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Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition)

Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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recht vertraut miteinander geredet, obwohl ihr euch gerade erst kennengelernt hattet.«
    »Ja, aber   …« Clara sah ihn zweifelnd an. »Es war doch nur diese eine Begegnung.«
    »Gewiss. Aber wir müssen alle Personen ausfindig machen, mit denen sie näheren Kontakt hatte   – Freunde, Kollegen, Patienten. Ich war vorhin in der Wohnung, um einen ersten Eindruck zu gewinnen.«
    »Und?«
    »Viel Licht, Bücher, asiatische Kunstgegenstände und Souvenirs. Und es roch nach Rosen.«
    Clara nickte. »Sie machte Yoga am Strand und erwähnte Reisen nach Indien und China, das habe ich dir ja schon gesagt.«
    »Was hat sie sonst noch erzählt?«
    Clara überlegte. »Nun, sie sprach davon, wie schwierig es für sie gewesen sei, sich als Ärztin durchzusetzen. Wie sie gegen den Widerstand ihrer männlichen Kollegen und Vorgesetzten ankämpfen musste. Und dass es Leute gab, die es nicht schätzten, dass sie Frauen in Not beriet. Sie sagte etwas von Mauern, die sie immer wieder einreißen müsse.«
    »Hat sie Namen genannt?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht, daran würde ich mich erinnern. Dann erwähnte sie noch diesen Kreis berufstätiger Frauen, mit dem sie sich traf. Schade, dass ich keine Gelegenheit hatte, mal hinzugehen.«
    Leo nickte. »Ich lasse das morgen tippen, dann kannst du es unterschreiben.« Er stand auf und nahm Hut und Mantel.
    »Fährst du noch einmal ins Präsidium?«, fragte Clara.
    »Nein. Ich versuche, mit einem wertlosen Haufen Papier etwas zu essen zu besorgen«, erwiderte er resigniert und wandte sich zur Tür.
    Clara hielt ihn zurück, drehte ihn um und küsste ihn auf die Stirn. »Sei nicht so niedergeschlagen.« Dann fiel ihr noch etwas ein. »Sie kannte Magda, das hatte ich ganz vergessen. Ich bin heute Abend mit ihr verabredet.« Magda Schott warebenfalls Ärztin und Claras beste Freundin. »Ich könnte sie fragen, was sie über Henriette Strauss weiß und ob sie auch diesen Frauenzirkel kennt. Falls ich ihr von dem Fall erzählen darf.«
    »Tu das. Frau Dr.   Schott könnte in der Tat hilfreich sein. Nur bitte keine Einzelheiten erwähnen.« Er zog sie an sich und küsste sie leidenschaftlich auf den Mund. Clara blieb an der Tür stehen, bis er im herbstlichen Dämmerlicht verschwunden war.
     
    Als Magda Schott die Tür zur Praxis abschloss, presste sie stöhnend die Hände auf den Rücken.
    »Zu viel gearbeitet?«
    Sie zuckte zusammen und fuhr herum. Clara stand lächelnd hinter ihr und öffnete den Regenschirm. »Komm, lass uns essen gehen. Du brauchst nicht für mich zu kochen.«
    Madga nickte dankbar. »So geht es nicht weiter. Ohne Hilfe, meine ich. Ich werde mir jemanden suchen müssen, auch wenn ich es mir eigentlich nicht leisten kann.«
    »Weil du zu viele Leute kostenlos behandelst«, sagte Clara in mahnendem Ton.
    Magda zuckte mit den Schultern. »Du kennst das doch. Sie sitzen vor einem und brechen in Tränen aus, weil sie die Behandlung nicht bezahlen können, und dann werde ich wieder weich.«
    »Ob ein Mann da anders entscheiden würde?«, fragte Clara nachdenklich.
    Magda winkte müde ab. »Ach, ich weiß nicht. Kann schon sein.«
    Sie gingen die dunkle, vom Regen glänzende Straße entlang. An der nächsten Kreuzung leuchteten die Fenster eines Ecklokals, in dem man günstig essen konnte. Clara deutete darauf. »Lass uns zu Bertha gehen.«
    Clara öffnete die Tür, und sie traten in den warmen, verlockendnach hausgemachtem Braten riechenden Gastraum. Hinter der schlichten Holztheke stand eine kräftige Frau mit grauem Haar, die in atemberaubendem Tempo Gläser abtrocknete. Sie nickte ihnen zu, und die beiden Frauen setzten sich an einen Tisch in der Ecke. Magda zündete sich eine Zigarette an. Die Wirtin Bertha brachte ihnen zwei Gläser Weiße und nahm die Bestellung auf, zweimal Schweinebraten mit Klößen und Rotkohl.
    An den Wänden des Lokals hingen alte Theaterplakate, auf denen man, wenn man genau hinschaute, eine jüngere und schlankere Bertha erkennen konnte. Sie war als Sängerin im Varieté aufgetreten und hatte sich von ihren Ersparnissen das Lokal geleistet, nachdem ihre Karriere den Zenit überschritten hatte.
    Magda trank einen Schluck Bier und stützte den Kopf in die Hände. »Wenn ich wenigstens für einige Stunden in der Woche eine Hilfe hätte   …«
    »Du solltest dir unbedingt jemanden suchen. Und ab und zu mal nein sagen. Natürlich kannst du im Notfall Patienten umsonst behandeln, aber es darf nicht zur Gewohnheit werden. Sonst spricht es sich herum,

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