Die Tote im roten Cadillac
machen, um ein Mädchen zu suchen, das nachher allein oder nicht allein im Bett liegt und sehr wenig über unseren Besuch erbaut sein dürfte.«
»Ist ja egal«, sagte ich, »ob sie nun lebt oder nicht — sie ist jedenfalls eine Verbindung zu Robby. Schon das allein wäre ein Grund, sie sofort danach zu fragen.«
Das leuchtete ihm offenbar ein.
»Ja, das stimmt«, sagte er. »Gehen wir.«
Der Polizeiwagen mit dem langen Sergeanten wartete bereits. Wir stiegen ein und jagten nach Eagle Rock hinüber. Der Coroner hatte sich mürrisch von uns verabschiedet und wollte sehen, daß er ein Taxi bekam.
Unterwegs erzählte ich McGorvyn, wie das in Camillo’s Inn gewesen war.
»So oder so«, schloß ich meinen Bericht, »Robby war ein kleiner Lump. Vielleicht sogar ein großer. Ich dachte zuerst — und Eddie war der gleichen Ansicht —, es käme ihm nur aufs Geld an, und er würde überhaupt nichts wissen. Robby muß aber doch einiges gewußt haben, sonst würde er jetzt noch leben. Und außerdem muß der Mörder herausbekommen haben, daß sich Robby mit mir in Verbindung gesetzt hat. Es könnte immerhin sein, daß Robby und der Mörder Mabel O’Kenneth kennen, und daß Mabel das letzte Glied in dieser Kette ist. Wenn der Mörder erfahren hat, daß Mabel mich warnte, dann kann er sich auch an den Fingern abzählen, daß es nach Robbys Tod nicht lange dauert, bis wir Mabel in die Zange nehmen. Und schlau, wie der Bursche nun mal ist, wird er sich sagen, daß nur ein totes Mädchen ein schweigsames Mädchen ist.«
»Verflucht, verflucht!« sagte McGorvyn. »Sie hätten mir das schon früher sagen sollen. Wir könnten jetzt drei Stunden Vorsprung haben, wenn Sie’s mir gleich gesagt hätten.«
»Ja, verdammt!« fluchte ich. »Jetzt machen Sie mir nur noch Vorwürfe, daß ich Ihnen den Mörder bis jetzt noch nicht geliefert habe, fertig gespickt zum Braten. Ihr seid doch sonst immer so neunmalklug und wißt alles besser als unsereins — und ein Detektiv ist für euch ja nur ein besseres Stück Dreck, nicht? Gestern hätten Sie mich am liebsten mit Handfesseln und einem Tritt in den Hintern in eine Zelle bugsiert, und jetzt winseln Sie, ich hätte Ihnen meine Sprüche früher aufsagen sollen.«
»Okay, Scott«, lenkte er ein. »Regen Sie sich nicht gleich so auf. Jeder muß mal einstecken.«
Wir fuhren schweigend und langsam den El Paso Drive entlang. Nicht weit vom Figuera Boulevard fanden wir das Fotoatelier.
Schon im Schaufenster sahen wir ein paar Bilder von Mabel hängen. Vor der Kamera schien sie nicht viel von Kleidern zu halten.
Natürlich war das Atelier geschlossen. Wir trommelten ein paar Bewohner des Hauses aus den Betten und brachten endlich heraus, daß der Fotograf, Spencer Gianetti, in der San Rafael Avenue wohnte. Die Nummer war 264.
Wir fuhren dorthin.
Das Haus war ein alter Bau mit nur sechs Stockwerken. An der Tür stand nirgends der Name Spencer Gianetti.
Wir läuteten den Hausmeister heraus, der sich offenbar nicht über einen leichten Schlaf zu beklagen brauchte. Mit einiger Mühe brachten wir aus ihm heraus, daß Gianetti ganz oben unterm Dach wohnte. In dem Hausmeister schien er keinen Freund zu haben.
Das Haus hatte keinen Fahrstuhl, und wir kletterten die ausgetretene, knarrende Treppe hinauf. Schließlich standen wir oben vor einer Tür, die zwar kein Namensschild trug, dafür aber ziemlich laute Musik hindurchließ.
Da die Klingel offenbar nicht funktionierte, klopften wir an die Tür, und als das nichts half, polterte McGorvyn mit seinem Revolvergriff dagegen. Hierauf wurde die Musik noch lauter, der Briefkastenschlitz ging auf, und eine sonore männliche Stimme brüllte heraus:
»Hauen Sie ab!«
Da weder McGorvyn noch ich Lust hatten, dieser Aufforderung nachzukommen, polterte McGorvyn mit seinem Revolver weiter, und ich schrie durch den Schlitz:
»Aufmachen! Sofort aufmachen! Polizei!«
Wir erhielten auf dem gleichen Weg die gleiche Aufforderung nochmals, und dann beugte sich McGorvyn an den Schlitz:
»Wenn Sie nicht augenblicklich öffnen, dann brechen wir die Tür auf.«
Plötzlich verstummte die Musik, dann ging der Schlitz wieder auf.
»Wirklich Polizei?«
»Ja, wirklich. Nun machen Sie schon auf, Mann!«
Ein Schlüssel wurde umgedreht, und die Tür öffnete sich einen Spalt breit, so weit, wie es der vorgelegte Sicherheitshaken erlaubte.
Ein Mann mit gepflegtem schwarzem Backenbart, dessen Alter man schwer schätzen konnte, spähte durch den Türspalt.
Als er
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