Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)
Qual.«
»Sollen wir ihm für immer Einhalt gebieten?«
»Ich kann meine Hand nicht gegen meinen Schöpfer erheben.«
»Ich glaube, ich kann es. Und ich werde es tun. Wo ist er?«
»Im Bienenstock.«
»Vielleicht bist du gar nicht kaputt.«
»Doch, ich bin es.«
»Vielleicht bist du hier, um mich in eine Falle zu locken.«
»Nein.«
»Hilf mir zu glauben, dass ich dir vertrauen kann«, sagte der Engel.
»Wie?«, fragte der falsche Boze.
» Er hat es nicht den Bienenstock genannt.«
»Nein. Das ist unser Wort dafür.«
»Wie nennt er den Ort, die vorgeschobene Organisation, die Fassade, hinter der er seiner Arbeit nachgeht?«
Die Boze-Kopie sagte: »Fortschritt für vollkommenen Frieden.«
Nach kurzem Schweigen fragte der Engel: »Weißt du, wo das ist?«
»Ja.«
»Zeig es mir.«
Der falsche Boze stand von seinem Stuhl auf, und der Engel führte ihn in den Korridor. Nummy folgte ihnen, weil er sich für alles interessierte, was ein Engel tun könnte, und Mr Lyss zockelte murrend hinter ihnen her. Sie gingen zu einer Landkarte, die in einem anderen Büro an einer Wand hing, und der Engel sagte, sie zeigte den Sendebereich von KBOW , was auch immer das sein mochte. Er zeigte, was Rainbow Falls war und was zum Landkreis gehörte und was nicht, und er forderte die Boze-Kopie auf, auf den Ort zu deuten, den sie den Bienenstock nannten. Das Monster deutete darauf. Der Engel sagte, sie würden gemeinsam hingehen, und wenn das der Ort sei, von dem das Monster sagte, er sei es, dann würde der Engel ihm »die Gnade eines schnellen und schmerzlosen Todes gewähren«, was freundlich klang, wenn man mal davon absah, dass »Tod« darin vorkam.
Der Engel wandte sich von der Landkarte an der Wand ab, sah Mr Lyss streng an und sagte: »In fünfzig Tagen von heute an werden Sie Ihre Chance bekommen. Nutzen Sie sie gut.«
Mr Lyss hatte nur tonlos vor sich hingemurrt, solange es um die Landkarte ging, doch jetzt echauffierte er sich wieder. »Der Teufel soll Sie holen, erst nennen Sie mich so ziemlich rundheraus einen Lügner, sowie wir uns begegnen. Und jetzt unterstellen Sie mir – ja, was eigentlich? Dass ich meine Sache normalerweise nicht gut mache? Wenn man bedenkt, dass bei mir nicht das halbe Gesicht so zertrümmert ist wie ein verunglückter Zug und dann der Versuch unternommen wurde, es unter irgendeinem blöden psychedelischen Tintengekleckse zu verbergen, habe ich den Verdacht, ich regele meine Angelegenheiten wesentlich klüger als Sie.«
Statt Mr Lyss zu antworten, sah der Engel Nummy an und lächelte. Er legte Nummy eine Hand auf den Kopf und strich ihm über das Haar, fast genauso, wie Großmama es früher getan hatte, und Nummys Augen füllten sich mit Tränen, obwohl er nicht wusste, warum.
Während er gegen die Tränen anblinzelte, passierte schon wieder etwas, und daher konnte er nicht sicher sein, ob er es so sah, wie es sich tatsächlich abspielte. Aber ihm schien es, als nähme der Engel den falschen Boze am Arm und drehte sich gemeinsam mit ihm um, als wollten sie den Raum verlassen, doch stattdessen verschwanden sie während der Drehung spurlos.
Mr Lyss stieß einen fürchterlichen Fluch von sieben Wörtern Länge aus, und es war nur gut, dass der Engel ihn nicht hören konnte. Dann rannte er auf der Suche nach den beiden Verschollenen in den Flur, aber er fand niemanden.
Nummy folgte Mr Lyss wieder in das Büro, in dem sie über den falschen Boze gewacht hatten. Sie setzten sich auf Stühle, und Nummy beobachtete den alten Mann, der eine Weile vorgebeugt dasaß und den Kopf in seine Hände gelegt hatte. Nummy hätte sich gern erkundigt, ob Mr Lyss Kopfschmerzen hatte und ob er ihm ein paar Aspirin besorgen könnte, aber er wollte den alten Mann nicht mit einem falschen Wort in Wallung bringen.
Nach einer Weile blickte Mr Lyss auf und sah Nummy an. »Peaches, erinnerst du dich noch daran, dass ich vorhin zu dir gesagt habe, das sei eine viel größere Geschichte als Aliens aus dem All oder Frankenstein, und heute Nacht sei ein viel, viel größeres Übel über die Stadt hereinge brochen?«
Nummy nickte. »Ein größeres Übel und auch noch etwas anderes.«
»Ich habe dir gesagt, wir sollten schon mindestens zehnmal gestorben sein, und ich bin ziemlich sicher, dass ich weiß, warum wir es nicht sind.«
»Sie haben gesagt, den Teil würden Sie mir später er klären.«
»Nun ja, der Grund, weshalb wir nicht tot sind – der Grund, weshalb ich nicht tot bin –, bist du. Es liegt an
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