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Die Tote in der Bibliotek

Die Tote in der Bibliotek

Titel: Die Tote in der Bibliotek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sagte Mrs. Bantry. «Die Fotografen und die Leute, die die Fingerabdrücke genommen haben, sind zwar weg und die Polizisten auch fast alle, aber irgendwie hab ich das Gefühl, es passiert noch etwas. Und das willst du ja sicher nicht versäumen.»
    Das Telefon klingelte, und sie ging an den Apparat. Strahlend kam sie zurück.
    «Hab ich’s dir nicht gesagt? Das war Colonel Melchett. Er kommt mit der Kusine des armen Mädchens her.»
    «Ich frage mich, warum», sagte Miss Marple.
    «Damit sie sieht, wo es passiert ist, und so weiter, nehme ich an.»
    «Da muss doch mehr dahinter stecken», meinte Miss Marple.
    «Wieso – was denn?»
    «Vielleicht – vielleicht will er sie ja mit Colonel Bantry zusammenbringen.»
    «Um zu sehen, ob sie ihn kennt?», fragte Mrs. Bantry scharf. «Hm, ja – wenn ich’s mir recht überlege… Sie müssen Arthur ja verdächtigen.»
    «Ich fürchte, ja.»
    «Als ob er irgendetwas damit zu tun haben könnte!»
    Miss Marple schwieg. Mrs. Bantry sah sie vorwurfsvoll an.
    «Komm mir jetzt nur nicht mit General Henderson oder einem anderen alten Scheusal, das ein Verhältnis mit seinem Hausmädchen hatte. So einer ist Arthur nicht.»
    «Nein, nein, natürlich nicht.»
    «Wirklich nicht, Jane. Manchmal, wenn hübsche junge Mädchen zum Tennis kommen, benimmt er sich zwar ein bisschen albern, du weißt schon, so onkelhaft, aber das ist völlig harmlos. Es sei ihm auch gegönnt. Schließlich», schloss Mrs. Bantry hintergründig, «habe ich ja den Garten.»
    Miss Marple lächelte.
    «Nun mach dir mal keine Sorgen, Dorothy», sagte sie.
    «Das möchte ich auch gar nicht. Aber ein bisschen unruhig ist man eben doch. Arthur auch. Die Sache hat ihn ziemlich mitgenommen. Die vielen Polizisten, die hier herumgestöbert haben… Er ist aufs Gut hinausgefahren. Nach den Schweinen zu sehen und dergleichen beruhigt ihn immer, wenn er sich aufgeregt hat. Ach, da sind sie ja schon.»
    Der Wagen des Polizeichefs fuhr draußen vor.
    Colonel Melchett trat in Begleitung einer schick angezogenen jungen Frau herein.
    «Mrs. Bantry, das ist Miss Turner, die Kusine der – äh – des Opfers.»
    Mrs. Bantry ging ihr mit ausgestreckter Hand entgegen. «Guten Tag», sagte sie. «Das alles muss ja wirklich furchtbar für Sie sein.»
    «Ist es auch», erwiderte Josephine Turner freimütig. «Ganz unwirklich kommt es mir vor. Wie ein böser Traum.»
    Mrs. Bantry stellte Miss Marple vor.
    «Ist der Herr Gemahl zu Hause?», fragte Colonel Melchett beiläufig.
    «Er musste aufs Gut, wird aber bald zurück sein.»
    «Ach –» Melchett schien ratlos.
    «Möchten Sie sehen, wo – wo es passiert ist?», wandte sich Mrs. Bantry an Josie. «Oder lieber nicht?»
    Josephine schwieg einen Augenblick und sagte dann: «Ja – doch.»
    Mrs. Bantry führte sie in die Bibliothek. Miss Marple und Melchett folgten den beiden.
    «Da hat sie gelegen.» Mit theatralischer Gebärde wies Mrs. Bantry auf die Stelle. «Auf dem Kaminvorleger.»
    «O Gott!» Josie schauderte, schien aber auch etwas verwundert. Sie runzelte die Stirn.
    «Ich verstehe das nicht!», rief sie. «Ich versteh’s einfach nicht!»
    «Wir auch nicht, beim besten Willen nicht», sagte Mrs. Bantry.
    «In so einer Umgebung würde man doch nie…» Josie brach ab.
    Miss Marples leises Nicken drückte Zustimmung zu dem unausgesprochenen Gedanken aus.
    «Das», murmelte sie, «macht die Sache so ungemein interessant.»
    «Na, kommen Sie, Miss Marple», sagte Colonel Melchett aufgeräumt, «Sie haben doch bestimmt eine Erklärung.»
    «O ja», erwiderte Miss Marple, «durchaus. Eine ziemlich plausible sogar. Aber das ist nur so eine Idee. Tommy Bond und Mrs. Martin, die neue Lehrerin. Als sie die Uhr aufziehen wollte, sprang ein Frosch heraus.»
    Josephine Turner schaute verständnislos drein. Im Hinausgehen fragte sie Mrs. Bantry leise: «Die alte Dame ist wohl etwas wirr im Kopf?»
    «Keineswegs», entgegnete Mrs. Bantry indigniert.
    «Verzeihung. Ich dachte, sie hält sich vielleicht selbst für einen Frosch oder so.»
    In diesem Augenblick ging die Seitentür auf, und Colonel Bantry trat ein. Melchett winkte ihn heran, und während er ihn mit Josephine Turner bekannt machte, beobachtete er die junge Frau. Ihre Miene verriet keinerlei Interesse oder Wiedererkennen. Melchett atmete erleichtert auf. Zum Teufel mit Slack und seinen Unterstellungen!
    Auf Mrs. Bantrys Fragen sprudelte Josie die Geschichte von Ruby Keenes Verschwinden hervor.
    «Haben Sie sich da nicht

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