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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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identifizieren, wenn es sich auch nur halbwegs geschickt näherte. In der windstillen Dunkelheit war der anmutige Fall der Flocken, die noch bauschig, wenn auch schon etwas eisiger waren als zuvor, ebenso einlullend wie verlockend; er ließ die harten Konturen der Dinge verschwimmen und wollte einem durch seine Schönheit unaufhörlich weismachen, die Welt sei ein sanfter Ort, weich und ohne scharfe Kanten.
    Michael sagte: »Carson, erinnerst du dich an diese Typen, die ins Restaurant kamen, um Chrissy Benedettos Mutter zu holen? Wie waren die?«
    Denise Benedetto war denen, die sie gefangen gesetzt hatten, irgendwie entkommen – weitgehend stumm, mit einem Gehirnschaden und einer silbernen Perle an der Schläfe. Zwei Polizisten und ein Mann in Zivilkleidung hatten sie in das Restaurant verfolgt, in dem Carson und Michael zu Abend gegessen hatten.
    »Sie waren dreist«, sagte Carson. »Arrogant. Kalt. Dreckschweine.«
    »Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht«, sagte Addison Hawk gequält, »außer als ich beim Militärdienst war. Mein Dad und meine Mom sind hier. Meine Tante Brinna. Sie ist jetzt ganz allein. Onkel Forrest und Tante Carrie. Was wird ihnen Ihrer Meinung nach zustoßen? Sagen Sie mir, was hier los ist.«
    »Arrogant, kalt«, stimmte Michael ihr zu, »und sie hatten in den Augen etwas nahezu Totes.«
    Nach kurzem Zögern ließ Carson die Schrotflinte sinken. »Ich vermute, manchmal ... werden wir einfach Vertrauen und Hoffnung aufbieten müssen.«

35.
    Anfangs schien es Ariel nichts auszumachen, dass Nancy das Bedürfnis hatte, den verschmutzten Scheunenboden halbwegs in Ordnung zu bringen. Zu genau diesem Zweck gab es einen Besen, den Nancy emsig schwang; sie begann in der Nähe der Tür, durch die sie hereingekommen waren, und arbeitete sich nach hinten in Richtung Sattelkammer vor. Sie hatte nicht die Absicht, die Boxen zu säubern – auszumisten war die korrekte Bezeichnung dafür –, und sie hatte das sichere Gefühl, der Versuchung widerstehen zu können, solange sie keinen Blick hineinwarf.
    Pferde waren Maschinen mit Funktionsstörungen. Sie ließen all ihre Pferdeäpfel fallen und scharrten mit ihren Hufen in der weichen Streu auf dem Boden ihrer Boxen, bis kleine Wolken aus Staub und zerhacktem Heu und wahrscheinlich auch Fäkalien unter den Türen herauswogten. Natürlich machten sie nicht mehr Dreck als andere Tiere. Schweine und Kühe und Hühner und Ziegen, Hunde und Katzen, Vögel und Fische, sie alle schissen, an Land und im Meer und in der Luft, pissten und schissen jeden Tag, in jeder Stunde, in jeder Minute. Die gesamte Natur war ein schmutziges, ungezähmtes Chaos. Wild wuchernde Pflanzen, die ihre Samen und Sporen überall abwarfen, wüst durcheinanderwuchsen und dichtes Gestrüpp bildeten. Ihre Früchte fielen herab, um auf dem Boden zu verfaulen, und aus ihnen wuchsen neue Pflanzen, bis sie zusammenbrachen und selbst verfaulten, und dann wuchsen neue aus ihrer widerlichen Fäule. All das kunterbunt durcheinander, ohne jede Symmetrie, reine Unordnung, ein Kuddelmuddel, Kraut und Rüben, alle lebenden Dinge seit Anbeginn der Zeit ein Tollhaus, ein Pandämonium. Jemand musste dem ein Ende bereiten, diesem Chaos, und die Gemeinschaft war bereit, diese Aufgabe in Angriff zu nehmen.
    Nancy war nur allzu bereit, als sie jetzt die verstreuten Heuhalme zu kleinen Haufen zusammenfegte und dann die kleinen Haufen zu größeren. Wenn sie die Pferde hätte zusammenfegen können, hätte sie auch das getan, die Pferde und die Mäuse. Zweifellos zitterten in allen Ecken und Winkeln der Scheune Mäuse, zitterten und schissen.
    Elf Minuten und einundvierzig Sekunden nachdem sie begonnen hatte, den Scheunenboden zu kehren, nahm Nancy Potter Ariels Schreie wahr. Ihr wurde klar, dass das Mädchen schon seit einer Weile schrie, vielleicht schon seit einer Minute, wenn nicht länger. Anfangs erschien Nancy das Geräusch nicht wichtig genug, um sich vom Fegen ablenken zu lassen, und sie nahm auch den Ursprung nicht zur Kenntnis; es war nichts weiter als ein etwas lästiges Hintergrundgeräusch. Nachdem sie weitere dreiundzwanzig Sekunden gezögert hatte, unterbrach sie widerwillig ihre Arbeit und drehte sich zu dem Mädchen um.
    Ariel zitterte heftig, während sie schrie. Und es war mehr als bloß ein Zittern. Sie vibrierte. Sie war wie eine Maschine, in der sich mehrere Schwungrädchen gleichzeitig lockern, Verbindungsstangen klappern, Kurbeln an Kurbel wellen schlagen, sich überlagernde

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