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Die Tote ohne Augen

Die Tote ohne Augen

Titel: Die Tote ohne Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Herr
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schon erklärt haben, worum es
geht, so hatte ich Zeit, mich darauf vorzubereiten.“
    „Hallo, danke, dass Sie gekommen
sind. Wir brauchen ihre Hilfe. Wir müssen den ganzen Weiher durchsuchen und
haben diesbezüglich ein paar Fragen.“
    „Gerne“, meinte Henry, der mit
Feuereifer darauf brannte, der sympathischen Frau Rede und Antwort zu stehen. „Es
ist ja nicht das erste Mal, dass wir beiden in letzter Zeit miteinander zu tun
haben.“
    „Ja, aber bei dieser Sache ist
mir etwas mulmiger als bei der anderen. Nicht dass ich nicht Tierliebhaberin
wäre, aber hier haben wir eine Leiche, eine menschliche Leiche!“
    „Noch nicht ganz“, antwortete
Henry, „wir haben nur eine Hand, der Rest fehlt noch.“
    „Aber bestimmt nicht mehr lange.
Also, wie tief ist dieser Weiher, gibt es irgendwelche Besonderheiten und wie
ist ihrer Meinung nach die beste Methode, um ihn zu durchsuchen?“
    „Also“, erklärte der
Bürgermeister, „dieser Weiher ist so um 1900 künstlich angelegt worden. Damals
wurde der ganze Wald neu bepflanzt und der Bach, der hier durchfließt, wurde
gestaut, um genug Bewässerungsmöglichkeiten zu haben. Durch die geologischen
Begebenheiten – hier ist alles voller Sandstein – hielt der kleine Stau das
Wasser nicht lange und der damalige Bürgermeister entschied zusammen mit dem
Förster, einen runden Teich zu bauen. Dazu verwendeten sie Schiefer, der
absolut wasserdicht ist. Mit der Zeit hat sich Sand und Staub über den Schiefer
gelegt und er ist nicht mehr sichtbar. Wenn man aber etwas gräbt, findet man
diese Schieferschicht. Wenn also eine Leiche hier drin liegen sollte, was ich
definitiv nicht hoffe, wird sie auch gefunden. In den Fünfzigerjahren, als die
staatliche Fischzucht ihre Türen hier in Etteldorf öffnete, wurde nach einer
Möglichkeit gesucht, um deren Teiche nicht mit Trinkwasser, sondern mit
Bachwasser zu versorgen. Damals hatte man die Idee, diesen Weiher, der nur etwa
200 Meter Luftlinie von der Fischzucht entfernt ist, als Wasserspeicher zu
nutzen. Das Ganze funktioniert folgendermaßen: Der Bach füllt den Weiher. Ist
dieser voll, läuft das Wasser von der Oberfläche über einen Überlauf zurück in
den Bach. Genau im Zentrum des Weihers führt aber auch eine Leitung nach unten
weg zu der Fischzucht. Wird der Schieber in der Fischzucht geöffnet, fließt das
Wasser durch die Leitung ab. Der Oberflächenpegel sinkt. Es gibt also mehrere
Möglichkeiten: Entweder Sie bestellen Taucher, die den Teich durchsuchen,
immerhin hat er an seiner tiefsten Stelle um die 2 Meter. Eine andere Möglichkeit
wäre, dass die Fischzucht ihren Schieber voll aufdreht. So können wir den
Wasserspiegel um einen Meter, also die Hälfte senken. Vorteil ist, dass in der
Mitte des Teiches ein Sog entsteht, der alles, was im Weiher liegt, ansaugt. Es
kann nicht in die Leitung dringen, da diese erstens zu dünn ist und zweitens
durch ein Gitter geschützt wird. Wenn wir den Weiher reinigen, alle zwei Jahre,
machen wir das genauso. Nachteil bei dieser Möglichkeit ist, dass es mindestens
zwei Tage dauert, bis der Wasserspiegel zur Hälfte gesunken ist. Es ist also
ihre Entscheidung.“
    Maria blinzelte. Immer wenn sie
nachdachte, musste sie blinzeln, um sich zu konzentrieren. „Meine Herrn von der
technischen Polizei bitte!“, rief sie die beiden Beamten hinzu. „Es ist Folgendes:
Sie bestellen die Taucher der Feuerwehr. Da sich der nationale Stützpunkt ja
neuerdings hier in der Gemeinde befindet, müssten die schnell da sein. Wir
können unmöglich den Wasserspiegel auf diese Art und Weise absenken. Der so
entstehende Sog würde, wenn denn da eine verweste Leiche drinliegt, diese wohl
zu Brei verarbeiten. Außerdem haben wir gar nicht die Zeit dazu. Herr
Bürgermeister, wann wurde der Weiher zum letzten Mal gereinigt? Wenn da was
dringelegen hätte, wäre das ja vermutlich auch gefunden worden?“
    „Natürlich, aber da muss ich Ben
anrufen, der notiert sich solche Dinge immer.“
    „Dann machen Sie das bitte. An
die Arbeit!“, befahl sie in einem scharfen Ton.
    Zwanzig Minuten später. Manni
wurde einstweilen von der Kommissarin entlassen. Er hatte seine Aussage gemacht
und wollte auch nach Hause. Zwei Feuerwehrtaucher machten sich zu ihrem Einsatz
bereit. Der Chef des Stützpunktes hatte noch zwei weitere Männer mit Boot sowie
einen Stromgenerator mit Beleuchtungsmaterial geschickt. In dieser Zeit wurde
es schon so gegen 18 Uhr dunkel. Mittlerweile war auch der Gerichtsmediziner,
Dr.

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