die fünftausend aus meinem Konto wiederhaben können. Weiß Gott, warum sie diesmal plötzlich einen Detektiv bemüht hat.«
    »Der Detektiv«, sagte ich grinsend, »wurde nicht von ihr bemüht, sondern von Olivia. Sie wollte von dem Detektiv nichts anderes, als Mrs. Lydia Anderson beweisen, daß es nicht Lloyd Webster war, der das Geld geklaut hat. Mrs. Anderson bemüht sich nämlich sehr, Webster in diese Sache hineinzuziehen, um ihn aus dem Hause zu kriegen.«
    »Lloyd? Aber warum denn? Was hat sie denn gegen ihn?«
    »Es gibt immer irgendwelche Schwierigkeiten«, erklärte ich. »Zum Beispiel, wenn eine Mutter bemüht ist, sich ihren zukünftigen Schwiegersohn selbst auszusuchen.«
    Audrey wurde ganz weiß im Gesicht, und ich dachte, ich müsse sie gleich festhalten, damit sie nicht umfällt.
    »Nein!« rief sie. »Das ist doch... aber das ist doch nicht möglich!«
    »Möglich oder nicht, sie hat mir dreitausend Dollar dafür angeboten, daß ich ihr Websters Kopf auf einem silbernen Tablett serviere. Lloyd ist Einunddreißig und sieht verdammt gut aus, und sie ist nur zwölf Jahre älter. Was sind heutzutage schon dreiundvierzig Jahre für eine Frau? Sie hat sich in ihn verknallt. Deshalb kann sie es ihm nicht verzeihen, daß er Olivia ihr vorgezogen hat.«
    »Pfui Teufel!« sagte Audrey. »Ist das ekelhaft!«
    »Ekelhaft?« fragte ich dagegen. »Ich finde, das ist ein Naturgesetz. Eine Frau, die so gut aussieht wie Mrs. Anderson, braucht mit dreiundvierzig Jahren noch nicht auf die Freuden des Lebens zu verzichten. Auch hier gibt es noch Frühlingsstürme, gegen die man sich kaum wehren kann. Man sagt auch, wenn eine alte Scheune brennt, dann brennt sie lichterloh. Ich glaube, daß Ihr Vater, Audrey, lieber angelt, als seiner Frau das zu geben, was sie offenbar noch braucht — oder?«
    Sie stützte ihre Ellenbogen auf das Geländer und verbarg das Gesicht in ihren Händen.
    »Was soll ich jetzt tun?« fragte sie. »Soll ich zu ihr gehen und es ihr sagen?«
    Ich

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