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Die Tote in der Bibliotek

Die Tote in der Bibliotek

Titel: Die Tote in der Bibliotek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Person!», trompetete Miss Hartnell in gerechtem Zorn.
    «Ein ganz verkommenes Subjekt», stimmte Miss Wetherby ein.
    «Und ausgerechnet Colonel Bantry – ein so reizender, ruhiger Mensch…»
    «Die Stillen im Lande sind oft die Schlimmsten», meinte Miss Wetherby genüsslich. «Das sagt Jane Marple auch immer.»
     

II
     
    Mrs. Price Ridley, eine despotische reiche Witwe, die in einem großen Haus neben dem Pfarrhaus wohnte, vernahm die Neuigkeit als eine der Letzten. Ihre Informantin war ihr kleines Dienstmädchen Clara.
    «Eine Frau, sagst du, Clara? Tot auf Colonel Bantrys K a minvorleger?»
    «Ja, Madam, und sie soll keinen Faden am Leib gehabt haben, Madam!»
    «Es reicht, Clara, du brauchst nicht ins Detail zu gehen.»
    «Nein, Madam, und erst haben sie scheint’s gedacht, es ist die Freundin von Mr. Blake, dies wo am Wochenende immer mit ihm in Mr. Brookers neues Haus kommt, aber jetzt heißt’s, es ist eine ganz andere. Und der vom Fischgeschäft sagt, das hätte er von Colonel Bantry nie gedacht, wo er doch sonntags immer die Kollekte einsammelt, und überhaupt.»
    «Es gibt viel Schlechtigkeit in der Welt, Clara, lass dir das eine Warnung sein.»
    «Ja, Madam. Meine Mutter, die würde mich auch nie wo arbeiten lassen, wo ein Mann im Haus ist.»
    «Es reicht, Clara», sagte Mrs. Price Ridley.
     

III
     
    Von Mrs. Price Ridley zum Pfarrhaus waren es nur ein paar Schritte. Mrs. Price Ridley hatte Glück: Sie traf den Pfarrer in seinem Arbeitszimmer an.
    Der Pfarrer, ein sanftmütiger Mann mittleren Alters, war stets der Letzte, der etwas erfuhr.
    «Es ist entsetzlich, einfach entsetzlich.» Mrs. Price Ridley war etwas außer Atem, denn sie war ziemlich schnell gegangen. «Ich musste einfach kommen, lieber Herr Pfarrer, ich brauche Ihren Rat, ich möchte hören, wie Sie darüber denken.»
    Mr. Clement sah sie leise beunruhigt an.
    «Was ist denn passiert?», fragte er.
    «Was passiert ist?», wiederholte Mrs. Price Ridley voller Dramatik. «Etwas ganz Ungeheuerliches! Ein Skandal! Und niemand hat etwas geahnt. Ein ehrloses Frauenzimmer, vollständig unbekleidet, erwürgt auf Colonel Bantrys Kaminvorleger!»
    Der Pfarrer starrte sie an.
    «Ist Ihnen – ist Ihnen nicht gut?»
    «Kein Wunder, dass Sie es nicht glauben können! Mir ging es ganz genauso. Dieser Heuchler! Und das über Jahre!»
    «Erzählen Sie mir doch bitte einmal ganz genau, was eigentlich vorgefallen ist.»
    Mrs. Price Ridley stürzte sich in einen wortreichen Bericht. Als sie geendet hatte, sagte Mr. Clement milde: «Wenn ich es recht sehe, gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass Colonel Bantry in die Sache verwickelt ist.»
    «Wie weltfremd Sie sind, lieber Herr Pfarrer! Aber ich muss Ihnen eine kleine Geschichte erzählen. Letzten Donnerstag – oder war es der Donnerstag davor? Na, nicht so wichtig. Ich fuhr mit dieser günstigen Tagesrückfahrkarte nach London, und Colonel Bantry saß im selben Abteil. Er wirkte ausgesprochen geistesabwesend, fand ich. Und fast die ganze Fahrt über hat er sich hinter der Times versteckt. Als wollte er nicht angesprochen werden, verstehen Sie?»
    Des Pfarrers Nicken drückte vollstes Verständnis und einen Hauch von Mitgefühl aus.
    «In Paddington habe ich mich von ihm verabschiedet. Er erbot sich, mir ein Taxi zu besorgen, aber ich wollte mit dem Bus zur Oxford Street. Er selbst ist in ein Taxi gestiegen, und ich habe genau gehört, welche Adresse er dem Fahrer genannt hat. Und was glauben Sie, welche?»
    Mr. Clement schaute sie fragend an.
    «Eine Adresse in St. John ’ s Wood!»
    Mrs. Price Ridley hielt triumphierend inne. Der Pfarrer verharrte in völligem Unverständnis.
    «Das ist der Beweis, wenn Sie mich fragen», erklärte Mrs. Price Ridley.
     

IV
     
    In Gossington saßen Mrs. Bantry und Miss Marple im Salon.
    «Ich kann mir nicht helfen», sagte Mrs. Bantry, «aber ich bin heilfroh, dass die Tote weggebracht worden ist. Eine Leiche hat man ja nun wirklich nicht gern im Haus.»
    Miss Marple nickte.
    «Allerdings. Das kann ich dir lebhaft nachfühlen, meine Liebe.»
    «Wohl kaum. So etwas muss man selbst erlebt haben. Ich weiß, bei dir im Nachbarhaus war auch mal eine, aber das ist was anderes. Ich hoffe nur, Arthur fasst jetzt nicht eine Abneigung gegen die Bibliothek. Wir sitzen doch so gern darin. Was ist denn, Jane?»
    Miss Marple hatte sich mit einem Blick auf ihre Armbanduhr erhoben.
    «Ich werde dann wohl wieder gehen. Wenn du mich nicht mehr brauchst…»
    «Bleib doch noch»,

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