Die Tote ohne Augen
Labor gebracht werden, aber in dem Zustand ist das eine
Herausforderung!“
„Gut, danke“, und dann zu dem
Tauchern: „Wären Sie so freundlich und würden den Weiher noch einmal
durchsuchen, nur um sicherzugehen, dass nicht noch etwas Interessantes
darinliegt?“
„Natürlich“, meinten die beiden
Taucher und begaben sich wieder ins Wasser. Das Boot begleitete sie.
Der Kollege der Streifenpolizei bestellte
einen Leichenwagen, um die menschlichen Überreste abtransportieren zu können.
Maria hielt den Staatsanwalt auf dem Laufenden. Nachdem die Taucher nichts mehr
gefunden hatten, wurde der Fundort wieder freigegeben. Es war mittlerweile kurz
vor Mitternacht und jeder war froh, wieder nach Hause zu können.
Kapitel 9
Am Tag darauf war Maria schon um
halb acht im Präsidium. Um zehn hatte sie einen Termin in der Gerichtsmedizin,
wollte vorher aber noch ein bisschen recherchieren. Wer war die unbekannte
Tote? Wie kam sie in den Weiher? Fragen über Fragen, für die es keine schnelle Antwort
gab. Sie machte sich einen frischen Kaffee und schaltete ihren Computer an. Sie
sah verschiedene alte Akten durch. Über den Weiher im Etteldorfer Wald fand sie
gar nichts heraus. Der war bis vor vier Wochen noch jungfräulich. Sie druckte
die letzten Vermisstenmeldungen aus, um die Personenbeschreibungen später in
der Gerichtsmedizin mit der Leiche vergleichen zu können. Um halb zehn setzte
sie sich in den Dienstwagen und fuhr zur Gerichtsmedizin. Die Kollegen der
technischen Polizei waren ebenfalls dort. Der Gerichtsmediziner empfing alle in
seinem Büro. „So, dann mache ich Sie mal mit den Erkenntnissen der Autopsie
bekannt. Ob die Verstorbene, und sie war eine Frau, da bin ich mir sicher,
einen Herzinfarkt erlitten hat oder einen Hirnschlag, kann ich nicht sagen,
dafür ist sie schon zu stark zersetzt. Was ich mit Sicherheit sagen kann, ist,
dass ihr die Brüste abgetrennt wurden, ob vor oder nach dem Tod ist nicht mehr
feststellbar. Der Täter schnitt sie komplett auf und zwar vom Brustbein bis zu
den Schamhaaren. Danach hat er die Wunde mit Packschnur vernäht, diese Naht ist
aber aufgeplatzt, als die Leiche sich aufblähte. Ich nehme also an, dass sie
ein bis zwei Tage an der Luft war, bevor sie ins Wasser geschmissen wurde. Was
ich mit absoluter Sicherheit sagen kann, ist, dass er vor dem Tod mit einem
spitzen Gegenstand ihre beiden Lungen durchbohrt hatte. Nachdem die zweite
Lunge durchbohrt war, starb sie schnell. Wie lange es zwischen dem ersten und
zweiten Stich gedauert hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Ach ja, ganz
wichtig, bevor ich es vergesse, die Frau hatte, als sie im Wasser versenkt
wurde, keine Augen mehr. Die Augenhöhlen waren komplett leer. Bis auf die
Knochen. Ich nehme an, dass sie chemisch entfernt wurden, also mit einer Säure
oder einer Lauge. Auch mit dem besten Skalpell hätte man das nicht so genau
hingekriegt. Außerdem gäbe es dann Kratzspuren auf dem Knochen, gibt es aber
nicht. Ob sie vergewaltigt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.
Schlussfolgernd kann ich nur sagen, dass der Täter sie mit absoluter Brutalität
und Entschlossenheit umgebracht hat. Das war nicht nur irgendein Spielchen, bei
dem das Opfer zufällig starb, nein, es war von vornherein so geplant. Ich habe
übrigens ein Röntgenbild des Schädels gemacht und über die Zahnärztekammer an
alle Zahnärzte in der Umgebung schicken lassen, vielleicht finden wir da noch
was.“
Maria ging sofort ein Licht auf.
Verätzte Augen! „Können Sie sagen, mit was genau die Augen verätzt worden
sind?“
„Nein, wie gesagt, da kann ich
nichts mehr herausfinden. Dafür lag die Leiche zu lange im Wasser.“
„Gut, danke Dr. Weickerding. Wenn
Sie doch noch das Messer im Rücken finden sollten, rufen Sie mich bitte an.“
„Mach ich! Immer wieder gerne!“
Wer rief die charmante Polizistin nicht gerne an?
Auch die beiden Polizisten, die
mit dabei waren, verabschiedeten sich vom Gerichtsmediziner. Alle drei waren
froh, dass sie endlich raus waren aus Dr. Weickerdings Labor, ohne noch mal mit
der halbverwesten Leiche in Kontakt zu kommen.
„So ihr beiden“, meinte Maria,
„jetzt sind wir ja ein gutes Stück weiter. Verätzte Augen! Ihr fahrt jetzt euer
Zeug holen und ich ruf Dr. Root an. Der soll mir einen Durchsuchungsbeschluss
für die Reitschule ausstellen. Jede Wette, dass Kathia Momsen, die Pferdewirtin
nicht da ist und auch schon länger nicht mehr da war. Wenn es da keinen
Zusammenhang gibt, will ich nicht
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