Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote von Schoenbrunn

Die Tote von Schoenbrunn

Titel: Die Tote von Schoenbrunn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
Vom Netzwerk:
und den Initialen von Gustavs Vorfahren mütterlicherseits.
    Über das köstliche Menü freute sich vor allem Vera, die seit den frühen Morgenstunden an ihrer Schreibmaschine gesessen und sehr hungrig war. Als Josefa die Terrine mit einer deftigen Kartoffelsuppe auf den Tisch stellte, langte sie kräftig zu. Die Schnecken in Kräuterbutter musste Gustav mit Dorothea teilen, die ebenso verrückt nach den glitschigen Tierchen war wie er.
    Zum Backhendl servierte Josefa ihnen einen Erd­äpfelmayonnaisesalat und ihren wunderbaren Kraut­salat. Als Gustav patzte, zuckte sein ehemaliges Kinder­mädchen mit keiner Wimper.
    „Muss sowieso in die Wäsch“, murmelte sie. Jetzt erst bemerkte Vera, dass Josefa kein frisches Tischtuch aus dem Wäscheschrank geholt hatte, sondern, um Wäsche zu sparen, einfach ein gebrauchtes mit der fleckigen Seite nach unten aufgebreitet hatte. Sie verkniff sich eine kritische Bemerkung.
    Gustav zog sich nach dem üppigen Essen auf ein Mittagsschläfchen in sein Zimmer zurück. Sich unruhig im Bett wälzend, dachte er über Dorothea nach. Er fragte sich, warum er sich dauernd über sie ärgerte, warum sie so oft miteinander stritten. Würde sie auch bald als „altes Mädchen“ gelten, so wie seine Halbschwester Marie Luise? Dorothea war fünfundzwanzig und eine auffallende Schönheit. Sie war einen Meter siebzig groß, schlank und hatte eine perfekte Figur, volle Brüste und eine schmale Taille. Ihr langes, lockiges, rotblondes Haar leuchtete golden in der Sonne und ihre helle Haut war übersät mit Sommersprossen. Im Gegensatz zu anderen jungen Damen, die bei jeder Sommersprosse, die sich auf ihren Wangen zeigte, verzweifelten, machte sich Dorothea über die kleinen braunen Pünktchen in ihrem Gesicht lustig.
    Gustav fand diese Sommersprossen höchst anziehend. Wie oft hatte er schon davon geträumt, jede einzelne davon zärtlich zu küssen? Warum konnte er sich nicht einfach eingestehen, dass er in Dorothea verliebt war? Wann immer sie ihn berührte, erregte ihn dies. Und sie berührte ihn oft, rein freundschaftlich oder wie einen Bruder, den man lieb hat, auch wenn man sich oft mit ihm zankt.
    Eine rotgoldene Haarpracht floss über sein Gesicht. Sie saß, ja lag beinahe auf ihm, ihre vollen Brüste knapp über seinem Mund. Er schnappte nach ihnen, streichelte sie mit seiner Zunge. Ihr leises Stöhnen spornte ihn an, er liebkoste sie mit seinen Zähnen, berührte sie sanft, musste sich sehr beherrschen, um nicht hineinzubeißen in das weiche, warme Fleisch. Als er doch ganz sanft zubiss, begann sie zu jammern. Sogleich küsste er die Stelle, die seine Zähne berührt hatten, und flüsterte ihr Koseworte ins Ohr.
    Sie strich mit ihren schlanken Fingern über seine Wangen. Ließ ihre Hände seine Brust entlangwandern und umfasste seine Lenden, gab ihm mit leisem Druck zu verstehen, dass er in sie eindringen dürfe. Sein erster Stoß war heftig. Sie schrie. Er presste seine Lippen auf ihren Mund. Sie brachte ihn fast um den Verstand mit ihren langsamen Bewegungen. Sein Glied drohte zu explodieren, sein Körper bäumte sich auf, er löste sich von ihr, warf sie zur Seite und drang erneut in sie ein.
    Gustav erwachte schweißgebadet.

Eine große, schlanke …
    Eine große, schlanke Frau in einem modischen, eng taillierten Kostüm näherte sich dem Tigerkäfig. Die Dämmerung senkte sich über die weitläufige Anlage im Schlosspark von Schönbrunn. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Es war knapp sieben Uhr abends vorbei. Die Kaiserliche Menagerie hatte gerade ihre Tore geschlossen. Sie fragte sich, wie sie hier wieder hinauskam. Was für eine Schnapsidee, sich ausgerechnet im Zoo zu treffen, dachte sie. All der schreckliche Gestank und diese unheimlichen Geräusche ... Neben dem Tigerkäfig waren die Menschenaffen untergebracht. Sie begrüßten die Frau mit lautem Geschrei. Plötzlich erblickte sie eine gebückte Gestalt hinter dem Affenkäfig. Sie hielt den Atem an. Doch das seltsame Wesen schien sich vor ihr ebenso zu fürchten wie sie vor ihm. Es richtete sich halb auf und humpelte davon. Womöglich war einer der Gorillas entkommen? Sie wusste nicht, ob diese Tiere gefährlich waren, nahm es aber an und wollte gerade die Flucht ergreifen, als eine andere dunkel gekleidete Gestalt auf sie zukam.
    Erst als er seine Arme ausstreckte und ihren Namen rief, erkannte sie ihn. Doch sie fiel nicht in seine Arme, sondern schrie ihn an: „Welch Unverschämtheit, mich hier warten zu

Weitere Kostenlose Bücher