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Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition)

Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Notfall zu Hilfe eilen, trat auf die Beamten zu und gab ihnen die Hand. »Meine Mutter befindet sich in einem sehr angegriffenen Zustand. Daher möchte ich Sie bitten, dieses Gespräch so kurz wie möglich zu halten.«
    »Es wird nicht länger als nötig dauern.«
    Adrian Lehnhardt bot ihnen Stühle an, blieb selbst aber stehen, als hielte er Wache.
    »Frau Lehnhardt, Ihr Hausarzt Dr.   Behnke hat uns verständigt, weil er Zweifel an der Todesursache Ihrer Schwester hegt. Vor drei Tagen hat Ihr Sohn uns aufgesucht und ebenfalls die Vermutung geäußert, dass seine Tante nicht an einer Lungenentzündung gestorben sei. Wir haben eine Sektion der Leiche angeordnet. Der Gerichtsarzt hat dabei einige Anhaltspunkte gefunden, die gegen einen Tod durch Lungenentzündung sprechen.«
    Nun hob Rosa Lehnhardt mit einem Ruck den Kopf. Trotz der Anzeichen des Alters war sie eine gut aussehende Frau, auch wenn die vergangenen Tage tiefe Spuren in ihr Gesicht gegraben hatten. Ihre braunen Augen waren vom Weinen verquollen. »Adrian, was hast du ihnen nur erzählt?«
    Der Sohn legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. »Mutter, ich habe es dir doch erklärt. Dr.   Behnke hat sich an mich gewandt, weil er dich nicht beunruhigen wollte. Aber wenn jemand Tante Jette etwas angetan hat, muss derjenige zur Rechenschaft gezogen werden.«
    »Angetan?« Frau Lehnhardts Stimme brach. »Wer hätte Jette etwas antun wollen? Sie hat anderen Menschen immer nur geholfen.«
    Leo hob die Hand. »Verzeihung, aber ich möchte Ihnen einige Fragen stellen. Frau Lehnhardt, wie haben Sie von der Erkrankung Ihrer Schwester erfahren?«
    Rosa Lehnhardt wischte sich mit einem Taschentuch über die Augen. »Kann ich Ihre Fragen nicht ein anderes Mal beantworten?«
    »Bedaure, nein«, erwiderte Leo mit fester Stimme. »Es geht um einen mutmaßlichen Mord oder Totschlag. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Frau Lehnhardt, ich frage Sie nocheinmal   – wie haben Sie von der Krankheit Ihrer Schwester erfahren?«
    Sie atmete tief durch. »Sie wollte zum Abendessen zu uns kommen.«
    »Wann genau war das?«
    Sonnenschein holte ein Notizbuch aus der Tasche und klappte es auf.
    Frau Lehnhardt überlegte. »Am 21.   Oktober, also am Sonntag. Henriette wollte um sechs Uhr kommen. Als sie um halb sieben noch nicht da war, habe ich bei ihr angerufen. Sie ging nicht ans Telefon. Da habe ich mir Sorgen gemacht und bin zu ihr gefahren.«
    »War Ihre Schwester ein pünktlicher Mensch?«
    Sie nickte. »Ja, sie kam nie zu spät. Wenn sie im Krankenhaus aufgehalten wurde, rief sie immer an. Daher war ich beunruhigt. Wir hatten uns zwei Tage zuvor noch gesehen. Ich habe an der Wohnungstür geklingelt, doch sie machte nicht auf.«
    »Lebte ihre Schwester allein?«
    »Ja. Sie war unverheiratet.«
    »Haben Sie einen Schlüssel für die Wohnung?«
    »Nein. Wir hielten es nie für erforderlich.«
    »Hatte sie als berufstätige Frau keine Haushaltshilfe?«, fragte Leo.
    »Doch, die Portiersfrau. Sie verdiente sich etwas dazu. Henriette war der Meinung, dass die Frau es sich nicht leisten könnte, etwas zu stehlen, da sie sonst die Stellung im Haus verlieren würde. Meines Wissens war sie die Einzige, die außer meiner Tante einen Schlüssel zur Wohnung besaß.«
    »Verstehe. Und was haben Sie dann getan?«
    »Ich bin zur Portiersfrau gegangen, sie heißt Stranzke. Sie hat mir die Tür aufgeschlossen. Meine Schwester lag im Bett. Ich habe sofort gesehen, dass sie sehr krank war. Hohes Fieber, sie atmete schwer. Husten hatte sie auch. Immer wiedergriff sie sich an die Brust, als bekäme sie keine Luft.« Rosa Lehnhardt biss sich auf die Lippen und konnte nicht weitersprechen.
    Sonnenscheins Stift flog über das Papier.
    Als Frau Lehnhardt sich gefasst hatte, sprach sie weiter: »Ich habe sie sanft an der Schulter gefasst. Sie kam zu sich. Ich fragte, wie lange das schon so gehe, und sie antwortete, seit knapp vier Tagen. Ich sagte, sie müsse ins Krankenhaus, doch da ergriff sie meinen Arm und flüsterte: ›Nein, ich bleibe hier. Es geht mir bald besser.‹ Ich war skeptisch, aber Henriette war auch darin eigen. Krank wurden nur andere Menschen.«
    Ein schwaches Lächeln huschte über Adrian Lehnhardts Gesicht. »Das trifft es sehr gut. Gesundheit war für sie vor allem eine Frage des Willens.«
    »Ich habe ihr Tee gekocht und Wadenwickel gemacht, wie ich es aus unserer Kindheit kannte. Dann bin ich kurz nach Hause gefahren und habe von meiner Köchin einen Topf Hühnersuppe

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