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Die Tote von San Miguel

Die Tote von San Miguel

Titel: Die Tote von San Miguel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Woods
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Spätnachrichten übertragen, gleich nach den Berichten über die Unruhen im Nahen Osten.«
    Als sich eine Lücke in der Menschenmenge auftat, entdeckte Gregorowitsch plötzlich Jane Ryders unverkennbare Wespentaille im Licht der blinkenden Neonleuchten über dem Eingang. In der grellen Beleuchtung schimmerten ihre Haarlocken wie Katzengold. Eine ungewohnte Nervositätließ sein Herz schneller schlagen. Er tippte Dillinger auf den Arm und deutete in Richtung des Eingangs.
    »Die da«, sagte er. »Stell mich ihr vor.«
    Dillinger kniff die Augen zusammen. »Welche?«
    »Die große Blondine.«
    »Aber ich habe nicht die leiseste Ahnung, wer sie ist. Obwohl ich zugeben muss, dass sie von hier aus ziemlich geil aussieht. Nenn mir einen guten Grund, weshalb ich sie dir überlassen sollte.«
    »Weil du es mir versprochen hast.«
    »Für so ein Versprechen und fünftausend pesos wird man dich noch irgendwann erstechen und in einem Müllcontainer hinter dem Justizpalast von Ciudad de México entsorgen.«
    Währenddessen bahnte sich Jane, die Gregorowitsch ebenfalls entdeckt hatte, einen Weg durch die wogende Menschenmenge. Sie trug ein silbernes, minimalistisch geschnittenes Kleid. Ihre zu einem schiefen Lächeln verzogenen Lippen schimmerten im gleichen Rot, das im jardín in der Morgensonne geleuchtet hatte, als sie sich den beiden Männern näherte.
    Gregorowitsch war überwältigt.
    Dillinger trat ihr unvermittelt in den Weg. »Ich bin ja so froh, dass Sie heute Abend kommen konnten«, sagte er galant, beugte sich vor und küsste die Luft rechts und links von ihren Wangen, die Hände auf ihre Schultern gelegt, die sich kühl anfühlten. »Sie sehen einfach hinreißend aus.« Er ergriff ihre Hand. »Bevor Sie irgendetwas sagen, würde ich Ihnen gern zuerst jemanden vorstellen.« Er schob sie in einem Halbkreis auf Gregorowitsch zu. »Gregori Gregorowitsch ist einer der Künstler, die heute Abend ihre Werke bei uns ausstellen. Er besitzt das einzigartige Talent, Schönheitin Pornografie zu verwandeln. Oder war es genau umgekehrt?«
    »Eigentlich sind Gregori und ich bereits alte Freunde«, erwiderte sie munter. Ihr Duft, eine Mischung aus Seife, Parfüm, Schweiß und Moschus, brannte Gregorowitsch wie Feuer in der Nase. Sie sah Dillinger direkt an. »Ich fürchte, Sie verwechseln mich mit irgendjemandem aus Ihrer Vergangenheit. Wir haben uns nie zuvor gesehen.«
    Ein bedauerndes Zucken umspielte Dillingers Lippen. »Was für eine Schande!«
    »Das ist Jane«, unterbrach Gregorowitsch, bevor Dillinger zu einer weiteren bissigen Bemerkung ausholen konnte.
    Sie streckte eine Hand aus. »Jane Ryder.«
    »Brian Dillinger. Ich bin der Besitzer der Galerie.«
    »Wie schön für Sie.«
    In diesem Moment stieß Janes Gefolge, bestehend aus Consuela Domingue und Leo Bremmer, zu ihnen, was zu einer weiteren Runde gegenseitigen Vorstellens führte. Dillinger gab eine amüsante Geschichte auf Kosten einer Berühmtheit zum Besten, die einen Wohnsitz in San Miguel hatte, und entschuldigte sich dann. Leo steuerte zielstrebig die Bar an, dicht gefolgt von Consuela.
    Als er endlich mit Jane allein war, kam sich Gregorowitsch, auf einmal um Worte verlegen, unbeholfen wie ein Schuljunge vor.
    Jane hakte sich bei ihm unter. »Kommen Sie schon, señor Gregorowitsch«, sagte sie. »Stehen Sie nicht so steif wie eine Statue herum. Zeigen Sie mir Ihre Gemälde. Ich würde gerne selbst beurteilen, ob Mr. Dillingers Kritik gerechtfertigt ist.«
    In dieser Sekunde wurde Gregorowitsch bewusst, dass er völlig verrückt nach dieser Frau namens Jane Ryder war. Siesah nicht nur sündhaft scharf aus, sondern war garantiert auch jede Sünde wert. Die bloße Vorstellung raubte ihm den Atem.
    Sie durchquerten gemeinsam die Ausstellung und blieben vor einem seiner Bilder stehen. Es zeigte die nackte Amanda Smallwood, die mit himmelwärts gerecktem Hinterteil die Liebesdienste eines stattlichen Satyrs erwartete. Halb verborgen hinter einer zerfallenden griechischen Säule am Rand des Gemäldes stierte ein tölpelhaft wirkender Schäfer hervor, das Gesicht eine Maske lüsterner Erwartung.
    »Jemand aus Ihrem engeren Bekanntenkreis?«, fragte Jane.
    »Der Satyr?«
    »Nein, Sie Dummkopf. Die schamlose puta .«
    »Nur ein Model.«
    »Wenn sie hier in San Miguel lebt, habe ich wohl ein Problem.«
    »Wie es der Zufall will, wurde sie letzte Nacht ermordet.«
    »Machen Sie sich nicht über mich lustig.«
    »Es ist aber wahr.«
    Janes Fingernägel gruben sich ihm in

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