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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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gelingen kann. Wir dürfen uns ausgesprochen glücklich schätzen, dass er sich bereit erklärt hat, diese Bürde auf sich zu nehmen, und zwar ab sofort. Ich habe ihm zugesagt, dass er sich auf die rückhaltlose Unterstützung aller Beteiligten verlassen kann und zur Förderung dieser Angelegenheit über jede Maßnahme entscheiden darf, die ihm sinnvoll und gerechtfertigt erscheint.«
    Vollständige Entscheidungsfreiheit. Hatte auch Dunkeld so weitgehende Vollmachten gehabt? Oder war das der Preis, den Forbes verlangt hatte? Die Art, wie der Kronprinz die diesbezüglichen Worte betont hatte, ließen Letzteres vermuten.
    »Ihre Majestät wird in den nächsten zwei Tagen nach London zurückkehren«, fuhr der Kronprinz fort. »Ich freue mich sehr,
dass ich ihr dann ein so glänzendes Projekt vorlegen kann, mit dem wir dem Reich, das ihr in so hohem Maße am Herzen liegt, einen Dienst erweisen können.« Er wandte sich mit einer einladenden Geste Forbes zu.
    Dieser trat, ebenfalls lächelnd, vor. »Danke, Sir. Ich betrachte es als hohe Ehre, meinem Land und späteren Generationen auf dem wunderbaren Kontinent Afrika dienen zu dürfen. Meine Herren, dies Vorhaben bietet ungeahnte Möglichkeiten. Um es zu verwirklichen, müssen wir all unsere Kräfte des Geistes und des Leibes anspannen. Man darf diese Aufgabe auf keinen Fall unterschätzen. Zu ihrer Bewältigung sind wir auf jede Unterstützung angewiesen, die wir bekommen oder beanspruchen können. Vor allem aber müssen wir alle an einem Strang ziehen. Hier geht es nicht um den Ruhm Einzelner, sondern um den unserer Königin und unseres Landes.«
    Pitt entfernte sich wortlos, was außer Julius Sorokine niemandem auffiel.
     
    Pitt ließ sich von einer Droschke zu Narraways Büro fahren. Obwohl er nur wenige Tage im Buckingham-Palast verbracht hatte, empfand er ein plötzliches Gefühl von Freiheit, als sei er einer Art Gefängnis entronnen, auch wenn dort jeder erdenkliche Luxus herrschte und einige der bedeutendsten Gemälde der westlichen Welt an den Wänden hingen. Jetzt umgab ihn Verkehrslärm, Hufe klapperten auf dem Pflaster, Räder rollten, Stimmen überschrien einander, und hier und da bellte ein Hund. Um diese nachmittägliche Stunde war es heiß, Staub lag in der Luft, aber das Bewusstsein, freien Raum um sich zu haben, so viele Menschen sich auch dort drängen mochten, erfüllte ihn trotz des Anliegens, das ihn zu Narraway führte, mit Hochgefühl. Er merkte, dass er sich vorbeugte, als könne er die Fahrt der Droschke auf diese Weise beschleunigen.
    Dunkeld war überheblich und gewissenlos; er hatte sich viel zuschulden kommen lassen, aber die Prostituierte, ganz gleich, wer sie sein mochte, hatte er nicht getötet. Ob der Täter ein
wichtiger Komplize war, wusste Pitt noch nicht, doch so viel war klar, dass er einen brutalen Mord mit dem ausschließlichen Ziel begangen hatte, eine Leiche zur Verfügung zu haben, mit der man den Kronprinzen erpressen konnte. Diesen Mann konnte man unter Anklage stellen, vor Gericht bringen und schließlich hängen. Er würde nicht damit davonkommen, dass man ihn heimlich in ein Irrenhaus sperrte – wobei offen blieb, ob nicht der Tod, selbst durch den Strang, besser war als die Aussicht, das ganze restliche Leben an einem Ort wie Bedlam zu verbringen.
    Pitt stieg eine Straße vor seinem Ziel aus – diese Vorsichtsmaßnahme hatte er sich zur Gewohnheit gemacht – und saß zehn Minuten später Narraway an dessen Schreibtisch gegenüber.
    »Forbes hat angenommen«, sagte er knapp. »Ihm werden alle Vollmachten eingeräumt.«
    Narraway nickte.
    »Im Übrigen weiß ich nach wie vor nicht, was ich von der Sache mit dem Fuhrmann halten soll«, sagte Pitt nachdenklich. »Weder weiß ich, von wem der Plan stammte – von Dunkeld oder dem anderen –, noch, ob er sich nach Minnies Tod verändert hat. Vielleicht hat sich jeder der beiden für den Urheber des Plans gehalten, und in Wahrheit gab es zwei?« Er sah den fragenden Ausdruck auf Narraways Zügen. »Auf jeden Fall bin ich fest entschlossen, den Mann aufzuspüren, der die dem Kronprinzen untergeschobene Frau umgebracht hat, ganz gleich, wer sie war. Wenn wir nicht versuchen, ihr ebenso Gerechtigkeit widerfahren zu lassen wie dem Ehepaar Sorokine oder dem Kronprinzen, haben wir unseren Beruf verfehlt.«
    Einen Augenblick lang wirkte Narraways Gesicht ungewohnt verständnisvoll. »Es gibt eine ganze Reihe von Menschen, auf die genau das zutrifft, Pitt. Ich bewundere Ihre

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