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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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dass er nicht mal mehr seine Sätze beenden konnte. Alles, was er zu sagen begann, endete damit, dass er stotterte und sich verhaspelte, und eine Gruppe von Wörtern schien nicht zur nächsten Gruppe zu gehören. Er führte auf der Wiese einen zornigen Veitstanz auf, tanzte im Kreis herum, trat den Schnee durch die Gegend, hieb mit seinen knochigen alten Fäusten in die Luft und schüttelte sie drohend gen Himmel.
    Nummy fühlte sich an eine der Geschichten erinnert, die Großmama ihm vor sehr, sehr langer Zeit vorgelesen hatte; eine Geschichte über eine Müllerstochter, die Stroh zu Gold spinnen sollte, und ein gemeines kleines Männchen, das ihr unter der Bedingung half, dass sie ihm dafür ihr erstgeborenes Kind geben würde. An den Namen der Müllerstochter konnte sich Nummy nicht erinnern, aber das Männchen hieß Rumpelstilzchen; ein Name, den man so schnell nicht wieder vergaß.
    Im Moment war Mr Lyss gar nicht gemein. Er war einfach nur wütend, aber er sah trotzdem wie das Männlein in der Geschichte aus. Er sagte, er sei so sauer, dass er Gift und Galle spucken könnte. Er sagte es immer wieder, und jedes Mal, wenn er es sagte, spuckte er tatsächlich. Nummy konnte sich auf all das keinen Reim machen. Also stand er einfach nur da und wartete, bis Mr Lyss endlich dahin kam, dass seine Wut verraucht war, was fast so lange dauerte, wie das Schneemobil rauchte.
    Als der alte Mann aufhörte zu murren, zu spucken und um sich zu treten, sagte Nummy: »Ich will das wirklich überhaupt nicht sagen, aber es muss sein.«
    »Was sagen?«, fragte Mr Lyss.
    »Wir haben uns verirrt. Ich weiß nicht, wo wir sind, es ist alles nur weiß und dunkel, aber es ist nicht meine Schuld, weil der kalte Wind in meinen Augen gebrannt hat und dadurch alles verschwommen ist. Ich will meinen Piep hahn nicht abgeschnitten kriegen. Es gibt sowieso keinen Lenker mehr, den wir damit verzieren können.«
    »Ganz ruhig, Peaches. Ich mache dir keine Vorwürfe.«
    »Nein?«
    »Habe ich das nicht gerade gesagt?«
    »Vermutlich.«
    »Außerdem haben wir uns nicht verirrt.«
    »Ach nein?«
    »Du bist, wie üblich, ein blendender Gesprächspartner. Nein, wir haben uns nicht verirrt. Wir sind nur etwa eine Meile weit gekommen, vielleicht eineinhalb Meilen. Ich habe diese Taschenlampe, die ich dem toten Bozeman gestohlen habe.« Er schaltete sie an. »Wir brauchen bloß der Spur des Schneemobils zu folgen, die uns zu seinem Haus zurückführt, und ich kann nur hoffen, dass das klavierspielende Monster diese morbide Musik mittlerweile satt hat und einen Ragtime in die Tasten hämmert.«
    Nummy sah den Strahl der Taschenlampe an, der über die Spuren des Schneemobils glitt, und sagte: »Dass Sie klug sind, hat uns gerade gerettet.«
    »Nun ja, gerettet könnte ein zu starker Ausdruck sein, wenn man bedenkt, dass wir nirgendwo anders hingehen als zurück in die Stadt der Verdammten.«
    Sie trabten Seite an Seite neben den Spuren her, die das Schneemobil hinterlassen hatte, und nach einer Weile sagte Nummy: »Ich habe mir schon sehr, sehr lange nicht mehr gewünscht, ich wäre klug, aber jetzt wünsche ich es mir.«
    »Lieber nicht«, sagte Mr Lyss. »Mit dem Klugsein hat es gar nicht so viel auf sich, wie die Leute glauben. Außerdem ist die Welt, wie ich dir schon sagte, voller kluger, gebildeter Leute, die zehnmal dümmer sind als du.«
    Nummy lief von der Kälte die Nase, und das Wasser, das aus seiner Nase rann, versuchte auf seiner Oberlippe zu gefrieren. Er wischte es mit dem Ärmel seines Mantels ab, aber dann wurde ihm klar, dass das ekelhaft war, und daher fand er sich eben mit dem Eis auf seiner Lippe ab.
    Nach einer Weile sagte er: »Ich frage mich, wie es ist, mit Palmen zu leben, an einem Ort, an dem sie wachsen.«
    »Das ist schon ganz nett. Wenn wir das hier überleben, nehme ich dich an einen solchen Ort mit.«
    »Ach, ich weiß nicht recht. Großmama ist hier begraben und alles.«
    »Wir können sie ausbuddeln und sie mitnehmen und sie da begraben, wo das ganze Jahr die Sonne scheint und die Blumen blühen.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie uns das erlauben würden.«
    »Für Geld lässt sich alles einrichten.«
    »Ich wüsste nicht, wie.«
    »Ich aber.«
    »Das kann ich mir denken.«
    Nach einem weiteren Schweigen sagte Mr Lyss: »Wie gut für uns, dass es gerade nicht windig ist. Sonst wä ren diese Spuren längst zugeweht, bevor wir den Rückweg finden.«
    »Auch das ist ein kluger Gedanke.«
    »Mein Gehirn ist so groß

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