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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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zu Fehlfunktionen fähig sind, denn ihr Entwurf ist perfekt und ihr Konstruktionsprogramm makellos.
    Er ist sicher, dass der Fehler in der Funktionsweise der Geräte liegt, die die telemetrischen Signale der Baumeister empfangen. Der Baumeister funktioniert noch effizient, gestaltet Menschen und konstruiert weitere Baumeister, und er sendet weiterhin seine Position. Aber das Ortungssystem ist reguläre Handelsware, die nicht von Victor entworfen wurde und daher nicht perfekt ist. Das ist ein ärgerliches, aber unwesentliches Detail, eine Stechmücke, die den Weg der kommunitaristischen Kriegsmaschine kreuzt.
    Als Victor der Unbefleckte seinen ziellosen Spaziergang fortsetzt, trifft er auf einen kleinen dreibeinigen Tisch, der in Erwartung seiner Person aufgestellt wurde. Auf dem Tisch steht eine kalte Wasserflasche. Neben dem Wasser steht ein blassblaues Schälchen. In dem Schälchen liegt eine weiße Kapsel. Er hält die Kapsel zwischen den Zäh nen, öffnet die Flasche, schiebt die Kapsel mit seiner Zunge in seinen Mund und spült sie mit zwei Schlucken Wasser hinunter.
    Er läuft und denkt. Durch seinen Verstand rasen Sturzbäche von Ideen, Theorien, Plänen, Modellen komplexer Wesenheiten, aus einzigartigen Molekülen konstruiert, die zu erschaffen das Universum nicht in der Lage ist, die er jedoch erschaffen könnte, falls er den Wunsch verspüren sollte. Jetzt widmet er sich, wie sonst auch, all diesen Erkenntnissen zugleich und folgt eifrig etlichen ganz unterschiedlichen Gedankengängen simultan.
    Als er an einem anderen Plasmabildschirm vorbeikommt, hellt sich dieser auf, erbittet mit dem Dreiklang Aufmerksamkeit und teilt ihm mit, der Baumeister der ersten Generation, der als Ariel Potter in die Welt hinausgezogen ist, hätte aufgehört, seinen Standort zu senden. Das ist natürlich dasselbe lästige Problem, ein weiteres Versagen des Ortungssystems, ein Argument dafür, niemals Geräte aus überschüssigen Regierungsbeständen zu benutzen, aber auch das ist schließlich nichts weiter als eine Stechmücke.
    Als er sich von dem Bildschirm abwendet, gibt dieser einen weiteren Dreiklang von sich. Diesmal bezieht sich die Nachricht, die über den Bildschirm läuft, auf den Fuhrpark von Lieferwagen, der mit großer Effizienz Menschen mit Gehirnsonden einsammelt, um sie in Vernichtungszentren zu bringen, damit sie dort durch Baumeister gestaltet werden. Drei der Fahrzeuge haben inzwischen Verspätung.
    Zwei von ihnen haben an Orten angehalten, die nicht auf ihren Ladelisten angegeben sind, und befinden sich schon seit geraumer Zeit dort. Das ist bestimmt eine Folge von mechanischem Versagen, denn Victor hat die Lieferwagen nicht entworfen und dann in seiner Einrichtung bauen lassen. Auch sie wurden serienmäßig produziert.
    Der dritte Lieferwagen hat sich wieder in Bewegung gesetzt, fährt aber zu keiner der Adressen, wo er erwartet wird. Eine von mehreren möglichen Erklärungen wird zutreffen, und für sie alle existieren alternative Notfallpläne.
    »Das Hauptprogramm zu Strategien und Taktiken befragen, die angemessenen Abhilfemaßnahmen ergreifen und ohne jede Verzögerung zügig weitermachen«, sagt er zu dem Bildschirm.
    Weil er das Bedürfnis nach einem Tapetenwechsel verspürt, um seine Augen und seinen Verstand zu erquicken, fährt Victor mit einem Aufzug viele Stockwerke nach unten und steigt auf einer der Ebenen aus, die er nicht für sein Projekt nutzen musste. Da das Gebäude hermetisch abgeriegelt und undurchdringlich für Wasser und Insekten ist und seine mikrobenfreie Luft mit idealem Feuchtigkeitsgehalt durch ein Filterungssystem erhält, das vierzehn verschiedene Reinigungsprozesse anwendet, sind diese tieferen Korridore und Räume frei von Staub und beherbergen kein einziges Silberfischlein, keine einzige Spinne.
    Hier sind die Wände in einem hellen Grauton gehalten, und die Böden sind weiß, in Umkehrung des Farbschemas auf den höheren Ebenen. Er weiß nicht, warum, und es ist ihm auch egal. Er hat kein Interesse an den Dingen, die durch Begabungen hervorgebracht werden: Ausstattung, Mode, Kunst, Literatur, Musik, Tanz, handwerkliches Geschick. Jede Form von Talent ist eine menschliche Fähigkeit. Victor der Unbefleckte verabscheut und verachtet die Menschheit, und jede Gabe, die Männer und Frauen besitzen, erinnert ihn nur an das Eine, das er noch mehr hasst als sie.
    Auf dieser tieferen Ebene hängen keine Plasmabildschirme an den Wänden, die ihn mit Dreiklangwarnungen ärgern

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