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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Warnung ansetzte, sie lägen falsch mit ihrem ersten Eindruck von Deucalion, hob einer der drei übrigen apokalyptischen Reiter die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. »Ma’am, Sie sollten besser warten, damit Sie sich nicht ganz so oft wiederholen müssen.«
    In ihren Schürzen und mit Dolly Samples, die sich ihre Hände an einem Geschirrtuch abtrocknete, in Führung kamen die Frauen der apokalyptischen Reiter aus der Küche und dem Esszimmer herein. Zahlreiche donnernde Schritte, die eilig die Treppe herunterkamen, kündigten acht oder zehn Männer an, die das Wohnzimmer durch den Türbogen vom Flur aus betraten.
    Sie drängten sich in der hinteren Hälfte des Raums zusammen und hielten einen gewissen Abstand zu Deucalion, ihre Mienen finster und ihre Blicke so scharf wie Jagdmesser. Loreen Rudolph schlug sich eine Hand vor den Mund, als erstickte sie einen Schrei, und eine andere Frau zitterte so heftig, dass sie sich auf eine ihrer Gefährtinnen stützen musste.
    Unter diesen Cowboys waren mehrere von beträchtlicher Körpergröße, groß genug, dass sich ein Stier fragen könnte, ob er sich tatsächlich im Rahmen eines Rodeos mit ihnen messen wollte. Aber keiner von ihnen war so groß wie Deucalion oder konnte es an Muskelmasse mit ihm aufnehmen. Sie warfen einander Blicke zu, und Carson glaubte, sie fragten sich, wie viele von ihnen wohl nötig seien, um ihn zu überwältigen.
    Neuerliche Verblüffung und Schrecken machten sich unter den Anwesenden breit und fanden ihren Ausdruck in Keuchen und Murmeln, und als Carson Deucalion ansah, sah sie unheimliche Lichter in seinen Augen pulsieren. Die Männer hatten sich höher aufgerichtet als gerade eben noch, und zwei weitere Frauen hielten sich nun mit großen Augen die Hand vor den Mund.
    Carson wollte weiterreden, spürte jedoch, dass dies nicht der richtige Moment war und dass nicht sie im Mittel punkt der Aufmerksamkeit stand, sondern stattdessen Deucalion. Doch der Riese machte keinerlei Anstalten, sich vorzustel len oder Erklärungen zu seiner Person abzugeben. Stoisch akzeptierte er die Furcht, die er ohne jede Mühe hervorrufen konnte, und sah sich diejenigen, die ihn angafften, gründlich an, vielleicht ganz ähnlich, wie er jene angestarrt hatte, die gekommen waren, um ihn auf den Jahrmärkten zu sehen.
    Dolly Samples stopfte das Geschirrtuch in eine der zwei aufgenähten Taschen ihrer Schürze und trat langsam vor, und niemand warnte sie, Abstand zu halten, obwohl es Carson so erschien, als seien die Männer jetzt noch angespannter. Dolly maß nicht viel mehr als eineinhalb Meter und musste ihren Kopf ziemlich weit zurücklegen, um in Deucalions Gesicht aufzublicken, das sich ihr zugewandt hatte. Sie schien vor allem die kunstvolle Tätowierung zu mustern, die sich über eine Gesichtshälfte zog, und die darunterliegenden entsetzlichen Verheerungen voll und ganz erfassen zu wollen.
    »Ich habe von dir geträumt«, sagte Dolly, und das war so ziemlich das Letzte, was Carson in dem Moment aus ihrem Mund erwartet hatte. »Es war der lebhafteste Traum meines Lebens. Das war vor mehr als zwei Jahren.«
    Als Dolly das Datum nannte, warf Carson einen Blick zu Michael, der gleichzeitig sie ansah, denn die Nacht ihres Traums war zugleich die Nacht, in der Victor Frankenstein, der ursprüngliche, in der Mülldeponie im Hochland nordöstlich von Lake Pontchartrain gestorben war.
    »Ich habe von deiner gewaltigen Größe geträumt, von dem Umhang mit Kapuze, den du jetzt trägst«, sagte Dolly. »Von deinem ansprechenden Gesicht und von deinem armen, misshandelten Gesicht, beide Hälften genau so, wie sie sind, und bis in alle Einzelheiten von der Tätowierung.«
    Carson erkannte, dass die Frauen, die sich die Hand vor den Mund geschlagen hatten, nie Schreie erstickt hatten. Sie hielten Gefühle ganz anderer Art in Schach, und jetzt standen Tränen in ihren Augen.
    »In dem Traum habe ich das Licht in deinen Augen gesehen, und am Anfang hatte ich Angst, aber dann wusste ich, dass es keinen Grund zur Furcht gab. Ich dachte an einen Vers aus Sprüche 15 – ›Das Licht in den Augen erfreut das Herz‹ –, und ich wusste, dass du unser Freund bist.«
    Als Deucalion sprach, schien seine Stimme tiefer und klangvoller denn je zu sein: »Was ist in diesem Traum passiert?«
    »Wir waren an die Küste eines Meeres gekommen, und das Wasser war sehr dunkel und aufgewühlt. Wir hatten so viele Kinder bei uns, unsere eigenen und auch Kinder, die ich nie zuvor gesehen

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