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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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schafft hätte, Äpfel verschwinden zu lassen, wie ein Zauberer Münzen verschwinden lässt. Eine Gesichtshälfte war tätowiert, aber das, was ihn zu dem Zweitwichtigsten machte, was Nummy jemals zugestoßen war, waren seine Augen.
    Als der Riese Nummy ansah, bewegte sich Licht durch seine Augen, so ähnlich wie das bewegliche Licht der Ma schine im Krankenhaus, das auf dem Bildschirm herumtanzte und Großmamas Herzschlag zeigte, doch dieses Licht hier war sowohl weicher als auch heller als dieses andere Licht, und es war auch nicht beängstigend, sondern wunderschön und beruhigend. Nummy wusste erst nicht, warum das Licht in den Augen des Mannes ihm keine Angst einjagte, wie er es erwartet hätte, vor allem in Ver bindung mit der kaputten Gesichtshälfte und der Tätowierung – und dann wusste er es doch.
    Großmama hatte gesagt, es gäbe Engel auf Erden, Schutzengel, doch sie arbeiteten im Geheimen und seien nicht leicht von anderen Menschen zu unterscheiden, weil sie keine Flügel und auch keinen Heiligenschein hätten. Sie sagte, es gäbe nur eine einzige Möglichkeit, sie manchmal zu erkennen, nämlich dann, wenn man das Licht der Liebe in ihren Augen sah. Sie waren so voller Liebe, sagte Großmama, dass sie für all diese Liebe manchmal nicht genug Platz in ihrem Inneren finden konnten, und dann verrieten sie sich durch das Licht in ihren Augen.
    Nummy hatte noch nie einen Engel gesehen, und hier stand jetzt einer und sagte zu Nummy: »Fürchte dich nicht, mein Sohn. Du wirst diese Nacht überleben. In fünfzig Tagen von heute an wird sich alles zum Besseren wenden.«
    Der Engel richtete seinen Blick auf den falschen Boze, starrte ihn lange an und sagte dann zu Mr Lyss: »Sie behaupten, dieser Replikant sei kaputt.«
    Mr Lyss konnte das Engelslicht in den Augen des riesigen Mannes nicht gesehen haben – oder wenn er es doch gesehen hatte, wusste er vielleicht nicht, was es war. Für den alten Mann war ein kleines Wörtchen, das der Engel benutzt hatte, das einzig Wichtige. Seine Augen traten her vor, und sein Haar schien sich noch mehr als sonst zu sträuben, wie das Fell eines Tieres in einem Comic, das seine Pfote in eine Steckdose steckt.
    »Behaupten?«, sagte Mr Lyss. » Behaupten? Ist das einer von diesen Gummibegriffen für Drückeberger, damit Sie mir nicht ins Gesicht zu sagen brauchen, Sie hielten mich für einen verlogenen Mistkerl? Sie kommen hier reinspa ziert, als gehörte Ihnen der Laden, mit mehr Tattoos in Ihrem selbstgefälligen Gesicht als auf dem Hintern mancher Rockstars, und Sie ergehen sich in zweideutigen Anspielungen, dass Conway Lyss ein Lügner ist? Menschen, die mich einen Lügner nennen, habe ich schon schlimmere Dinge angetan als Stalin kleinen Kätzchen, und, glauben Sie mir, Stalin war ein Katzenhasser. Er hat ihnen mit seinen Zähnen die Kehle rausgerissen, wenn er eine erwischt hat. Dieses Ding, das als Barry Bozeman durchgehen sollte, ist so offensichtlich kaputt, dass es außer Ihnen jeder Narr erkennen kann. Sehen Sie sich doch bloß seine Armesündermiene und die Haltung eines geschlagenen Hundes an, die er auf diesem Stuhl einnimmt. Er ist darauf programmiert, sich nicht umzubringen. Er will von mir, dass ich ihn umbringe, aber das werde ich nicht tun, verdammt noch mal, bevor ich selbst bereit bin, ihn zu töten. Niemand schreibt mir vor, wann ich ihn töten soll, noch nicht mal ein armseliges kaputtes Frankenstein-Monster!«
    Nummy sah den Engel auf den Namen Frankenstein reagieren, aber der Engel fragte Mr Lyss nicht, ob er verrückt war, und er beschimpfte ihn auch nicht als einen Lügner. Er sagte überhaupt nichts mehr zu dem alten Mann, sondern ging auf den falschen Boze zu, blieb vor ihm stehen und blickte auf ihn hinunter. Der falsche Boze bat den Engel, ihn zu töten, und Nummy glaubte, der Engel würde sagen, das könnte er nicht, das zählte nicht zu den Dingen, die Engel tun könnten. Stattdessen sagte der Engel zärtlich und liebevoll: »Ich bin dein Bruder. Zweihundert Jahre liegen zwischen meiner und deiner Geburt. Erkennst du mich?«
    Der falsche Boze blickte lange Zeit in die Augen des Engels auf und sagte dann leise: »Ich ... bin nicht sicher.«
    Mr Lyss ärgerte sich tierisch über dieses Brüder-Gerede und wollte wissen, ob das hier so eine Art höllische Monstertagung sei. Niemand, noch nicht einmal Nummy, schenkte der Tirade des alten Mannes Beachtung.
    Der Engel fragte den falschen Boze: »Wie sieht dein Leben aus?«
    »Es ist eine

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