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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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hatte. Jahrzehntelang hatte sie im Empfangsbereich gestanden, bis er sie bei seinem Aufstieg zum Chefredakteur und Herausgeber in sein privates Büro gestellt hatte. Dieser Tage brachten viele Leute keine Geduld für das monotone Ticken einer solchen Standuhr auf, doch in Addisons Ohren war es bezaubernde Hintergrundmusik. Er hätte die Uhr ebenso wenig weggeworfen, wie er die Wandverkleidung aus gebeiztem Eichenholz mit Nut-und-Feder-Verbindungen und die dekorative gestanzte Metalldecke herausgerissen hätte. Er war ein Verfechter der Tradition in einer Welt, die rasend auf Veränderung aus war, einer Welt, die destruktive und konstruktive Veränderungen gleich bewertete und tatsächlich nicht fähig zu sein schien, den Unterschied zu erkennen.
    Er arbeitete im Allgemeinen lange, aber es kam ihm nie wie Arbeit vor, weil ihm sehr viel an dieser Stadt, ihrer Geschichte und ihren Einwohnern lag. Über das Leben in Rainbow Falls zu berichten war für ihn eine Herzensangelegenheit, und daher waren seine Verpflichtungen als Redakteur und Herausgeber in Wirklichkeit ein Vergnügen für ihn. An diesem Abend wäre er möglicherweise früher nach Hause gegangen, aber durch die plötzlich fehlende Telefon- und Internetverbindung hatte er länger für seine Arbeit gebraucht.
    Und seine Gedanken kehrten wiederholt zu den Detectives aus Kalifornien zurück, Carson und Michael, die ihm am späten Nachmittag einen Besuch abgestattet hatten. Sie hatten ihm eine offenkundig unwahre Geschichte über einen Erbschaftsfall aufgetischt und behauptet, sie seien auf der Suche nach einem Erben. Er hatte gewusst, dass sie ihm Informationen vorenthielten, und sie hatten gewusst, dass er es wusste, aber die beiden hatten ihm trotzdem gefallen.
    Trotz ihres sympathischen und umgänglichen Wesens und ihres zeitweilig sogar unbeschwerten Benehmens hatte Addison deutlich wahrgenommen, dass die beiden angespannt und besorgt waren, obgleich sie es gut verbargen. Besorgt mochte der falsche Begriff sein. Sein sechster Sinn als Journalist sagte ihm, dass die beiden sich fürchteten, was sich am deutlichsten gezeigt hatte, als sie über den Endzeit-Highway gesprochen hatten. Wenn zwei ehemalige Detectives, die noch dazu auf einem rauen Pflaster wie New Orleans bei der Mordkommission gewesen waren, sich von etwas Angst einjagen ließen, dann sollte sich vielleicht auch Addison Sorgen um die Leute in dieser Stadt machen.
    Diese Überlegungen lenkten ihn ab – bis er sich plötzlich fragte, ob zwischen dem Fall der Ermittler und dem Ausfall der Telefon- und Internetverbindungen ein Zusammenhang bestehen könnte. Das Wetter konnte nicht dafür verantwortlich sein. Höchstens fünf Zentimeter Schnee lagen auf dem Boden, eine Menge, die für die meisten Einheimischen nicht der Rede wert war. Selbst heftige Schneestürme führten selten zu Ausfällen, da hier jeder auf extreme Winter vorbereitet war.
    Katie Ormond, die Empfangsdame der Gazette , hatte ein Radio auf ihrem Schreibtisch stehen. Addison ging nach vorn, um es einzuschalten und zu hören, ob KBOW vielleicht etwas über Probleme mit dem Telefon berichtete.
    Mason Morrell schien den Verstand verloren zu haben. Oder auch nicht. Zwar war das übliche Material des Talkmasters für Addison nicht von Interesse, doch andererseits wusste er, dass der Mann kein Paranoiker war und nicht überall Fliegende Untertassen witterte. Die Mitarbeiter der Medienbranche von Rainbow Falls mochten durchaus den kleinsten gesellschaftlichen Zirkel in der ganzen Stadt bilden. Er und Mason erschienen oft zu denselben Veranstal tungen. Nie hatte Mason ein Wort über Entführungen durch Aliens oder über schwarze Helikopter oder über sonst etwas verloren, was einen Hinweis darauf gegeben hätte, dass für ihn die Realität und der Syfy Channel ein und dasselbe waren. Er war kein Anhänger von Verschwörungstheorien, der glaubte, Osama bin Laden sei insgeheim ein Zionist und der ganze Holocaust eine einzige Lüge, von denselben Leuten erfunden, die auch die Mondlandung vorgetäuscht hatten.
    Außerdem hätte Sammy Chakrabarty, der für den Rundfunksender lebte und dort geschlafen hätte, wenn man es ihm erlaubt hätte, niemals zugelassen, dass Mason derart wirres Zeug redete, falls der Talkmaster zugekifft zur Arbeit erschienen wäre. Sammy hatte große Pläne und, wenn man seinen Verstand und seinen Tatendrang bedachte, gute Chancen, sie zu verwirklichen. Sammy würde Mason eher den Saft abdrehen, als zuzulassen, dass Mason

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