Die Tote
weggelaufen. Wir konnten nicht hinterher, da wären ein paar Leute auf uns aufmerksam geworden.«
»Janina hatte eine Wunde am Kopf, woher kam die?«
Frau Meiler verdrehte die Augen. »Ja, Thomas ist ein Choleriker, der hat sie mit der Taschenlampe geschlagen, da war sie einen Moment weggetreten, aber sie war nicht tot, und dann ist sie ja abgehauen.«
»Dann war der Mann, dem Janina gefolgt sein soll und den Ihre Komplizen gesehen haben wollen, wohl reine Erfindung?«
Sonja Meiler kicherte. »Natürlich. Aber irgendwas mussten sie Ihnen ja wohl erzählen. Schließlich hatte der Alte von gegenüber sie auf dem Platz gesehen.«
»Und der Mann in der Bahn war Kiesler.«
»Allerdings. Wir haben uns köstlich darüber amüsiert, dass Sie ihm ein Foto von sich selbst vorgelegt haben.« Frau Meiler lachte. Ein unangenehmes, hämisches Lachen. »Wohl klar, dass er sich nicht erkannt hat.«
»Und das schwule Getue? Was sollte das?«, fragte Charlotte.
»Reine Sicherheitsvorkehrung. Ich hab den beiden dazu geraten. Niemand würde schwangere Frauen mit einem schwulen Pärchen in Verbindung bringen.« Frau Meiler spielte versonnen mit ihren Haaren. »Außerdem hat es den beiden Spaß gemacht. Die spielen gern Theater.«
Charlotte war zugleich wütend und erschöpft, aber sie wollte jetzt alles wissen.
»Was war mit Drillich?«
Sonja Meilers Augen verhärteten sich. »War das der Pädophile, der uns erpressen wollte?«
»Dass er pädophil war, ist nicht zweifelsfrei erwiesen.«
»Verlassen Sie sich drauf. Er war verrückt nach Janina. Sie hat sich ein paarmal mit ihm getroffen und Geld von ihm genommen. Zöpfe wollte er haben, und ein Trägerröckchen musste sie anziehen. Der und nicht pädophil? Da glaub ich ja eher an den Weihnachtsmann.«
»Aber Janina war doch schwanger.«
»Sie war bestimmt schon im fünften Monat, ist aber immer noch in die Bar gegangen. Wir haben sie gelassen. Sie hat sich Sabrinas Pass ausgeliehen und die Haare dunkel gefärbt. Fragen Sie mich nicht, wieso das geklappt hat, aber so genau kontrollieren die in den Bars ja wohl nicht. Und schwanger war sie schon, als Thomas sie in einer Diskothek kennenlernte, aber das wusste sie noch nicht. Und als sie es wusste, haben wir ihr Geld angeboten für das Kind. Aber sie wollte das Kind nicht bekommen, hat gesagt, es wär von ihrem Vater.«
Charlotte und Maren warfen sich einen Blick zu. Dann musste Janina, nachdem sie von zu Hause weg war, noch mal Kontakt zu ihrem Vater gehabt haben.
»Sind Sie sicher, dass es von ihrem Vater war?«, fragte Charlotte dann.
»Jedenfalls hat Janina das gesagt. Und diese Narbe hatte sie wohl auch von ihm. Da hätte er ein heißes Bügeleisen nach ihr geworfen. Und irgendwann hat er Janina in der Bar gesehen. Da hat sie ihm gesteckt, dass sie schwanger war, das dumme Gör. Wie der Kerl dann rausgekriegt hat, dass sie bei Thomas wohnt, weiß ich nicht. Wird den beiden wohl gefolgt sein. Auf jeden Fall hat er nach Janinas Tod immer vor dem Imbiss rumgelungert, wollte doch tatsächlich Geld von uns. Hat gesagt, wir hätten seine Tochter umgebracht. Das Schwein. Ich hab ihm dann gesagt, er soll sich zum Teufel scheren, wenn er nicht im Knast landen will.«
Charlotte stand auf. »Moment«, sagte sie, ging hinaus und griff sich den ersten Beamten, der ihr über den Weg lief. Es war Kramer, der sie freudestrahlend in die Arme schloss. Charlotte gab ihm Namen und Adresse von Janina Heimanns Vater. »Festnehmen, er steht im Verdacht, seine Tochter geschwängert zu haben.«
»Wird erledigt«, sagte Kramer.
Charlotte rief im Labor an, Schramm war dran. »Habt ihr das Ergebnis der DNA -Analyse von Sabrina Hartmann?«, fragte sie gespannt.
»Ja, gerade reingekommen. Das tote Neugeborene ist ihr Kind.«
»Ach, Scheiße«, seufzte Charlotte.
»Wieso Scheiße?«, fragte Schramm erstaunt. »Wär’s dir anders lieber?«
»Nein, natürlich nicht.« Charlotte legte auf und schleppte sich wieder zurück in ihr Büro, wo Maren und Sonja Meiler über Demenz sprachen.
Charlotte setzte sich. »Was ist mit dem toten Neugeborenen an der Ihme?«, fragte sie, und Sonja Meiler wurde blass. Sie schwieg einen Moment, aber dann wurde ihr wohl klar, dass sie sich nicht dumm stellen konnte. Man würde herausfinden, dass es Sabrinas Kind war.
»Ein bedauerlicher Unfall«, sagte sie. »Thomas hatte ihm ein Schlafmittel gegeben, weil es ohne Unterlass schrie. Aber Thomas übertreibt immer und alles. Es war übrigens sein Kind. Er wollte
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