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Die Tote von Schoenbrunn

Die Tote von Schoenbrunn

Titel: Die Tote von Schoenbrunn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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lassen! Ich fürchtete schon, du wärst gar nicht mehr hereingekommen.“
    „Verzeih mir, Liebling. Ich dachte, es wäre für dich nicht weit und du müsstest euren Kutscher nicht be­mühen, sondern könntest zu Fuß kommen …“
    „Was willst du von mir? Warum hast du mich hierherbestellt? Ein Rendezvous in der Menagerie – oh wie romantisch! Du hast doch meinen letzten Brief gelesen.“
    „Bitte schrei nicht so. Ich möchte nur mit dir reden, wollte dir unter vier Augen sagen, dass ich dich liebe und nicht bereit bin, dich aufzugeben.“
    Ihr schrilles Lachen fuhr ihm durch Mark und Bein.
    „Es hat sich ausgeliebt, mein Teuerster! Mein Mann ist misstrauisch geworden. Ich will keine Komplikationen, kann mir keine leisten. Das musst du einsehen.“
    „Weiß er von uns?“
    „Er ahnt etwas. Wir dürfen uns nie wiedersehen.“
    „Aber ich liebe dich!“ Der Mann ergriff sie an ihren Schultern und schüttelte sie.
    „Lass mich sofort los!“
    „Ich habe noch alle Briefe von dir …“
    „Na und? Willst du mich damit etwa erpressen?“
    „Wenn mir nichts anderes übrig bleibt …“
    „Sei nicht so kindisch. Was bildest du dir eigentlich ein? Du warst nur einer von vielen.“
    „Das sagst du nur, um mich zu verletzten.“
    „Du bist mir lästig geworden, bist so besitzergreifend, ja geradezu unverschämt in letzter Zeit. Im Grunde bist du nichts anderes als ein Parasit, hängst dich an wohlhabende Frauen und saugst sie aus, bis von ihnen nur mehr leere Hüllen übrig sind. Nein, du bist kein Parasit, sondern ein Vampir.“
    „Hör auf …“
    „Ich weiß, dass ich nicht die Erste und Einzige bin, die du ausgenommen und nach Strich und Faden be­trogen hast. Du bist ein Schmarotzer, ein Taugenichts, und bildest dir weiß Gott was ein. Dabei hast du keine Ahnung, wie man eine Frau glücklich macht.“
    „Halt den Mund oder …“
    „Oder was?“
    Er stand ganz nahe vor ihr. Seine Augen blitzten vor Zorn, doch sie lachte nur höhnisch.
    „Verdammtes Weib, sei endlich still!“ Seine Hände schlossen sich um ihren Hals.
    Sie schrie.

17
    Rudi holte Gustav früh morgens aus dem Bett.
    „Es gab schon wieder einen Mord. Dieses Mal hat er in der Kaiserlichen Menagerie in Schönbrunn zugeschlagen“, sagte er und rauchte eine von Gustavs Zigarillos, während er seinem Freund dabei zusah, wie er sich hastig ankleidete.
    Erst als sie in der Kutsche saßen, berichtete Rudi, was passiert war.
    „Heute früh ist im Tigerkäfig eine Frauenleiche gefunden worden. Die Arme ist von den indischen Königstigern zerfleischt worden. Kaiserin Maria Theresia hatte diese Tiere beim Frühstück im Freien so gerne um sich.“
    „Bist du betrunken?“
    „Nein, im Ernst, es ist eine ganz furchtbare Geschichte. Wahrscheinlich werden die Tiger nun erschossen.“
    „Sag mal, Rudi, bist du wirklich in Ordnung?“
    „Verzeih. Ich bin am Ende mit meinem Latein. Bei dem dritten Opfer handelt es sich um die Frau des Rittmeisters von Braunstätt. Ihr Mann ist in Görz stationiert und seit Monaten nicht mehr zu Hause gewesen. Die Dame hat sich, so sagt man, mittlerweile von diversen jungen Herren trösten lassen, was man ihr ja nicht verübeln kann, oder?“
    „Ist das Galgenhumor oder bist du inzwischen ein herzloser Zyniker geworden? Wir haben es mit einem Mörder zu tun, der junge hübsche Frauen, die dem Hof nahestehen, auf grausamste Art und Weise umbringt.“
    „Nichts anderes habe ich sagen wollen. Meine Kollegen verdächtigen einen Zoowärter namens Zoran, der sie gefunden hat. Der Kerl ist grenzdebil, treibt es angeblich mit den Viechern und hat einen schlimmeren Buckel als der Glöckner von Notre Dame.“
    „Welcher Glöckner?“
    „Na der in dem Buch von Victor Hugo, du ungebildeter Mensch!“
    Wenn Gustav nicht gewusst hätte, dass sein Freund im Dienst nie Alkohol trank, hätte er ihn tatsächlich für stockbetrunken gehalten. So durcheinander hatte er ihn noch nie erlebt. Trotzdem konnte er die Beleidigung nicht einfach so auf sich sitzen lassen.
    „Ich war schon im zarten Alter von fünfzehn in die schöne Esmeralda verliebt“, sagte er. „Was ist mit diesem Buckligen?“, fragte er dann.
    „Er ist vielleicht gar nicht so dumm, hat nur einen Sprachfehler. Jedenfalls gibt er unverständliches Zeug von sich. Der arme Kerl sieht zum Fürchten aus. Sein Gesicht ist missgebildet und verwüstet von Pockennarben …“
    „Von wem sprichst du jetzt? Vom Glöckner von Notre Dame?“
    „Idiot! Wir haben den Gärtner

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