Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
Vom Netzwerk:
hatte. Wir sind vor etwas geflohen, ich weiß nicht, wovor, aber der Tod nahte. Wir waren wie die Israeliten auf ihrer Flucht aus Ägypten, und du kamst aus dem Nichts zu uns. Im einen Moment warst du noch nicht da, und im nächsten Moment weiltest du unter uns. Du hast das Meer geteilt und den Kindern gesagt, sie sollten dir folgen, und sie wurden errettet.«
    »Ich kann das Meer nicht teilen und einen trockenen Pfad durch es bahnen«, sagte Deucalion. »Aber es gibt etwas anderes, was ich tun kann, und ich werde es euch zeigen, und dann könnt ihr entscheiden, ob ihr mir die Kinder anvertraut.«
    Dolly sagte: »Ich habe allen von dem Traum erzählt. Ich wusste, dass er prophetisch sein musste, er war so eindringlich. Ich wusste, dass du eines Tages aus dem Nichts in unserer Mitte auftauchen würdest.«
    Die anderen Frauen durchquerten das Zimmer und gin gen auf Deucalion zu, und ihre Männer folgten hinter ihnen.
    Dolly sagte: »Du hast sehr viel gelitten.«
    »Und es gab eine Zeit, in der ich anderen Leid zugefügt habe«, gestand er.
    »Das tun wir alle auf die eine oder andere Weise. Darf ich dein Gesicht berühren?«
    Er nickte.
    Sie hob ihre rechte Hand erst zu der unverletzten Seite seines Gesichtes und legte sie auf seine Wange, wie es eine Mutter hätte tun können. Dann fuhren ihre Finger zärtlich die durchbrochenen Konturen der zerstörten Hälfte nach, die undenkbare Einkerbung und das wulstige Narbengewebe.
    »Du bist schön«, sagte sie. »Wunderschön.«

40.
    Zunächst, da die Strahlen der drei Taschenlampen in alle Richtungen glitten, nur Teile der glitzernden Umrisse erfassten und bewirkten, dass die Schatten größer wurden und wieder schrumpften, konnte Bryce Walker nicht er kennen, worum es sich bei diesen Dingern handeln könnte, die von der dreieinhalb Meter hohen Decke der Schulküche hingen. Die meisten waren über Arbeitstischen aufgehängt, aber ein paar hingen auch in den breiten Gängen zwischen den Arbeitsplatten.
    Die Oberfläche jedes dieser Gegenstände war grau gesprenkelt, doch zwischen all den Grautönen gab es auch silberne Flecken und Adern, die wie Diamantstaub funkelten.
    Der junge Travis, ein Leser von anderen und finstereren Genres als den Western, die Bryce schrieb, konnte diese geheimnisvollen Säcke schneller identifizieren. »Kokons.«
    Als löste das Wort eine Reaktion aus, drang aus dem Sack, der dem Jungen am nächsten hing, das Geräusch eines Gleitens. Und dann wurden die Wesen, die in den anderen Kokons heranreiften, ebenfalls unruhig und stimmten einen Chor von säuselnden Lauten an – entwe der die Reibung zahlloser Schlangen, die sich umeinander wanden, oder ihre gezischten Drohungen, als sei dies nicht die Meriwether-Lewis-Grundschule, sondern der Grund der Höllengrube, wo die älteste aller Schlangen goldäugig und hungrig wartete.
    »Seid ganz leise«, flüsterte Sully York.
    Bryce und Travis nahmen den Rat des erfahrenen Abenteurers an, zum Teil deshalb, weil sich trotz der Geräusche im Inneren der Kokons nichts zu rühren schien. Ihre Oberfläche kräuselte sich nicht und wies auch keine Verformung durch ein akut bevorstehendes Schlüpfen auf.
    Als die gleitenden Geräusche allmählich verstummten, sah Bryce Travis an, dessen Gesichtszüge vom Strahl der Taschenlampe, der von dem schimmernden Sack zurückgeworfen wurde, beleuchtet wurden. Das Gesicht des Jungen – seine gefurchte Stirn, sein gehetzter Blick und sein grimmiger Mund – zeigte seine Gedanken so deutlich, wie ein E-Book-Reader eine Seite auf seinem Bildschirm anzeigt. Manchmal spannen Insekten Kokons um sich selbst und um die gelähmte, aber lebendige Nahrung herum, die sie während ihrer Metamorphose verspeisen würden, und Travis fragte sich, ob das Küchenpersonal in diesen grässlichen Säcken eingeschlossen sein könnte, bewegungsunfähig, aber bei Bewusstsein, und unter ihnen seine Mutter in der Umarmung eines bleichen, sich windenden Dings, das begonnen hatte, sich an ihr zu laben.
    Bryce erschauerte und sehnte sich danach, in einem Sessel zu sitzen, mit einem Becher Kaffee mit Schuss und einem Buch von Louis L’Amour oder Elmer Kelton, in dem die Schurken nichts Schlimmeres waren als gedungene Revolverhelden oder ein Sheriff, der zu den Bösen übergelaufen war, oder Wegelagerer, die Postkutschen ausraubten.
    Als wieder Stille herrschte, flüsterte Sully York: »Ganz ruhig ... bleibt zusammen ... seht euch um.«
    Da die Küche am hinteren Ende der Schule untergebracht war, hätte

Weitere Kostenlose Bücher