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Die Tote in der Bibliotek

Die Tote in der Bibliotek

Titel: Die Tote in der Bibliotek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Bantrys Bibliothek?»
    «Das dürfte nicht allzu schwierig gewesen sein. Sie befanden sich zu diesem Zeitpunkt, sagen wir, in seinem Wagen, und als er wieder zu sich kam und sah, was er angerichtet hatte, da war sein erster Gedanke, die Leiche loszuwerden. Möglicherweise hat er nicht weit entfernt das Parktor eines Landsitzes gesehen. Wenn sie dort gefunden wird, denkt er, wird sich die ganze Aufregung auf das Haus und seine Bewohner konzentrieren, und er selbst kann sich in Sicherheit wiegen. Das zarte Persönchen ist nicht schwer zu tragen. Mit einem Meißel, den er im Auto hat, bricht er das Fenster auf und legt sie dann auf den Kaminvorleger. Da es sich um einen Fall von Erdrosseln handelt, bleiben im Wagen keine Blut- oder sonstigen Spuren zurück, die ihn verraten könnten. Verstehen Sie, was ich meine, Sir?»
    «Sicher, Harper, so könnte es durchaus gewesen sein. Bleibt nur noch eins: Cherchez l ’ homme.»
    «Bitte?», fragte Superintendent Harper und quittierte den Scherz seines Vorgesetzten dann mit einem taktvoll beifälligen «Ach so, köstlich, Sir», nachdem ihm der exzellenten französischen Aussprache des Colonels wegen der Sinn der Worte beinahe entgangen wäre.
     

II
     
    «Ach, äh, hören Sie, äh, k-könnte ich Sie wohl kurz sprechen?»
    Es war George Bartlett, der die beiden Männer mit diesen Worten überfiel.
    «Was ist denn los, was wollen Sie?», herrschte Colonel Melchett ihn an, der sich zu Mr. Bartlett nicht eben hingezogen fühlte und es außerdem eilig hatte, von Slack Näheres über die Durchsuchung des Zimmers der Ermordeten und die Verhöre der Zimmermädchen zu erfahren.
    Der junge Bartlett wich ein paar Schritte zurück und klappte wie ein Fisch im Aquarium den Mund auf und wieder zu.
    «Ja, also, äh, wahrscheinlich ist es ja nicht weiter wichtig, aber ich dachte, ich muss es Ihnen sagen. Die Sache ist nämlich die: Mein Auto ist weg.»
    «Ihr Auto ist weg? Was wollen Sie damit sagen?»
    Unter ausgiebigem Gestotter erklärte Mr. Bartlett, er wolle damit sagen, dass sein Auto weg sei.
    «Sie meinen, es ist gestohlen worden?», fragte Superintendent Harper.
    George Bartlett wandte sich dankbar der milderen Stimme zu.
    «Na ja, das ist es ja gerade, ich meine, man weiß ja nie, könnte ja sein, dass jemand einfach damit abgezischt ist, ohne sich was dabei zu denken, sozusagen.»
    «Wann haben Sie den Wagen denn zuletzt gesehen, Mr. Bartlett?»
    «Das weiß ich eben nicht mehr. Verrückt, wie schwer es ist, sich an so etwas zu erinnern, was?»
    «Für einen durchschnittlich intelligenten Menschen wohl kaum», antwortete Melchett kühl. «Sagten Sie nicht, das Auto stand gestern Abend im Hof des Hotels…»
    Mr. Bartlett erkühnte sich, ihn zu unterbrechen: «Ja, eben – oder?»
    «Was meinen Sie mit ‹oder›? Sie sagten doch, es stand dort.»
    «Na ja, also, das dachte ich ja auch, ich, äh, ich hab nicht nachgesehen, verstehen Sie?»
    Colonel Melchett seufzte. Er bot alle Geduld auf, deren er noch fähig war, und sagte: «Nun mal der Reihe nach. Wann haben Sie Ihren Wagen zuletzt gesehen, mit eigenen Augen, meine ich. Was ist es überhaupt für einer?»
    «Ein Minoan 14.»
    «Und zuletzt gesehen haben Sie ihn wann?»
    George Bartletts Adamsapfel hüpfte wild auf und ab.
    «Daran versuch ich mich ja zu erinnern. Vor dem Mittagessen war er noch da. Wollte am Nachmittag einen Ausflug machen. Aber dann hab ich doch lieber einen Mittagsschlaf gehalten – Sie wissen ja, wie das ist. Nach dem Tee hab ich Squash gespielt und so weiter, und danach war ich schwimmen.»
    «Und in der ganzen Zeit stand der Wagen im Hof des Hotels?»
    «Ich nehm’s an. Jedenfalls hatte ich ihn da hingestellt. Dachte, ich könnte später mit jemand eine Fahrt machen, verstehen Sie? Nach dem Abendessen, meine ich. War aber nicht mein Glückstag gestern. Nichts los. Hab die Karre dann gar nicht mehr bewegt.»
    «Aber Sie nahmen an, dass Ihr Auto noch im Hof steht?»
    «Ja, klar. Ich meine, da hatte ich’s ja hingestellt.»
    «Hätten Sie es gemerkt, wenn es nicht da gewesen wäre?»
    Mr. Bartlett schüttelte den Kopf.
    «Glaub ich nicht. Da fahren ja jede Menge Autos rein und raus. Jede Menge Minoans.»
    Superintendent Harper nickte. Er hatte einen kurzen Blick aus dem Fenster geworfen. Nicht weniger als acht Wagen vom Typ Minoan 14 standen im Hof. Es war das Billigauto des Jahres.
    «Pflegen Sie Ihr Auto über Nacht nicht in die Garage zu stellen?», fragte Colonel Melchett.
    «Normalerweise nicht.

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