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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Wissen Sie, mein Bester, Ihr Vorgänger Oron Kelly — der hat sich nicht selber als einen alten Fuchs bezeichnet, der war einer! Und er war ein ganz anderer Kerl: der hätte mich schon nach dem zweiten Satz hinausgeworfen, und spätestens morgen früh hätte ich es sehr bedauert, daß ich ihn je kennengelernt habe. Falls ein Toter noch irgend etwas bedauern kann.«
    Ich hörte mir den langen, schönen Fluch nicht mehr ganz an, den er hinter mir vom Stapel ließ, sondern ging vergnügt pfeifend hinunter und setzte mich zu Audrey.
    »Es hat geklappt«, sagte ich. »Steve Granger ist auf einen Bluff ‘reingefallen, und wir haben die fünftausend Dollar.«
    Ich stopfte ihr die fünf Päckchen in die Handtasche, aber sie nahm sie wieder heraus.
    »Nein, bitte, können Sie das nicht erledigen?«
    Da ich nicht übel Lust hatte, der Alten noch ein bißchen auf dem Nerv herumzubohren, willigte ich ein.
    »Gut. Dann müssen wir aber gleich fahren, denn um zwanzig Uhr muß ich zu Hause sein, weil ich noch eine wichtige Verabredung habe.«
    »Mit einem Mädchen?«
    »Nein. Aber würde es Ihnen was ausmachen, wenn’s ein Mädchen wäre?«
    Sie lachte. Sie hatte noch nie so reizend ausgesehen wie in diesem Augenblick.
    »Wenn dieses Mädchen auch Sommersprossen hätte«, sagte sie leise, »dann würde mich das sehr ärgern.«
    Nun tat ich endlich genau das, was jeder halbwegs normale Mann schon längst getan hätte: ich gab ihr einen Kuß.
    Dann winkte ich dem blauen Kellner:
    »Die beiden Kaffees zahlt Mister Granger, wir waren heute seine Gäste. Auf Wiedersehen!«
    Wir fuhren, so schnell es der um diese Zeit dichte Verkehr erlaubte, nach Tujunga.
    Unterwegs kam mir ein Gedanke, der mir zuerst absurd erschien. Je länger ich mich aber damit beschäftigte, desto mehr glaubte ich, daß er Hand und Fuß hatte. Merkwürdig, daß ich da nicht schon vorher draufgekommen war.
    Wenn nämlich, so dachte ich mir, Mrs. Anderson tatsächlich in Lloyd Webster so verliebt war, dann war es doch auch nicht unmöglich, daß sie Olivia als Nebenbuhlerin aus dem Weg geräumt hatte! Das wäre nicht der erste Mord aus Eifersucht gewesen.
    Als wir endlich vor dem Anderson-Haus hielten, hatte ich diesen verlockenden Gedanken wieder aufgegeben. Ich war inzwischen zu der Überzeugung gekommen, daß Lydia Anderson wahrscheinlich viel zu dumm war, um zu wissen, wie man mit einer Pistole umgeht; noch dazu, wenn es sich um eine alte Luger handelt, deren Mechanik man kennen muß.

10

    Es sah so aus, als hätte sie sich seit heute morgen nicht bewegt. Sie saß noch genauso schwarz in ihrer dunklen Ecke.
    Audrey, die mich hereingebracht hatte, verließ das Zimmer. Ich ging zu Mrs. Anderson, zog mir unaufgefordert einen Stuhl heran und setzte mich ihr gegenüber.
    »Sie haben Pech gehabt, Mrs. Anderson«, fing ich an. »Ich habe nämlich Ihr Geld wieder. Hier ist es.«
    Ich blätterte ihr die fünftausend Dollar auf den Tisch. Sie schaute mit großen, starren Augen zu. Mühsam zwang sie sich zu einem Lächeln.
    »Wieso Pech?« fragte sie. »Das ist doch sehr erfreulich. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß Sie so rasch Erfolg haben würden. Aber wer hätte so was von Lloyd gedacht, nicht wahr? Er hat doch wirklich ein ganz gutes Einkommen, und außerdem lebt er hier fast wie ein Sohn des Hauses.«
    »Warum wollen Sie ihn eigentlich unbedingt los sein?«
    »Ich? Ich will ihn los sein? Aber nein, Mister... äh... heißen Sie nicht Rodney?«
    »Doch«, sagte ich ergeben. »Doch, ich heiße Rodney.«
    »Sehen Sie, nun hab’ ich mir’s doch gemerkt. Ja, aber wieso kommen Sie zu der Ansicht, ich wollte Lloyd los sein? Im Gegenteil, es tut mir furchtbar leid, und ich überlege schon die ganze Zeit, wie ich es machen könnte, daß Cecil — ich meine Mr. Anderson — nichts davon erfährt!«
    »Na, Sie brauchen’s ihm doch nur nicht zu sagen.«
    Sie wiegte den Kopf ein wenig hin und her.
    »Das kann ich doch nicht, Mister Rodney! Ich kann doch nicht zusehen, daß... äh... Mr. Anderson einen Sekretär hat, der stiehlt. Eines Tages stellt er vielleicht noch was anderes an, nicht wahr? Nein, nein — so leid mir Lloyd auch tut, ich weiß, was ich zu tun habe.«
    »Was werden Sie denn tun?«
    »Ich werde es jetzt der Polizei melden.«
    »Tun Sie es nicht«, warnte ich sie. »Denn ich habe nicht den Beweis, daß es Lloyd war.«
    Ihr Gesicht wurde starr und ablehnend.
    »Nicht?« fragte sie gedehnt. »Sie haben keinen Beweis? Das verstehe ich nicht. Wenn Sie das

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